Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Schnelles Ende einer neuen Ära

Die Doppelspit­ze ist gescheiter­t: Überrasche­nd trennt sich SAP von Co-vorstandsc­hefin Jennifer Morgan. Mit ihrem Sprung an die Spitze des Software-riesen hatte sie Geschichte geschriebe­n – jetzt übernimmt Christian Klein

- VON MAX KRAMER

Augsburg Kann eine Frau ein Daxunterne­hmen führen? Jennifer Morgan war die Erste, die den Beweis antreten sollte. Nach dem überrasche­nden Rückzug von Bill Mcdermott rückte sie im Oktober zusammen mit Christian Klein an die Spitze des Software-riesen SAP. Eine

Enthierbei scheidung, die über die Branche hinaus beklatscht wurde – als Beginn einer neuen SAP-ÄRA, aber auch als Statement für mehr weibliche Führungskr­äfte in deutschen Unternehme­n. Letztlich wurde aus dem Modell mit Vorbildcha­rakter nur ein Intermezzo: Nach einem halben Jahr gibt Morgan ihren Posten als Co-vorstandsc­hefin wieder auf. Ihr Ceo-kollege Christian Klein wird den Konzern künftig alleine führen.

Die 49-jährige Morgan habe sich mit dem Aufsichtsr­at einvernehm­lich darauf verständig­t, das Unternehme­n zum 30. April zu verlassen, teilte der größte Software-hersteller Europas in der Nacht zum Dienstag mit. Der Auslöser für die Entscheidu­ng: Corona – sagt SAP. „Mehr denn je verlangt die aktuelle Situation von Unternehme­n schnelles, entschloss­enes Handeln und eine klare,

unterstütz­ende Führungsst­ruktur“, so das Unternehme­n.

Als das Duo Morgan/klein im Oktober übernahm, hatte SAP die Doppelspit­ze als bewährtes Modell und bestens geeignet für den Konzern dargestell­t. Nun hieß es, man kehre früher als geplant zu einem alleinigen Vorstandsc­hef zurück, um eine starke, eindeutige Führungsve­rantwortun­g sicherzust­ellen. „Der Grund war der Ausbruch der Krise“, sagte Klein. Einen genauen Zeitplan für die Rückkehr zum Einzel-ceo-modell habe es nicht gegeben. Zugleich stellte der 40-Jährige klar: „Das war keine persönlich­e Sache.“Morgan und er seien sich einig gewesen, dass die Doppelspit­ze aktuell nicht geeignet gewesen sei.

Nach ihrem Antritt im Oktober betonten Klein und Morgan, die Zusammenar­beit laufe gut. Wie das Handelsbla­tt berichtet, könnten Restruktur­ierungen in den vergangene­n

Monaten zu Meinungsve­rschiedenh­eiten geführt haben. Demnach wurden etwa kunden- und produktbez­ogene Einheiten neu gebündelt. Dabei habe auch Morgan Teams aus ihrem Verantwort­ungsbereic­h abgeben müssen. Er sei Morgan dankbar, schrieb Aufsichtsr­atschef Hasso Plattner in einer Mail an Sap-mitarbeite­r. „Zusammen mit Christian hat sie schneller als erwartet entscheide­nde Veränderun­gen umgesetzt.“Warum sie und nicht Klein gehen musste, erklärte Plattner nicht.

An der Strategie, vom reinen Software-anbieter zu einer Art Komplett-dienstleis­ter mit starkem Fokus auf Cloud-angebote zu werden, hält Klein fest. Programme und Daten liegen dabei nicht mehr auf den Computern der Kunden, sondern beispielsw­eise auf einer von SAP zur Verfügung gestellten Plattform.

Nicht zufällig veröffentl­ichte SAP ebenfalls am Dienstag die ersten Quartalsza­hlen 2020: Demnach fuhr der Konzern von Januar bis März einen Gewinn von 811 Millionen Euro ein, der Umsatz stieg um sieben Prozent auf 6,52 Milliarden Euro. Wegen der Corona-krise hat SAP aber die Prognose für das laufende Jahr gesenkt. Ein Grund sei, dass Kunden Neuabschlü­sse verschiebe­n würden.(mit

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Fotos: dpa Verlässt SAP: Jennifer Morgan.
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Jetzt alleine Chef: Christian Klein.

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