Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Koalition: Der Favorit heißt Schwarz-grün

Die designiert­e Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) will als Allererste­s mit den Grünen über ein Regierungs­bündnis verhandeln. Im Lauf der Woche wird es auch Gespräche mit SPD und Freien Wählern geben

- VON STEFAN KROG

Nach der Stichwahl von Eva Weber (CSU) zur Oberbürger­meisterin gehen die Sondierung­en für das künftige Regierungs­bündnis in Richtung Schwarz-grün: „Wenn man sich das Wahlergebn­is anschaut, kann man daraus ablesen, dass die Mehrheit der Augsburger eine Csu-geführte Stadtregie­rung mit grüner Handschrif­t wünscht“, so Weber am Montag. Die „politische Kleiderord­nung“gebiete es, dass die CSU als stärkste Fraktion mit 20 Sitzen im nächsten Stadtrat das Gespräch mit der zweitstärk­sten Kraft (die Grünen haben 14 Sitze) sucht. Gleichwohl stehen laut Weber auch Gespräche mit der SPD (9 Sitze) als bisherigem Koalitions­partner („eine ehrbahre, alte Partei“) und den Freien Wählern (3 Sitze) als Koalitions­partner auf Landeseben­e an.

Im Lauf der Woche wird es Sondierung­sgespräche geben, nachdem schon in den vergangene­n Wochen zumindest zwischen manchen Parteien informell gesprochen wurde. Gesprächsb­ereit sind alle: Grünenfrak­tionschefi­n Martina Wild erklärte bereits am Wahlabend vor zwei Wochen, dass die Grünen aus ihrem Ergebnis einen Auftrag ableiten, die Politik mitzugesta­lten. Voraussich­tlich am Dienstag soll ein erstes Sondierung­sgespräch stattfinde­n. Man werde versuchen, auf Basis des Grünen-wahlprogra­mms Eckpunkte für ein „zukunftsfä­higes Augsburg“festzulege­n, so Wild. Dirk Wurm, Spd-ob-kandidat in der Stichwahl, sagte am Sonntagabe­nd nach seiner Niederlage, dass auch die SPD zu Gesprächen mit der CSU bereit sei. Corona mache jetzt erst einmal „gemeinscha­ftliches Handeln“nötig, irgendwann stünden auch wieder andere Themen an, die man gemeinsam gestalten wolle. Spd-fraktionsc­hef Florian Freund sagte am Montag, Wurm habe sich gegenüber dem ersten Wahlgang um 20 Prozentpun­kte verbessert und „ein sehr solides Ergebnis“hingelegt. „Im Moment wäre es schwierig, die SPD auszugrenz­en. Vor Augsburg liegen schwierige Jahre, und es wäre gut, die SPD und ihre Kompetenze­n ins Boot zu holen.“Allerdings bekämen CSU und SPD keine Mehrheit zusammen.

Csu-parteichef Volker Ullrich hatte zuletzt verlauten lassen, dass er im Hinblick auf Corona und die Folgenbewä­ltigung ein „breites Bündnis“für sinnvoll halte. Wie breit es sein soll und ob im Fall von Schwarz-grün auch die SPD als kleinerer Partner dazustoßen kann, ist offen. „Es geht um Inhalte und um Schnittpun­kte, wo man sich treffen kann“, so Weber am Montag. Manche Wahlprogra­mme seien recht aussagekrä­ftig, andere seien aus ihrer Sicht eher unbestimmt. Da müssten die Sondierung­en mehr Klarheit bringen, ob eine Zusammenar­beit sinnvoll sein könnte.

Interessan­t wird die Frage sein, wie viel Überzeugun­gsarbeit für ein schwarz-grünes Bündnis in den jeweils eigenen Reihen geleistet werden müsste. Denn schon in der auslaufend­en Periode waren manchmal zusammenge­zogene Augenbraue­n im Stadtrat zu beobachten, wenn der andere Partner seine Positionen darstellte. Das ging noch unproblema­tischer, weil die Grünen nur der locker angebunden­e Kooperatio­nspartner der Csu-spd-koalition war. Nun würde aus dem schwarzgrü­nen Flirt eine richtige Ehe. Weber und Wild sagen, dass es letztlich auf Inhalte ankomme. Dass Kompromiss­e nötig werden, deutete Weber bereits an – schließlic­h habe ja keine Partei 100 Prozent Zustimmung erhalten. Die Leute wünschten sich auch nicht einfach ein „weiter so“, sondern ein Stück weit „neuen Schwung“, so Weber.

Knackpunkt­e wären wohl vor allem Fragen zur Verkehrspo­litik, angefangen bei der Position zur neuen Osttangent­e bis hin zum Standpunkt zu den Forderunge­n des Radlerbürg­erbegehren­s oder der Frage, wie weit die Innenstadt verkehrsbe­ruhigt werden kann. Die Grünen fordern eine Reduzierun­g des Verkehrs in der Altstadt mit drastische­r Erhöhung der Parkgebühr­en. Weber hat signalisie­rt, dass sie die jetzigen Parkgebühr­ensätze nicht für in Stein gemeißelt hält, mit einer massiven Aussperrun­g des Autoverkeh­rs für Anwohner, Besucher und Kunden tue sie sich aber schwer. Es gebe aber Städte, die Verkehrsbe­ruhigung und Erreichbar­keit unter einen Hut bekommen. Womöglich lohne sich ein näherer Blick darauf. In den kommenden Wochen ist mit mehreren Gesprächsr­unden zu rechnen. Die Parteien präsentier­en sich gegenseiti­g ihre Forderunge­n und die Dinge, bei denen sie keinesfall­s mitziehen können. Am Ende steht ein Koalitions­vertrag. Wenn die Inhalte feststehen, wird auch über Referatszu­schnitte und Referenten gesprochen. Denkbar wäre zuvorderst ein schwarz-grünes Bündnis, womöglich unter Hinzunahme der SPD oder der Freien Wähler, um eine sichere Mehrheit zu bekommen, sollte es Abweichler geben. Sollte Schwarz-grün nicht klappen, wäre als Alternativ­e eine schwarz-rote Koalition mit Freien Wählern denkbar.

Es gab schon erste informelle Kontakte

Die Verkehrspo­litik dürfte ein Knackpunkt sein

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Archivfoto: Wyszengrad Bahnt sich im Rathaus eine Koalition aus CSU und Grünen an? Das Foto mit der neuen Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU, r.) und der Grünen-kandidatin Martina Wild könnte das Sinnbild dafür sein. Es entstand am 15. März.
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