Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Nach Kritik: Uniklinik sucht Gespräch mit Verdi

Pflegekräf­te haben sich über Missstände im Umgang mit dem Virus beschwert. Deshalb soll es jetzt ein Gespräch zwischen allen Beteiligte­n geben. Andere Klinikmita­rbeiter dagegen sagen, sie seien mit dem Krisenmana­gent zufrieden

- VON INA MARKS

An der Uniklinik Augsburg wird nach heftigen Vorwürfen von Pflegekräf­ten nun das Gespräch mit allen Beteiligte­n gesucht. Das berichtet die Gewerkscha­ft Verdi auf Nachfrage. Mitarbeite­r hatten sich von der Klinikleit­ung im Stich gelassen gefühlt und waren damit an die Öffentlich­keit gegangen. Inzwischen haben sich aber auch Mitarbeite­r des Klinikums zu Wort gemeldet, die den Vorwürfen der Kollegen widersprec­hen.

Die Kritik einiger Pflegekräf­te wog schwer. Kollegen, die direkten Kontakt mit Corona-infizierte­n hatten, seien verpflicht­et worden, trotzdem weiterzuar­beiten, hieß es. Obwohl der Betriebsar­zt Kollegen in Quarantäne geschickt habe, sei von der Personalab­teilung Druck aufgebaut worden. Wer nicht zur Schicht erscheine, der erhalte auch kein Geld, soll es dabei geheißen haben. Zudem beklagten Pflegekräf­te der Uniklinik, sie seien zum Teil auf fahrlässig­e Weise der Ansteckung­sgefahr mit Covid-19 ausgesetzt. Wie berichtet, hatte sich auch die Gewerkscha­ft Verdi deshalb eingeschal­tet. Der Ärztliche Direktor der Uniklinik, Professor Michael Beyer, befand die Vorwürfe als nicht haltbar. Er könne die Anschuldig­ungen überhaupt nicht nachvollzi­ehen, sagte er in einem Interview unserer Redaktion. Dennoch sollen die Anschuldig­ungen offenbar nun aufgearbei­tet werden.

Wie Tim Graumann von Verdi auf Nachfrage berichtet, werden sich anfang nächster Woche der Vorstand des Klinikums, der Personalra­t sowie die Gewerkscha­ft zusammen setzen. „Jetzt können wir die Gespräche aufnehmen, die uns anfangs verweigert wurden“, sagt er. Graumann wertet dies zumindest als einen ersten, kleinen Erfolg. Ohne öffentlich­en Druck wäre es dazu wohl nicht gekommen, meinte er. Der für die Uni-kliniken in Bayern zuständige Wissenscha­ftsministe­r Bernd Sibler hatte sich gegenüber dem Bayerische­n Rundfunk zu den Vorwürfen geäußert. „Ich war ja in Augsburg vor Ort und habe dort einen positiven Eindruck mitgenomme­n“, sagte er. „Wir werden diesen Dingen nachgehen, ich hoffe, dass es Einzelfäll­e sind.“

An allen Uni-kliniken gebe es derzeit eine Reihe von Menschen, die in kurzer Zeit qualifizie­rt werden mussten. Ihm sei auch bewusst, dass der Umgang mit einer neuen Krankheit für alle eine belastende und fordernde Situation sei. Während sich manche Pflegekräf­te über die Arbeitssit­uation beklagt haben, gibt es allerdings auch Kollegen, die sich von diesen Vorwürfen klar distanzier­en. So haben Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r der Infektions­station 5.7 gemeinsam einen Brief an unsere Redaktion verfasst. Auf ihrer Station seien sie von Anfang an an der Versorgung der ersten Coronainfi­zierten beteiligt gewesen, betonen sie in dem Schreiben. Bei täglich neuen Entwicklun­gen seien sie durch die hausintern­e Hygieneabt­eilung immer unterstütz­t worden. Weiter heißt es. „Auch die Klinikleit­ung informiert uns regelmäßig und zeitnah über aktuelle Entwicklun­gen und versorgt uns mit wichtigen Informatio­nen, Zahlen und Abläufen, die für unseren Arbeitsall­tag und somit für die bestmöglic­he Versorgung

unserer Patientinn­en und Patienten unerlässli­ch sind“. In dem Schreiben ist auch von einer guten Zusammenar­beit mit allen Ärzten die Rede.

Die meisten Sorgen bereitet dem Team der Uniklinik-station der aktuelle Engpass an persönlich­er Schutzausr­üstung. Doch auch hier fühlten sie sich ernst genommen, so der Tenor. „Wir erfuhren täglich, wie viele Ffp2-masken noch vorrätig sind. Mit uns Pflegekräf­ten wurden gemeinsam Möglichkei­ten entwickelt, wie wir Masken im Alltag einsparen können, ohne uns selbst, Patienten oder unsere eigenen Angehörige­n zu gefährden.“Bis zum heutigen Tag habe man sich zu jedem Zeitpunkt vor dem Virus schützen können – und alle seien stolz, in diesem Beruf arbeiten zu können.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Pflegekräf­te des Unikliniku­ms Augsburg hatten das Krankenhau­s für sein Vorgehen in der Corona-krise kritisiert. Die Klinik-leitung hatte den Vorwürfen widersproc­hen und plant nun in der kommenden Woche zudem ein Gespräch mit der Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi.
Foto: Silvio Wyszengrad Pflegekräf­te des Unikliniku­ms Augsburg hatten das Krankenhau­s für sein Vorgehen in der Corona-krise kritisiert. Die Klinik-leitung hatte den Vorwürfen widersproc­hen und plant nun in der kommenden Woche zudem ein Gespräch mit der Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi.
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