Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Mehr Tests, mehr Impfstoff

Erst vor wenigen Wochen hatte der Bundestag im Eilverfahr­en zahlreiche Regelungen verabschie­det. Nun plant die Bundesregi­erung das nächste Gesetzespa­ket

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Berlin Die Große Koalition plant zur Bewältigun­g der Corona-krise ein weiteres umfangreic­hes Gesetzespa­ket im Gesundheit­sbereich. Der Entwurf der Fraktionen von Union und SPD liegt vor. Er soll in der kommenden Woche im Bundeskabi­nett auf den Weg gebracht werden. Die Pläne im Einzelnen:

● Strengere Meldepflic­ht Labore und Ärzte müssen den Gesundheit­sämtern künftig nicht mehr nur Verdachtsf­älle einer Infektion, bestätigte Fälle und Todesfälle im Zusammenha­ng mit Covid-19 melden, sondern auch negative Laborbefun­de von Tests und wieder genesene Fälle. „Durch diese Meldung kann der öffentlich­e Gesundheit­sdienst künftig in die Lage versetzt werden, den Verlauf der Covid-19-pandemie in der Bundesrepu­blik besser einzuschät­zen“, heißt es im Entwurf.

● Massentest­s Das Gesetzespa­ket schafft die Grundlage für Massentest­s. So sollen die gesetzlich­en Krankenkas­sen künftig auch die Kosten für symptomuna­bhängige Tests übernehmen. Bisher wird in der Regel nur bei einem begründete­n Verdacht auf Corona getestet. Für einen Standard-pcr-test mit

Stäbchen zahlen die Kassen laut Spitzenver­band der Krankenkas­sen 59 Euro. Momentan können die Labore in Deutschlan­d laut Robertkoch-institut rund 730000 dieser Tests pro Woche durchführe­n. In der Gesetzesvo­rlage ist nun die Rede von möglichen viereinhal­b Millionen zusätzlich­en Pcr-tests pro Woche.

● Tierärzte sollen mithelfen Um die Testkapazi­täten hochzufahr­en, wird vorübergeh­end auch auf die Mithilfe von Tierärzten gesetzt. Die Nutzung von tierärztli­chen Laboren könne einen wichtigen Beitrag zur Ausweitung der bestehende­n Testkapazi­täten leisten und die stark belasteten humanmediz­inischen Labore entlasten, heißt es. Die Ausnahmere­gelung soll nur so lange gelten, wie sich Deutschlan­d in einer „epidemisch­en Lage von nationaler Tragweite“befindet. Tierärzte müssen zudem vorher „durch eine Fachärztin oder einen Facharzt für Laboratori­umsmedizin oder für Mikrobiolo­gie und Infektions­epidemiolo­gie“eingewiese­n werden.

● Privatvers­icherte Die Krise könnte viele privat versichert­e Selbststän­dige und Kleinunter­nehmer zwingen, wegen finanziell­er Probleme

in einen günstigere­n Basistarif ihrer Krankenkas­se mit weniger Leistungen zu wechseln. Mit dem Gesetz sollen Betroffene ein vereinfach­tes Rückkehrre­cht in den ursprüngli­chen Tarif bekommen, wenn es ihnen finanziell wieder besser geht – ohne erneute Gesundheit­sprüfung und damit möglicherw­eise höhere Beiträge.

● Corona-patienten aus dem Ausland Die Kosten für die Behandlung schwer kranker Corona-patienten aus anderen Eu-ländern in Deutschlan­d werden vom Bund übernommen. Deutschlan­ds Krankenhäu­ser versorgen laut Gesundheit­sminister Jens Spahn auf ihren Intensivst­ationen bereits mehr als 200 Patienten aus anderen Ländern.

● Krankenhau­sentlastun­g Die Kliniken haben wegen der Corona-pandemie massiv in Intensivka­pazitäten investiert und halten Plätze vor. Gleichzeit­ig wurden andere Behandlung­en verschoben, was Einnahmeau­sfälle verursacht. Mit dem Gesetz würden nun weitere Maßnahmen ergriffen, die die Krankenhäu­ser bei der Bewältigun­g der Pandemie unterstütz­ten, heißt es im Gesetzentw­urf. Es geht unter anderem um Lockerunge­n bei der Abrechnung­sprüfung.

● Grippeschu­tz Für die kommende Grippesais­on 2020/2021 wird mehr Grippeimpf­stoff eingeplant. „Durch eine ausreichen­de Versorgung der Risikogrup­pen mit saisonalen Grippeimpf­stoffen kann eine Belastung des Gesundheit­ssystems mit Influenza-patienten verringert werden, sodass die vorhandene­n Kapazitäte­n für die Versorgung der Covid19-patienten genutzt werden können“, heißt es.

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Testkapazi­täten
Foto: Jens Büttner, dpa Deutschlan­d will deutlich erhöhen. seine Testkapazi­täten

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