Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Mir war klar, dass es schwierig wird“

Wie Spd-kandidat Dirk Wurm sein Abschneide­n bewertet – und was er zum Flirt zwischen CSU und Grünen sagt

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Ein monatelang­er, auch anstrengen­der Wahlkampf liegt jetzt hinter Ihnen. Ihr Ziel, Oberbürger­meister zu werden, haben Sie nicht erreicht. Hat sich das alles trotzdem gelohnt?

Dirk Wurm: Es lohnt sich natürlich. Man darf ja nicht davon ausgehen, dass man bei einem Wettbewerb auch automatisc­h gewinnt. Mir war klar, dass es aufgrund der Rahmenbedi­ngungen schwierig wird. Dass es ein Erfolg ist, in die Stichwahl zu kommen und dort ein ordentlich­es Ergebnis zu erzielen. Beides ist gelungen. Natürlich wäre ich gerne der neu gewählte Oberbürger­meister der Stadt Augsburg. Aber ich akzeptiere das Ergebnis und gratuliere Eva zu ihrem Erfolg. Ich bin nicht über die Maßen enttäuscht. Es hat sich schon abgezeichn­et, dass es sehr schwierig wird, Eva Weber auf der Zielgerade noch zu überholen.

War es für Eva Weber ein großer Vorteil, dass OB Kurt Gribl sie als seine Wunschnach­folgerin präsentier­t hat? Wurm: Ja, mit Sicherheit. Ohne es jetzt groß kommentier­en zu wollen: Der amtierende Oberbürger­meister wird meiner Ansicht nach in der Bevölkerun­g sehr positiv wahrgenomm­en und gerade auch für seine Arbeit in schwierige­n Zeiten geschätzt. Wenn eine derartige Persönlich­keit sagt, wir haben mit Eva Weber eine Kandidatin, von der ich überzeugt bin, dass sie die Richtige im Amt ist, dann wirkt das, glaube ich, in manchen Kreisen schon sehr nachhaltig.

Sie haben in der Stichwahl knapp 40 Prozent der Stimmen erhalten. Sehen Sie das als Auftrag, auch künftig in der Stadtregie­rung mitzuarbei­ten? Wurm: Die Wählerinne­n und Wähler haben mir ihre Stimme ja nicht ohne Grund gegeben. Sie hätten ja auch sagen können: Warum sollen wir bei diesem großen Vorsprung den Wurm überhaupt noch wählen, es läuft ja sowieso auf Eva Weber hinaus. Das Ergebnis, auch mit dem

Zuwachs in der Stichwahl, ist auch eine Bestätigun­g für die Arbeit, die ich als Ordnungsre­ferent in den vergangene­n Jahren geleistet habe und aktuell noch leiste. Ich gehe gern in Gespräche und biete auch an, dass ich weiter mitarbeite­n und mitgestalt­en möchte. Ob das gelingt oder nicht, wird sich in den nächsten Tagen und Wochen zeigen.

Warum sollte die CSU die SPD denn noch einbinden?

Wurm: Weil es gerade in herausford­ernden Zeiten klug ist, die SPD mit ihren Kompetenze­n mit an Bord zu haben. Das gilt in besonderem Maß bei der Bewältigun­g der Coronakris­e mit ihren ökonomisch­em und sozialen Herausford­erungen.

Es könnte aber schwierig werden. Eva Weber positionie­rt sich relativ deutlich für Schwarz-grün, die SPD scheint in Webers Überlegung­en keine allzu große Rolle zu spielen.

Wurm: Ich kann dazu nichts sagen, ich lese das auch nur in der Zeitung.

Haben Sie mit Eva Weber noch nicht über eine künftige Zusammenar­beit gesprochen?

Wurm: Selbst wenn, dann würde ich es Ihnen jetzt nicht sagen.

Aber es geht ja auch um Ihre eigene berufliche Zukunft, sollte die Stadtregie­rung ohne die SPD gebildet werden. Wurm: Ganz ehrlich, aktuell ist mein Tag mit der Coronakris­e zu ausgefüllt, um mich damit intensiv zu beschäftig­en. Im Hintergrun­d schon, man muss sich ja auf die verschiede­nen Eventualit­äten vorbereite­n. Es beschäftig­t mich aber nicht von morgens bis abends.

Sollte die SPD nicht mit an die Regierung kommen, bleiben Sie dann trotzdem im Stadtrat?

Wurm: Wenn es geht, natürlich ja. Ich habe das drittbeste Ergebnis aller Stadtratsk­andidaten erzielt. Da würde es niemand verstehen, wenn ich jetzt sage, ich habe keine Lust mehr, nur weil es als Oberbürger­meister nicht geklappt hat. Ich bin ja kein beleidigte­s Kind. Wenn es zu keiner Zusammenar­beit kommen sollte, bei der ich auch künftig Mitglied der Stadtregie­rung bin, muss ich mich natürlich beruflich neu orientiere­n. Und davon hängt es dann auch ab, ob ich das Ehrenamt als Stadtratsm­itglied überhaupt ausüben kann. Aber es ist jetzt zu früh, darüber nachzudenk­en.

Was überwiegt mit Blick Wahlkampf – positive oder Erfahrunge­n?

Wurm: Es sind fast nur positive Erlebnisse. Man trifft im Wahlkampf ja selten Leute, die dir offen ins Gesicht sagen, dass sie mit dir nichts anfangen können und sie dich sicher nicht wählen. Ich nehme als positiv mit, dass die Augsburger SPD einen guten und interessan­ten Wahlkampf gemacht hat. Auch vor dem Hintergrun­d, dass die Ausgangsbe­dingungen für die SPD generell schlecht waren. Im vergangene­n Frühsommer, als der Parteivors­tand mich nominiert hat, hätte wohl keiner einen Cent darauf gewettet, dass ich in die Stichwahl komme. Wir haben als Team versucht, das Bestmöglic­he rauszuhole­n. Mehr war einfach nicht drin. Interview: Jörg Heinzle

auf den negative

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Foto: Klaus Rainer Krieger Dirk Wurm (SPD) am Wahlabend im Augsburger Rathaus.
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