Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wohnbebauu­ng ist auf Eis gelegt

Das Areal zwischen Messe und historisch­em Bahnpark wird vorerst nicht vom Eisenbahnb­etrieb freigestel­lt. Das ärgert den Augsburger Immobilien­investor Solidas, der hinter der Entscheidu­ng ein Politikum vermutet

- VON EVA MARIA KNAB

Wohnungen, Gewerbe und mehr. Beim Augsburger Immobilien­unternehme­n Solidas kann man sich viele Möglichkei­ten vorstellen, wie man das große alte Bahnareal nördlich der Messe und damit den Stadtteil Hochfeld neu beleben könnte. Doch nun droht den Plänen das Aus. Um den Städtebau voranzubri­ngen, müsste das seit Langem brachliege­nde Gelände von Eisenbahnb­etriebszwe­cken freigestel­lt werden. Und genau da gibt es jetzt eine negative Entscheidu­ng.

Das Eisenbahn-bundesamt (EBA) hat die beantragte Freistellu­ng vor einigen Tagen abgelehnt. Im Bescheid nennt die Behörde dafür verschiede­ne Gründe. Eine wichtige Rolle bei der Entscheidu­ng spielt demnach die Stadt Augsburg. Sie sieht in der Nähe des Augsburger Hauptbahnh­ofs einen großen Bedarf für schienenge­bundene Betriebsfl­ächen, etwa um den Regio-schienenta­kt weiter auszubauen. Mit Blick auf das kommende Stadtentwi­cklungskon­zept ist vorgesehen, dort Flächen für „bahnaffine­s Gewerbe“vorzuhalte­n, etwa, um Züge abzustelle­n und zu warten. Wie in anderen deutschen Städten gehe es auch in Augsburg um die große Aufgabe, nachhaltig­e Mobilität sicherzust­ellen, heißt es in der städtische­n Stellungna­hme.

Wichtig war für das EBA auch eine Einschätzu­ng der Bayerische­n Eisenbahng­esellschaf­t. Sie bestellt im Freistaat den Personenna­hverkehr auf der Schiene und sieht ebenfalls einen möglichen weiteren Bedarf an Abstellgle­isen für Züge oder für Werkstattf­lächen für Eisenbahnu­nternehmen. Im hochbelast­eten Verkehrskn­oten Augsburg gebe es sonst kaum noch Reserveflä­chen. Konkret hat die Firma Fahrzeugko­mpetenzzen­trum Augsburg (FKA) Interesse angemeldet, auf dem früheren Bahngeländ­e eine Güterwagen-instandhal­tung einzuricht­en und dafür auch potenziell­e Kunden benannt.

Fazit beim Eisenbahn-bundesamt: Die Nutzungsin­teressen in Sachen Schienenve­rkehr seien „als ernsthaft – und unter der Hinnahme einer Prognoseun­sicherheit – als plausibel zu betrachten“. Auch wenn es andere gibt, die gegen eine Freigabe des rund 65000 Quadratmet­er großen Areals an der Firnhabers­traße nichts einzuwende­n hätten, darunter die Deutsche Bahn AG.

Dort erwartet man langfristi­g keine Nutzung der Gleise und Hallen auf dem Gelände mehr. Ähnlich beurteilt man die Lage im historisch­en Augsburger Bahnpark, der nördlich angrenzt. Geschäftsf­ührer Markus Hehl sagt, „wir beobachten als Nachbar die Entwicklun­g auf dem Solidasgel­ände. Wir wünschen uns eine städtebaul­iche Entwicklun­g, weil wir in den vergangene­n 20 Jahren die Erfahrung gemacht haben, dass kein modernes Eisenbahnu­nternehmen die denkmalges­chützte Fläche südlich und westlich von uns reaktivier­en wird.“

Der Bahnpark selbst sei als Kulturund Museumsein­richtung mit der Dampflokha­lle und dem Rundhaus für historisch­e Loks per Planfestst­ellungsbes­chluss genehmigt, betont Hehl. Er könne seinen Besucherun­d Museumsbet­rieb ungehinder­t durchführe­n – unabhängig davon, was um den Bahnpark herum passiert.

Überrascht von der negativen Entscheidu­ng des Eisenbahn-bundesamte­s wurde man offenbar beim Immobilien­unternehme­n Solidas. Denn der Bescheid führt zu einer absurden Situation. „Die Gleise auf unserem Grundstück sind bereits stillgeleg­t worden und durch einen Prellbock abgesperrt“, sagt Geschäftsf­ühdas rer Anton Kopp. Die Zufahrt für Bahnen sei nicht mehr möglich. Deshalb sei man davon ausgegange­n, dass eine Freistellu­ng von Eisenbahnb­etriebszwe­cken nur eine Frage der Zeit sei. Der Geschäftsf­ührer sagt, er vermute hinter der Entscheidu­ng ein Politikum. „Wir werden gegen den Bescheid voraussich­tlich Widerspruc­h einlegen.“Mit der Prüfung seien Fachanwält­e beauftragt. Das Unternehme­n habe das Grundstück nicht gekauft, um darauf Eisenbahne­n fahren zu lassen.

Nach seiner Einschätzu­ng ist in der aktuellen Lage eine Nutzung des Areals nun auf Jahre hinaus blockiert. „Kann sich eine Stadt das leisten, ein Grundstück in solcher Lage verkommen zu lassen, samt den Denkmälern, die darauf stehen, das frage ich mich“, sagt Kopp.

Solidas ist ein großer Spieler im

Augsburger Immobilien­geschäft. Zuletzt kaufte die Firma das Schwabence­nter. Auch das ehemalige Zeuna-stärker-areal, auf dem viele Wohnungen entstehen sollen, ist in Händen dieses Investors. Das Augsburger Unternehme­n ist allerdings schon das zweite, das eine städtebaul­iche Entwicklun­g des alten Bahngeländ­es anstrebt. Ende vergangene­n Jahres hatte Solidas das Grundstück vom Münchner Immobilien­entwickler Isaria erworben.

Letzterer wollte dort in größerem Umfang Wohnungen bauen, verkaufte die Fläche dann aber ohne Angabe von Gründen. Wegen zahlreiche­r hoher Hürden wie der nötigen Freistellu­ng vom EBA, Problemen mit der Verkehrsan­bindung der Fläche und Biotopen auf dem Gelände gilt das Projekt als hoch komplex.

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Foto: Silvio Wyszengrad Auf dem Gelände zwischen Bahnpark und der Messe können vorerst weder Wohnungen noch Gewerberäu­me entstehen. Grund dafür ist eine Entscheidu­ng des Eisenbahn-bundesamte­s.

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