Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der Vampir der Meere ist in Gefahr

Die Riffmantas sind vom Aussterben bedroht. Der größte Feind des Planktonfr­essers lebt nicht im Wasser

- VON CHRISTOPH LOTTER

Augsburg Geheimnisv­oll ist das Leben der Riffmantas. Viele Schauermär­chen kursieren seit Jahrhunder­ten um die Tiere, deren Flossen an einen Vampir erinnern. Dabei ist längst bekannt: Für den Menschen sind Riffmantas gänzlich ungefährli­ch. Denn einen giftigen Stachel besitzen die Fische nicht. Es ist eher so, dass der Homo sapiens dem Mobula alfredi in absehbarer Zeit den Garaus machen könnte. Dafür gibt es viele Anzeichen.

Mit den blutsaugen­den Nachtgesta­lten aus den Legenden haben die Riffmantas jedenfalls nichts zu tun. Sie sind sogar sehr intelligen­te Fische. Das haben Forscher herausgefu­nden. Das Gehirn eines Mantas ist etwa so groß wie eine Apfelsine. Zum Vergleich: Walhaie können bis zu zehnmal so groß werden wie Mantas, ihre Gehirne sind dagegen zwei Drittel kleiner. Und sozial engagiert sind die Riffmantas auch. Die Tiere treffen sich immer wieder an Futterplät­zen und sogenannte­n Putzstatio­nen, wo sie sich stundenlan­g von anderen kleineren Fischen die Parasiten von der Haut knabbern lassen. Dabei bauen die Riffmantas offenbar langfristi­ge soziale Kontakte, also Freundscha­ften, untereinan­der auf. Die Mantas kommunizie­ren sogar mittels Geräuschen miteinande­r, die sie mit ihren Flossen erzeugen. Etwa indem sie Strömungen brechen oder auf das Wasser schlagen. Es gibt übrigens auch einen rosa Riffmanta. Der lebt im Great Barrier Reef vor Australien. Seine Entdecker nannten ihn „Inspector Clouseau“, nach dem Detektiv aus „Der rosarote Panther“. Viel mehr ist den Wissenscha­ftlern nicht bekannt über die Rochenart aus der Familie der Teufelsroc­hen. Etwa wie viele Riffmantas es weltweit gibt, liegt im Dunkeln. Nur so viel ist sicher: Es werden immer weniger.

Der Tourismus macht den Tieren zunehmend zu schaffen, warnen Forscher. Immer mehr Boote und Taucher in der Nähe ihrer Futterplät­ze und Putzstatio­nen stören die Mantas. Auch das Plastik in den Meeren ist Gift für die Tiere, lautet die alarmieren­de Botschaft der Wissenscha­ftler. Über das Plankton, das Riffmantas fressen, landen stündlich bis zu 60 Plastikpar­tikel im Magen der Fische. Der Kunststoff blockiert die Nährstoffa­ufnahme, beschädigt den Verdauungs­trakt und sammelt sich im Gewebe an. Dort hat er Auswirkung­en auf den Hormonhaus­halt und den Stoffwechs­el der Tiere, beeinfluss­t ihr Wachstum und ihre Fortpflanz­ung. Der Riffmanta wird deshalb seit 2013 auf der Roten Liste für bedrohte Tierarten der Weltnaturs­chutzunion IUCN als gefährdet eingestuft. Das bedeutet, es besteht ein hohes Risiko des Aussterben­s in der Natur in unmittelba­rer Zukunft.

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Foto: Sophie Seek, dpa Majestätis­ch schwingt der Riffmanta seine Flossen durchs Meer – aber wie lange noch? Er gehört zu den weltweit bedrohten Tierarten.

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