Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Nach Kritik: Uniklinik sucht Gespräch mit Verdi
Pflegekräfte haben sich über Missstände im Umgang mit dem Virus beschwert. Deshalb soll es jetzt ein Gespräch zwischen allen Beteiligten geben. Andere Klinikmitarbeiter dagegen sagen, sie seien mit dem Krisenmanagent zufrieden
An der Uniklinik Augsburg wird nach heftigen Vorwürfen von Pflegekräften nun das Gespräch mit allen Beteiligten gesucht. Das berichtet die Gewerkschaft Verdi auf Nachfrage. Mitarbeiter hatten sich von der Klinikleitung im Stich gelassen gefühlt und waren damit an die Öffentlichkeit gegangen. Inzwischen haben sich aber auch Mitarbeiter des Klinikums zu Wort gemeldet, die den Vorwürfen der Kollegen widersprechen.
Die Kritik einiger Pflegekräfte wog schwer. Kollegen, die direkten Kontakt mit Corona-infizierten hatten, seien verpflichtet worden, trotzdem weiterzuarbeiten, hieß es. Obwohl der Betriebsarzt Kollegen in Quarantäne geschickt habe, sei von der Personalabteilung Druck aufgebaut worden. Wer nicht zur Schicht erscheine, der erhalte auch kein Geld, soll es dabei geheißen haben. Zudem beklagten Pflegekräfte der Uniklinik, sie seien zum Teil auf fahrlässige Weise der Ansteckungsgefahr mit Covid-19 ausgesetzt. Wie berichtet, hatte sich auch die Gewerkschaft Verdi deshalb eingeschaltet. Der Ärztliche Direktor der Uniklinik, Professor Michael Beyer, befand die Vorwürfe als nicht haltbar. Er könne die Anschuldigungen überhaupt nicht nachvollziehen, sagte er in einem Interview unserer Redaktion. Dennoch sollen die Anschuldigungen offenbar nun aufgearbeitet werden.
Wie Tim Graumann von Verdi auf Nachfrage berichtet, werden sich anfang nächster Woche der Vorstand des Klinikums, der Personalrat sowie die Gewerkschaft zusammen setzen. „Jetzt können wir die Gespräche aufnehmen, die uns anfangs verweigert wurden“, sagt er. Graumann wertet dies zumindest als einen ersten, kleinen Erfolg. Ohne öffentlichen Druck wäre es dazu wohl nicht gekommen, meinte er. Der für die Uni-kliniken in Bayern zuständige Wissenschaftsminister Bernd Sibler hatte sich gegenüber dem Bayerischen Rundfunk zu den Vorwürfen geäußert. „Ich war ja in Augsburg vor Ort und habe dort einen positiven Eindruck mitgenommen“, sagte er. „Wir werden diesen Dingen nachgehen, ich hoffe, dass es Einzelfälle sind.“
An allen Uni-kliniken gebe es derzeit eine Reihe von Menschen, die in kurzer Zeit qualifiziert werden mussten. Ihm sei auch bewusst, dass der Umgang mit einer neuen Krankheit für alle eine belastende und fordernde Situation sei. Während sich manche Pflegekräfte über die Arbeitssituation beklagt haben, gibt es allerdings auch Kollegen, die sich von diesen Vorwürfen klar distanzieren. So haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Infektionsstation 5.7 gemeinsam einen Brief an unsere Redaktion verfasst. Auf ihrer Station seien sie von Anfang an an der Versorgung der ersten Coronainfizierten beteiligt gewesen, betonen sie in dem Schreiben. Bei täglich neuen Entwicklungen seien sie durch die hausinterne Hygieneabteilung immer unterstützt worden. Weiter heißt es. „Auch die Klinikleitung informiert uns regelmäßig und zeitnah über aktuelle Entwicklungen und versorgt uns mit wichtigen Informationen, Zahlen und Abläufen, die für unseren Arbeitsalltag und somit für die bestmögliche Versorgung
unserer Patientinnen und Patienten unerlässlich sind“. In dem Schreiben ist auch von einer guten Zusammenarbeit mit allen Ärzten die Rede.
Die meisten Sorgen bereitet dem Team der Uniklinik-station der aktuelle Engpass an persönlicher Schutzausrüstung. Doch auch hier fühlten sie sich ernst genommen, so der Tenor. „Wir erfuhren täglich, wie viele Ffp2-masken noch vorrätig sind. Mit uns Pflegekräften wurden gemeinsam Möglichkeiten entwickelt, wie wir Masken im Alltag einsparen können, ohne uns selbst, Patienten oder unsere eigenen Angehörigen zu gefährden.“Bis zum heutigen Tag habe man sich zu jedem Zeitpunkt vor dem Virus schützen können – und alle seien stolz, in diesem Beruf arbeiten zu können.