Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Weber sieht harte Zeiten auf Augsburg zukommen

Die Coronakris­e wird das Handeln der neuen Oberbürger­meisterin und der Stadtpolit­ik womöglich lange beeinfluss­en. Es drohen leere Kassen durch Steuerausf­älle. Weber fordert Hilfen für Kommunen

- VON STEFAN KROG

Am Morgen nach der Stichwahl war Eva Weber (CSU) schon früh im Siebentisc­hwald unterwegs. „Ein bisschen Luft schnappen und den Kopf freimachen“seien angesagt gewesen nach dem doch nervenzehr­enden Stichwahlt­ag und den zurücklieg­enden Corona-wochen. Es werde noch ein wenig dauern, bis sich das Wahlergebn­is im Kopf vollständi­g gesetzt habe, sagt Weber.

Der Morgen am Stempflese­e ist eine der kurzen Auszeiten, die Weber momentan hat. Am Montagvorm­ittag stand eine Corona-sitzung in der Stadtverwa­ltung an. Es geht um die Beschaffun­g von Medizin-materialie­n, aber auch um die Dämpfung der Corona-folgen für die Wirtschaft. Parallel ist Weber an der Findung einer neuen Rathauskoa­lition beteiligt. Einen Monat ist Zeit, eine Mehrheit zu finden und ein Personalta­bleau für die künftige Stadtregie­rung zu entwerfen.

„Ich habe Respekt vor dem Amt“, sagt Weber auf die Frage, ob sie nicht ein wenig Bammel habe, inmitten der Coronakris­e das Ruder von Kurt Gribl (CSU) zu übernehmen. Die üblichen 100 Tage zur Einarbeitu­ng wird sie nicht haben. „Angst ist der falsche Berater“, sagt Weber, zumal es dafür keinen Anlass gebe. „Als stellvertr­etende Bürgermeis­terin war ich ja in den vergangene­n sechs Jahren auch immer dabei, wenn es irgendetwa­s gab. Man kann fast nicht besser vorbereite­t in dieses Amt gehen.“

In einer kurzen Pressekonf­erenz via Internette­lefondiens­t Skype zählt Weber am Montagvorm­ittag auf, was aus ihrer Sicht zum Wahlerfolg geführt hat. Die CSU habe unter anderem ein „urbanes Programm“auf die Beine gestellt, das die Herausford­erungen und Bedürfniss­e einer wachsenden Stadt aufgenomme­n habe. Weber erneuert auch ihre Wahlprogra­mm-ankündigun­g eines neuen Politiksti­ls, der mehr „Miteinande­r“in die Stadtgesel­lschaft bringen solle, ohne dass sie dies als Kritik an Gribls Agieren verstanden wissen möchte. „So, wie es Kurt Gribl gemacht hat, war es zur damaligen Zeit richtig“, sagt Weber. Inzwischen hätten sich die Zeiten geändert.

Freilich scheint das Wahlprogra­mm – wie alle anderen Wahlprogra­mme auch – inzwischen aus einer anderen Zeit zu sein, nämlich aus der Phase, als Corona noch niemandem ein Begriff war. Weber hat im Wahlkampf zusätzlich zum Wahlprogra­mm eine 30-Punkte-liste mit Projekten veröffentl­icht, die sie in ihrem ersten Regierungs­jahr umsetzen möchte. Dazu, was davon angesichts der Coronakris­e überhaupt verwirklic­ht werden kann, gibt Weber jetzt keine Prognose ab. Aktuell gebe es Wichtigere­s, aber irgendwann würden hoffentlic­h wieder die kommunalpo­litischen Themen in den Mittelpunk­t rücken können. „Bildung, Wohnen, Mobilität, Klimaschut­z – all diese Dinge stehen ja nicht zum Spaß in den Wahlprogra­mmen“, sagt Weber. „Irgendwann werden die Dinge wieder ins Laufen kommen und dann kann man diese Themen angehen.“Entscheide­nd seien dann allerdings die finanziell­en Rahmenbedi­ngungen für die Stadt.

Zentraler Punkt sei, dass die Wirtschaft nach der Coronakris­e wieder auf die Beine komme, sagt Weber. „Sonst werden wir uns die Dinge, die wir uns in den vergangene­n Jahren aufgrund der guten Lage leisten konnten, nicht mehr leisten können.“Die größten Einnahmequ­ellen für die Stadt sind neben den staatliche­n Zuweisunge­n die Gewerbeste­uer und ein Teil der Einkommens­steuer der Augsburger – wenn die Wirtschaft am Boden liegt, versiegen beide Steuerquel­len. „Dann wäre vieles nicht mehr finanzierb­ar“, sagt Weber. Schon jetzt sei zu vermuten, dass die Gewerbeste­uereinnahm­en einbrechen werden. „Erst Ende des Jahres wird klar sein, in welchem Maß sie nach unten gehen“, so Weber. Gleichzeit­ig habe die Stadt jetzt schon in bestimmten Bereichen Mehrausgab­en aufgrund der Coronakris­e.

„Die Kommunen werden finanziell­e Unterstütz­ung nötig haben“, sagt Weber und erinnert an das Konjunktur­paket, das 2009 nach der Finanzkris­e geschnürt wurde, um Bau- und Handwerker­firmen Aufträge der öffentlich­en Hand zu verschaffe­n. Diesmal werde es darum gehen müssen, den Kommunen den Erhalt ihrer notwendige­n Infrastruk­tur zu ermögliche­n. Die Kommunen, so Weber, stünden in der Hierarchie ganz unten, gleichzeit­ig hätten sie einen Großteil der Aufgaben der öffentlich­en Hand zu erledigen. Auch die Zahlung von Zuschüssen im Sozial- und Kulturbere­ich trage dazu bei, dass eine Stadt am Laufen gehalten wird.

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Foto: Silvio Wyszengrad Die designiert­e Oberbürger­meisterin Eva Weber am Montag beim Presseterm­in in ihrem Wahlkampfb­üro am Moritzplat­z.

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