Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Lichterket­te nachts am Himmel

Ein ominöses Phänomen irritiert Menschen in Bayern

- VON SARAH RITSCHEL

Augsburg Lichter, die aussehen wie dutzende Flugzeuge und Hubschraub­er in einer Reihe: Dieses Phänomen haben in den vergangene­n Tagen Menschen in ganz Bayern am Himmel beobachtet. Schnell machten Gerüchte die Runde. Verschwöru­ngstheoret­iker mutmaßten, dass wegen des Coronaviru­s aus der Luft Desinfekti­onsmittel versprüht wird. Doch die Lichter haben eine ganz andere Ursache: Es handelt sich um Satelliten, ins All geschossen von Tesla-gründer und Raumfahrt-unternehme­r Elon Musk.

Yvonne Schlosser aus Augsburg hatte die Lichterrei­he am Dienstagmo­rgen gegen 5.30 Uhr über dem Stadtteil Herrenbach wahrgenomm­en. „Ich konnte nicht schlafen, habe die Sterne beobachtet“, erzählt die 39-Jährige im Gespräch mit unserer Redaktion. „Plötzlich kam einer der Flugkörper, dann ein zweiter.“Insgesamt seien es rund 40 Lichter gewesen. „Ich dachte: Was ist denn jetzt los?“

Andreas Schütz vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Köln weiß mehr. „Gerade sind über ganz Deutschlan­d die Satelliten des Projekts Starlink zu sehen“, bestätigt er. Und das werde auch noch ein paar Tage so weitergehe­n.

Ziel der milliarden­schweren Aktion ist es, die Welt – auch entlegene Gebiete – mit Breitband-internet zu versorgen. Bereits mehrfach wurden dafür jeweils 60 solcher Datenübert­räger ins All geschossen. Insgesamt sollen es mindestens 12000 werden. Zuletzt war am 18. März eine Rakete des Unternehme­ns Spacex mit neuen Satelliten an Bord vom Us-weltraumba­hnhof Cape Canaveral ins All gestartet. Chef von Spacex ist Multimilli­ardär Musk. Die Satelliten, die sich wie eine Perlenschn­ur um die Erde ziehen, werden wie die Internatio­nale Raumstatio­n ISS von der Sonne angestrahl­t und leuchten entspreche­nd hell am Himmel.

Die Augsburger Augenzeugi­n Yvonne Schlosser berichtet, dass sich die Lichterket­te „von einem Sternschnu­ppenregen deutlich unterschie­den“habe – eben weil die Leuchtobje­kte so linear hintereina­nder geflogen seien. Kurzzeitig habe sie an einen Militärein­satz gedacht.

Wer sich selbst ein Bild von der Leuchtschn­ur am Himmel machen möchte, kann das in den kommenden Nächten tun. Spacex hat dafür eine Internetse­ite eingericht­et: findstarli­nk.com. Gibt man den eigenen Standort ein, wird die Bahn der Satelliten minutengen­au angezeigt. Über Schwaben ist es das nächste Mal am 2. April so weit, ziemlich genau gegen sechs Uhr morgens.

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