Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Geburtstag in bewegten Zeiten
Margot Landthaler wird 101 Jahre alt
Am heutigen Mittwoch wird Margot Landthaler 101 Jahre alt. Wegen des Coronavirus muss ihre Geburtstagsfeier aber anders als sonst ablaufen. Zum 100-Jährigen empfing sie hohen Besuch, neben der Feuerwehr und dem Stadtpfarrer kam auch ein Vertreter des Bürgermeisters zum Gratulieren. Darüber habe sie sich sehr gefreut, erzählt ihr Sohn Werner Landthaler. An Besuch ist dieses Jahr wegen der Schutzmaßnahmen gegen Corona nicht zu denken. Für Pflege- und Senioreneinrichtungen gilt seit Mitte März ein Besuchsverbot.
Seit einem Schlaganfall im Jahr 2011 lebt Landthaler in einer Senioren-wg in Lechhausen. Nach Aussage ihres Pflegedienstes sei sie zwar bettlägerig, könne aber noch mit kurzen Worten kommunizieren. Landthaler wird ihren 101. Geburtstag mit Kaffee und Kuchen im Kreise ihrer neun Mitbewohner verbringen. „Durch die gemeinsame Feier in der WG versuchen wir, trotz Corona ein bisschen familiäre Atmosphäre zu erzeugen“, sagt Alexandra Sedelmeyer vom Pflegedienst Schell.
Bei schönem Wetter soll das Kaffeekränzchen im Garten stattfinden. Sicherlich zur Freude von Margot Landthaler. „Neben gemeinsamen Ausflügen mit der Familie war ihr alles, was mit Garten und Grün zu tun hat, immer sehr wichtig“, erzählt Sedelmeyer. „Sie hat sich immer sehr an Blumen erfreut“, sagt auch ihr Sohn Werner. Er will ihr heute Blumen vorbeibringen. Bei der Gelegenheit hofft er, seine Mutter wenigstens kurz durchs Fenster sehen zu können.
Margot Landthaler wurde 1919 in Oberschlesien geboren. Sie lebte in Oppeln und arbeitete als Schneiderin in einem angesehenen Modegeschäft, wie ihr Sohn erzählt. „Im Februar 1945, als die Russen kamen, musste dann meine Mutter Oppeln Knall auf Fall verlassen.“Doch die Flucht in den Westen wurde unterbrochen, der damals einjährige Sohn war auf der Reise krank geworden. Erst nach einem halben Jahr konnten sie weiter. Ziel war Augsburg, der Heimatort ihres Mannes, den sie 1941 geheiratet hatte und der bis 1948 in russischer Kriegsgefangenschaft war. Im Augsburg der Nachkriegsjahre zog Margot Landthaler als Hausfrau dann ihre beiden Söhne auf.