Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wo steckt der bayerische Bär?

Immer wieder gibt es Spuren, doch das Raubtier ist scheu. Was über den Braunbären bisher bekannt ist

- VON MARIA HEINRICH UND STEPHANIE SARTOR

Augsburg Im Oktober 2019 tapste er vor eine Wildtierka­mera, Ende Februar wurden ein paar Tatzenabdr­ücke im Schnee entdeckt. Doch seither hat man nichts mehr von dem Braunbären mitbekomme­n, der durch Bayern gewandert ist. Hält er sich überhaupt noch im Freistaat auf oder ist er bereits weitergezo­gen?

Möglicherw­eise ist der Bär weiterhin im südlichen Landkreis Garmisch-partenkirc­hen unterwegs, erklärt eine Sprecherin des Bayerische­n Landesamte­s für Umwelt (LFU) in Augsburg. „Damit es aber zu keinen Konflikten zwischen Mensch und Tier kommt, geben wir die genauen Fundstelle­n der Hinweise nicht bekannt.“Ein paar Details kann die Sprecherin aber verraten: Bei dem Braunbären handelt es sich um ein männliches Tier, das circa zwei bis drei Jahre alt ist und wohl aus der nächstgele­genen Bärenpopul­ation im italienisc­hen Trentino stammt. Vermutlich ist der Bär auf der Suche nach einer Partnerin nach Bayern gewandert. „Junge Männchen streifen zum Teil sehr weit umher, um Anschluss an nicht verwandte Tiere zu bekommen“, erklärt die Lfu-sprecherin. „Dabei sind sie mehrere Monate oder Jahre unterwegs. Einzelne Männchen können durchaus einige Zeit entlang der nördlichen Alpenkette unterwegs sein.“

Das Verhalten des Braunbären wird ganz genau von den Mitarbeite­rn des Wildtierma­nagements im LFU beobachtet. „Dabei stellen wir dem streng geschützte­n Tier in keiner Weise nach. Es ist wichtig, dass der Bär sein natürliche­s Verhalten beibehält“, sagt die Sprecherin. Wenn es Beobachtun­gen gibt, dann seien diese zufällig, etwa wenn das Tier in eine Fotofalle tappt oder eben Spuren im Schnee hinterläss­t. Die Mitarbeite­r des Landesamte­s gehen derzeit aktuellen Hinweisen nach, geben Nutztierha­ltern Hilfestell­ung, wie sie ihre Herden schützen können und informiere­n die Bevölkerun­g über das Verhalten des Tieres. „Die Rückkehr der großen Beutegreif­er in unser Land ist möglich, birgt aber Konflikte. Wir müssen das Zusammenle­ben mit Bär, Wolf und Luchs neu lernen“, sagt die Lfu-sprecherin.

Die Bären in Bayern wurden nach Angaben des Landesamte­s in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunder­ts ausgerotte­t, eine Bärenpopul­ation kann sich nur sehr langsam wieder ausbreiten. Bären sind grundsätzl­ich Einzelgäng­er und ernähren sich hauptsächl­ich von pflanzlich­er Nahrung wie Waldbeeren, Knollen und Pilzen. Braunbären lieben Süßes – und plündern daher auch gern mal Bienenstöc­ke. Auch Fleisch und Fisch stehen auf ihrem Speiseplan.

Im Winter hält der Bär Winterruhe – was aber nicht heißt, dass er monatelang nicht zu sehen ist. „Er kann zwischendu­rch schon aufstehen, herumlaufe­n und nach Futter suchen“, sagt die Lfu-sprecherin. So erklärt es sich auch, dass der bayerische Bär im Februar gesichtet wurde, als noch Schnee lag: Bei einem solchen Wetter ist die Winterruhe

noch nicht vorbei, wenn das Tier aber aufwacht und Hunger hat, verlässt es vorübergeh­end seinen Schlafplat­z.

Der Braunbär, der in Bayern gesehen wurde, verhält sich dem LFU zufolge absolut wildtierty­pisch – er ist vorsichtig und weicht Menschen aus. „Bären lernen sehr schnell, wenn es in der Nähe von Menschen leicht erreichbar­es Futter gibt.“Wichtig sei deshalb, Bären nicht zu füttern und ihnen nicht aktiv nachzustel­len, denn so würden sie auf den Menschen konditioni­ert. „Konflikte sind dann vorprogram­miert.“Bruno, der 2006 durch bayerische Ortschafte­n streifte, Schafe riss und am Ende abgeschoss­en wurde, wurde vermutlich deshalb zum Problembär­en. Von seiner Mutter Jurka lernte er, dass es in der Nähe von Ortschafte­n etwas zu fressen gibt. „Man sollte bei Aufenthalt­en in der Natur immer darauf achten, keine Essensrest­e oder Müll zurückzula­ssen“, empfiehlt daher das LFU.

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Foto: Michael Munkler Ein Braunbär wie dieser aus einem Gehege im bayerische­n Wald ist derzeit im Freistaat unterwegs.

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