Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Die Frage nach der Dunkelziffer
Zahl der zusätzlichen Todesfälle durch Corona unklar
Berlin Wie viele Menschen mehr als sonst wegen der Corona-pandemie sterben, lässt sich für Deutschland bislang nur schwer beziffern. Das geht aus einer Anfrage bei mehreren Bundesländern hervor. Bayern, Baden-württemberg und Nordrheinwestfalen melden zwar besonders hohe Infiziertenzahlen, haben aber nach eigenen Angaben bislang keine aktuellen Daten dazu. Auch das Statistische Bundesamt hat bislang keine aktuellen Zahlen veröffentlicht.
Zwar sind in Deutschland bislang mehr als 4500 Corona-infizierte gestorben. Allerdings ist insbesondere bei sehr alten und stark vorerkrankten Menschen oft unklar, ob sie nicht auch ohne das Virus innerhalb eines bestimmten Zeitraumes gestorben wären.
Im Jahr 2019 sind nach einer vorläufigen Schätzung des Statistischen Bundesamts in Deutschland 940000 Menschen gestorben. Das sind im Schnitt rund 2600 am Tag.
„Für Hessen lässt sich derzeit keine Übersterblichkeit im Zusammenhang mit dem Coronavirus feststellen“, hieß es aus dem Gesundheitsministerium in Wiesbaden. „Bisher sind in keiner der Altersgruppen signifikante Abweichungen von den normalerweise zu erwartenden Todesfällen festzustellen.“Die Gesundheitsverwaltung in Berlin teilte mit, dass in den letzten Wochen nur eine geringe Übersterblichkeit – also mehr Tote als gewöhnlich – festzustellen war. Sie sei
Verstorbene werden kaum nachträglich getestet
wahrscheinlich primär auf Influenza, nicht auf Covid-19 zurückzuführen.
Auch die Frage, wie viele Infizierte tatsächlich bislang gestorben sind, lässt sich kaum beantworten. Denn in den meisten Bundesländern werden bei Verstorbenen nur selten nachträgliche Tests auf Corona vorgenommen. In die Statistik fließen also hauptsächlich Fälle ein, bei denen eine Corona-infektion bereits vor dem Tod bekannt war.
Lothar Wieler, Präsident des Robert-koch-instituts (RKI), hatte schon Anfang des Monats gesagt, er halte die Todesfallzahlen in Deutschland für unterschätzt. Nicht jeder Gestorbene sei zuvor getestet worden, sagte er. „Ich gehe davon aus, dass wir mehr Tote haben, als offiziell gezählt werden.“
Bei Verstorbenen in Badenwürttemberg werden Tests nach Behördenangaben in den Fällen empfohlen, in denen die Betroffenen typische Krankheitssymptome aufwiesen oder engen Kontakt zu Sars-cov-2-infizierten hatten. Wie hoch die Dunkelziffer nicht erfasster Todesfälle in Zusammenhang mit Covid-19 sei, lasse sich derzeit nicht abschätzen.