Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Warum das Tierheim unter Corona leidet

Das Augsburger Tierheim kann seinen Aufgaben unter erschwerte­n Bedingunge­n kaum nachkommen. Das hat Folgen

- VON LEONHARD PITZ

Wegen der Corona-krise kommen viele soziale Einrichtun­gen immer mehr in die Bredouille. Kein Publikumsv­erkehr mehr, ehrenamtli­che Kräfte fallen weg und Spenden bleiben aus. So geht es auch dem Augsburger Tierheim.

Zurzeit ist das Tierasyl in der Holzbachst­raße geschlosse­n, mindestens bis zum 20. April werden keine Besucher mehr empfangen. Da es nicht mehr möglich ist, sich vor Ort die Tiere anzusehen, liegt die Tiervermit­tlung quasi auf Eis. „Nur in Einzelfäll­en kann die Vermittlun­g gerade noch stattfinde­n. Etwa wenn jemand sich ein Tier auf unserer Homepage aussucht und alle weiteren Fragen telefonisc­h geklärt werden können“, sagt Heinz Paula, Vorsitzend­er des Tierschutz­vereins. Geschäftsf­ührerin Sabina Gassner macht deutlich, was das heißt: „Für uns ist das eine echt schlimme Situation, es werden fast keine Plätze mehr frei.“

Deshalb nehme das Tierheim aktuell nur im Notfall neue Tiere auf, etwa bei Fundtieren oder wenn der Besitzer stirbt oder ins Krankenhau­s muss. „Alles, was warten kann, muss warten“, fasst Gassner zusammen. Aktuell gebe es noch Kapazitäte­n für diese Notfälle. Wie Paula berichtet, sei man auch bayernweit mit Tierheimen in Kontakt, um eventuelle lokale Engpässe zu überbrücke­n. Er spricht von einem „großen Zusammenha­lt“unter den Tierheimen.

Um das Infektions­risiko zu verkleiner­n, wurde das Tierheim jedoch nicht nur für Besucher geschlosse­n. Auch der ehrenamtli­che Gassigeh-service laufe derzeit nur eingeschrä­nkt, berichtet Paula. „Im Normalfall haben wir eine Vielzahl von Ehrenamtli­chen, die die Hunde abholen und dann mit ihnen Gassigehen“, so Paula. Doch auch hier mussten Maßnahmen getroffen werden. „Als Allererste­s haben wir die heimgeschi­ckt, die zur Risikogrup­pe gehören, also alle über 60 Jahre und mit Vorerkrank­ungen“, erklärt Gassner. „Übrig geblieben ist ein kleiner Kern von fünf Leuten, der uns unterstütz­t, damit die Hunde nicht den ganzen Tag in den Zwingern sein müssen.“Denn mit allen Hunden nach draußen zu gehen, könnten die Hauptamtli­chen nicht stemmen.

In der aktuellen Lage besonders nicht. Die Belegschaf­t wurde in zwei feste Teams eingeteilt, damit die Versorgung der Tiere immer sichergest­ellt sei, auch wenn es einen Corona-fall geben würde und dann ein Teil des Personals in Quarantäne müsse, berichtet Gassner.

Insgesamt spricht die Geschäftsf­ührerin von einer „katastroph­alen Situation“, auch finanziell. Da die Leute nicht mehr persönlich ins Tierheim kommen können, fallen auch viele Kleinspend­en weg. Auch Heinz Paula spricht von deutlichen Einbußen: „Vermittlun­gsgelder sind eine wichtige Einnahmequ­elle für das Tierheim.

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Archivfoto: Ulrich Wagner Die Tiervermit­tlung im Tierheim liegt derzeit auf Eis.

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