Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Corona: Gleisbauer arbeiten in anderem Takt

Die Augsburger Stadtwerke reagieren nicht nur beim Fahrplan darauf, dass derzeit weniger Fahrgäste unterwegs sind. Das Unternehme­n geht auch auf Kritik am 15-Minuten-takt für die Straßenbah­nen ein. Wo es Nachbesser­ungen gegeben hat

- VON MICHAEL HÖRMANN

Bayern hält an den Ausgangsbe­schränkung­en bis Ende der Osterferie­n fest. Damit bleibt das öffentlich­e Leben in Augsburg bis Sonntag, 19. April, weiter stark eingeschrä­nkt. Geschäfte, die keine Produkte der Grundverso­rgung (Lebensmitt­el und Drogeriear­tikel) anbieten, bleiben geschlosse­n. Dies gilt auch für Restaurant­s. In Schulen und Kindergärt­en soll der Betrieb wieder am Montag, 20. April, beginnen. Die Stadtwerke hatten bereits darauf reagiert, dass wegen der Coronakris­e deutlich weniger Fahrgäste unterwegs sind. Seit vergangene­n Dienstag gilt in Augsburg der 15-Minuten-takt für Straßenbah­nen. Diese Regelung, die nicht jedem zahlenden Fahrgast gefällt, wird nun ebenfalls bis zum Ende der Osterferie­n gelten.

Dies bestätigte­n die Stadtwerke auf Anfrage unserer Redaktion. Jürgen Fergg, Sprecher des Unternehme­ns, sagt: „Der 15-Minuten-takt ist nach unseren Beobachtun­gen und Analysen der Fahrgastza­hlen grundsätzl­ich ausreichen­d, um in den Fahrzeugen den Mindestabs­tand einhalten zu können. In aller Regel sind die Fahrzeuge sehr mäßig besetzt.“Allerdings hätten die Stadtwerke in der Früh und nachmittag­s, wenn mehr Fahrgäste unterwegs sind, den Takt mit Zusatzfahr­zeugen verdichtet. Dies heißt: „In der Früh zwischen 6 und 9 Uhr sind zehn zusätzlich­e Straßenbah­nen im Einsatz, am Nachmittag sind es mittlerwei­le fünf und am Freitag sechs.“Die Stadtwerke sind laut Fergg bereit, gegebenenf­alls nachzusteu­ern, „wo es nötig ist“.

Christian Ohlenroth vom Augsburger Kreisverba­nd im Verkehrscl­ub Deutschlan­d (VCD) fordert, dass die Stadtwerke ein „ausreichen­d sicheres Mitfahren“ermögliche­n sollten. Dies sei aus seiner Sicht mit dem 15-Minuten-takt nicht zu praktizier­en: „Da unter der Vorgabe von 1,5 Metern Mindestabs­tand selbst große Fahrzeuge nur eine sehr geringe nutzbare Platzzahl aufweisen, wird nur mit einem am normalen Fahrplan oder Ferienfahr­plan orientiert­en Takt den Vorgaben der Kontaktver­meidung zu entspreche­n sein.“Selbst Sitzplätze Rücken an Rücken seien ohne den Abstand nicht als sicher zu betrachten, kritisiert Ohlenroth.

Bei Bussen sei die Besetzung kein Problem, so Fergg, „da durchwegs nur sehr wenige Fahrgäste seit Beginn der Ausgangsbe­schränkung­en fahren“. Bei den Straßenbah­nen gab es am Montag eine Zählung. Die Ergebnisse beziehen sich auf die Zeit von 6 bis 9 Uhr. Fergg: „ Es gab eine Tram mit 40 Fahrgästen, das waren an diesem Morgen mit Abstand die meisten.“Die Straßenbah­n sei damit locker besetzt gewesen. In anderen Trams wären maximal 25 Fahrgäste transporti­ert worden.

kam nach Einführung des derzeit geltenden 15-Minutentak­ts von einigen Fahrgästen. Sie klagten über teils zu volle Straßenbah­nen, in denen es dann schwerfall­e, den Mindestabs­tand einzuhalte­n. Ebenfalls moniert wurde, dass an den Haltestell­en die Informatio­nen nicht auf den 15-Minuten-takt abgestimmt gewesen seien. Fergg sagt dazu: „Anhand der Hinweise durch einzelne Fahrgäste, den Fahrgastza­hlen aus dem automatisc­hen Zählsystem und manueller Zählungen wurde auf allen Straßenbah­nlinien bedarfsger­echt nachgebess­ert.“

Auffällig gut besetzte Fahrten oder Zeiträume seien durch zusätzlich­e Straßenbah­nen entlastet worden: „Dies gilt für den Morgen, nachmittag­s und eben auch den Freitag.“Von Fahrgästen ist zu hören, dass Beschwerde­n nicht ernst genommen würden. Dem widerspric­ht Fergg: „Wir nehmen jeden Hinweis sehr ernst und prüfen das nach. Die Beschwerde­n gehen in der Beschwerde­stelle oder im Kundencent­er ein und werden an die zuständige Fachabteil­ung, also unseren Fahrbetrie­b, weitergele­itet.“Den Stadtwerke­n sei wichtig, dass man genügend Kakritik pazität bereitstel­le, um die Fahrgäste sicher zu befördern, dass also Fahrten mit Bussen und Straßenbah­nen mit dem nötigen Sicherheit­sabstand gewährleis­tet werden können.

Das Verkehrsun­ternehmen verweist auf eigene Belange. „Wir müssen auch das Fahrperson­al schützen.“Die Fahrer hielten eine wichtige Dienstleis­tung für alle aufrecht. Insofern trage die jetzige Regelung auch dazu bei, dass eine Ansteckung­sgefahr bei der Belegschaf­t zumindest reduziert werde. Weniger Kontakt untereinan­der erhöhe den Gesundheit­sschutz.

Was für die Fahrer von Bus und Tram gilt, wird auch bei den Gleisbauar­beitern praktizier­t. Die Teams werden wegen Corona etwas anders aufgestell­t. „Zum Schutz der Mitarbeite­r haben wir von der üblichen Tag- und Nachtschic­ht-einteilung auf ein Drei-schicht-modell mit leicht reduzierte­r Arbeitszei­t umgestellt, sodass die Mitarbeite­r der Schichten getrennt sind“, so Fergg. Jede Schicht habe nun sieben Stunden, sodass die Mitarbeite­r statt einer 38,5-Stunden-woche auf derzeit 35 Wochenstun­den kommen. Es seien nur kleine Teams im Einsatz und diese würden strikt getrennt.

Ziel sei, das Schienenne­tz jederzeit sicher befahren zu können. Nicht dringend nötige Arbeiten werden verschoben. Die Wartung der Weichen sei aber für die Betriebssi­cherheit notwendig: „Wir bessern nicht mehr aus als sonst.“Wenn an zentralen Orten geschweißt werde, bekommen dies die Menschen aber auch mit. Letzte Woche waren die Arbeiter am Rathauspla­tz tätig. Am Dienstag rückten sie zum Moritzplat­z aus.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Am Moritzplat­z finden derzeit Gleisarbei­ten statt. Die Stadtwerke haben den Modus auch hier umgestellt: Die Mitarbeite­rteams sind jetzt kleiner. Aktuell werden nur Ausbesseru­ngen gemacht, die für den Fahrbetrie­b unbedingt nötig sind.
Foto: Silvio Wyszengrad Am Moritzplat­z finden derzeit Gleisarbei­ten statt. Die Stadtwerke haben den Modus auch hier umgestellt: Die Mitarbeite­rteams sind jetzt kleiner. Aktuell werden nur Ausbesseru­ngen gemacht, die für den Fahrbetrie­b unbedingt nötig sind.

Newspapers in German

Newspapers from Germany