Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Corona: Gleisbauer arbeiten in anderem Takt
Die Augsburger Stadtwerke reagieren nicht nur beim Fahrplan darauf, dass derzeit weniger Fahrgäste unterwegs sind. Das Unternehmen geht auch auf Kritik am 15-Minuten-takt für die Straßenbahnen ein. Wo es Nachbesserungen gegeben hat
Bayern hält an den Ausgangsbeschränkungen bis Ende der Osterferien fest. Damit bleibt das öffentliche Leben in Augsburg bis Sonntag, 19. April, weiter stark eingeschränkt. Geschäfte, die keine Produkte der Grundversorgung (Lebensmittel und Drogerieartikel) anbieten, bleiben geschlossen. Dies gilt auch für Restaurants. In Schulen und Kindergärten soll der Betrieb wieder am Montag, 20. April, beginnen. Die Stadtwerke hatten bereits darauf reagiert, dass wegen der Coronakrise deutlich weniger Fahrgäste unterwegs sind. Seit vergangenen Dienstag gilt in Augsburg der 15-Minuten-takt für Straßenbahnen. Diese Regelung, die nicht jedem zahlenden Fahrgast gefällt, wird nun ebenfalls bis zum Ende der Osterferien gelten.
Dies bestätigten die Stadtwerke auf Anfrage unserer Redaktion. Jürgen Fergg, Sprecher des Unternehmens, sagt: „Der 15-Minuten-takt ist nach unseren Beobachtungen und Analysen der Fahrgastzahlen grundsätzlich ausreichend, um in den Fahrzeugen den Mindestabstand einhalten zu können. In aller Regel sind die Fahrzeuge sehr mäßig besetzt.“Allerdings hätten die Stadtwerke in der Früh und nachmittags, wenn mehr Fahrgäste unterwegs sind, den Takt mit Zusatzfahrzeugen verdichtet. Dies heißt: „In der Früh zwischen 6 und 9 Uhr sind zehn zusätzliche Straßenbahnen im Einsatz, am Nachmittag sind es mittlerweile fünf und am Freitag sechs.“Die Stadtwerke sind laut Fergg bereit, gegebenenfalls nachzusteuern, „wo es nötig ist“.
Christian Ohlenroth vom Augsburger Kreisverband im Verkehrsclub Deutschland (VCD) fordert, dass die Stadtwerke ein „ausreichend sicheres Mitfahren“ermöglichen sollten. Dies sei aus seiner Sicht mit dem 15-Minuten-takt nicht zu praktizieren: „Da unter der Vorgabe von 1,5 Metern Mindestabstand selbst große Fahrzeuge nur eine sehr geringe nutzbare Platzzahl aufweisen, wird nur mit einem am normalen Fahrplan oder Ferienfahrplan orientierten Takt den Vorgaben der Kontaktvermeidung zu entsprechen sein.“Selbst Sitzplätze Rücken an Rücken seien ohne den Abstand nicht als sicher zu betrachten, kritisiert Ohlenroth.
Bei Bussen sei die Besetzung kein Problem, so Fergg, „da durchwegs nur sehr wenige Fahrgäste seit Beginn der Ausgangsbeschränkungen fahren“. Bei den Straßenbahnen gab es am Montag eine Zählung. Die Ergebnisse beziehen sich auf die Zeit von 6 bis 9 Uhr. Fergg: „ Es gab eine Tram mit 40 Fahrgästen, das waren an diesem Morgen mit Abstand die meisten.“Die Straßenbahn sei damit locker besetzt gewesen. In anderen Trams wären maximal 25 Fahrgäste transportiert worden.
kam nach Einführung des derzeit geltenden 15-Minutentakts von einigen Fahrgästen. Sie klagten über teils zu volle Straßenbahnen, in denen es dann schwerfalle, den Mindestabstand einzuhalten. Ebenfalls moniert wurde, dass an den Haltestellen die Informationen nicht auf den 15-Minuten-takt abgestimmt gewesen seien. Fergg sagt dazu: „Anhand der Hinweise durch einzelne Fahrgäste, den Fahrgastzahlen aus dem automatischen Zählsystem und manueller Zählungen wurde auf allen Straßenbahnlinien bedarfsgerecht nachgebessert.“
Auffällig gut besetzte Fahrten oder Zeiträume seien durch zusätzliche Straßenbahnen entlastet worden: „Dies gilt für den Morgen, nachmittags und eben auch den Freitag.“Von Fahrgästen ist zu hören, dass Beschwerden nicht ernst genommen würden. Dem widerspricht Fergg: „Wir nehmen jeden Hinweis sehr ernst und prüfen das nach. Die Beschwerden gehen in der Beschwerdestelle oder im Kundencenter ein und werden an die zuständige Fachabteilung, also unseren Fahrbetrieb, weitergeleitet.“Den Stadtwerken sei wichtig, dass man genügend Kakritik pazität bereitstelle, um die Fahrgäste sicher zu befördern, dass also Fahrten mit Bussen und Straßenbahnen mit dem nötigen Sicherheitsabstand gewährleistet werden können.
Das Verkehrsunternehmen verweist auf eigene Belange. „Wir müssen auch das Fahrpersonal schützen.“Die Fahrer hielten eine wichtige Dienstleistung für alle aufrecht. Insofern trage die jetzige Regelung auch dazu bei, dass eine Ansteckungsgefahr bei der Belegschaft zumindest reduziert werde. Weniger Kontakt untereinander erhöhe den Gesundheitsschutz.
Was für die Fahrer von Bus und Tram gilt, wird auch bei den Gleisbauarbeitern praktiziert. Die Teams werden wegen Corona etwas anders aufgestellt. „Zum Schutz der Mitarbeiter haben wir von der üblichen Tag- und Nachtschicht-einteilung auf ein Drei-schicht-modell mit leicht reduzierter Arbeitszeit umgestellt, sodass die Mitarbeiter der Schichten getrennt sind“, so Fergg. Jede Schicht habe nun sieben Stunden, sodass die Mitarbeiter statt einer 38,5-Stunden-woche auf derzeit 35 Wochenstunden kommen. Es seien nur kleine Teams im Einsatz und diese würden strikt getrennt.
Ziel sei, das Schienennetz jederzeit sicher befahren zu können. Nicht dringend nötige Arbeiten werden verschoben. Die Wartung der Weichen sei aber für die Betriebssicherheit notwendig: „Wir bessern nicht mehr aus als sonst.“Wenn an zentralen Orten geschweißt werde, bekommen dies die Menschen aber auch mit. Letzte Woche waren die Arbeiter am Rathausplatz tätig. Am Dienstag rückten sie zum Moritzplatz aus.