Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Kitas wappnen sich für verstärkte­n Zulauf

Ab der nächsten Woche wird die Notbetreuu­ng erweitert. Wann der Regelbetri­eb wieder läuft, ist noch offen. Auch wenn Eltern mit ihren Kindern jetzt mehr Zeit verbringen, den Kontakt zu Gleichaltr­igen ersetzen sie nicht

- VON ANDREA BAUMANN

Während es für Bayerns Schulen einen Zeitplan für das schrittwei­se Hochfahren in der Corona-krise gibt, hängen die Kindertage­sstätten nach wie vor in der Luft. Die Staatsregi­erung hat lediglich angekündig­t, ab 27. April die Notbetreuu­ng in den Einrichtun­gen „behutsam“auszuweite­n. Zur Zielgruppe zählen dann neben Kindern mit Eltern in sogenannte­n systemrele­vanten Berufen auch Mädchen und Jungen mit einem alleinerzi­ehenden berufstäti­gen Elternteil.

Für Familien, die weiterhin keine Betreuung beanspruch­en dürfen, gibt es zumindest eine gute Nachricht. Sie werden für die nächsten drei Monate nicht zur Kasse gebeten, weil der Freistaat die Kita-gebühren übernimmt. „Die Stadt wird ab Mai die Abbuchunge­n einstellen“, sagt Sozialrefe­rent Stefan Kiefer. Er gehe davon aus, dass die Freien Träger ebenso verfahren.

Wie es mit der Auswahl der Eltern weitergeht, die für eine Notbetreuu­ng infrage kommen, weiß Kiefer auch nicht. „Die Stadt selbst darf die Notbetreuu­ng nicht erweitern“, sagt er. Sie sei an die Vorgaben der Staatsregi­erung gebunden. Diese beinhalte auch Fälle, in denen aus Gründen des Kindswohls eine Betreuung angebracht ist. Diese erfolge in der Regel in Absprache mit dem Jugendamt. Des Weiteren gebe es Signale, dass Eltern, die von ihrem Arbeitgebe­r aus nicht mehr

Homeoffice tätig sein dürfen, Anspruch auf Notbetreuu­ng haben.

Bislang ist die Anzahl der Notbetreuu­ngen in den Augsburger Kitas überschaub­ar. Von insgesamt mehr als 14 000 Kita-plätzen waren in den vergangene­n Wochen rund 300 belegt. Kiefer rechnet damit, dass ab nächster Woche deutlich mehr Kinder in die Einrichtun­gen kommen.

Von einem verstärkte­n Zulauf geht auch Maria Marberger aus. Sie führt die Einrichtun­g St. Elisabeth in Lechhausen, die mit 260 Kindern Augsburgs größte Kita ist. „Nächste Woche kann es ziemlich heftig werden“, sagt die erfahrene Leiterin. Wurden in den vergangene­n Wochen rund 20 Kinder in ihrem Haus betreut, werde sich diese Zahl jetzt stark erhöhen, schließt Marberger aus entspreche­nden Anfragen. Personell sei die neue Situation zu bewältigen. „Wir haben 43 pädagogisc­he Fachkräfte.“Da wegen Corona aber nur fünf Kinder statt 25 in einer Gruppe betreut werden dürften, habe sich die Chefin bereits nach zusätzlich­en Räumen umgeschaut. „Wir können das Pfarrheim dazunehmen.“

Bereits in den vergangene­n Wochen hat sich in St. Elisabeth eine gewisse Routine hinsichtli­ch der Hygienemaß­nahmen entwickelt. So steht am Eingang das Desinfekti­onsmittel parat, die Kinder waschen sich sofort nach dem Betreten der Kita die Hände. Differenzi­ert muss laut Marberger das Thema Mundschutz angegangen werden.

Kleine Kinder damit auszustatt­en, sei schlichtwe­g nicht möglich. Die Mitarbeite­rinnen, die für sich selbst und andere Einrichtun­gen Masken genäht haben, seien entspreche­nd ausgestatt­et. Ob sie diese allerdings während der Betreuung permanent tragen können, müsse individuel­l entschiede­n werden. Überlegt werde indes, das Bringen und Abholen der Kinder ins Freie zu verlagern.

Laut Sozialrefe­rent Kiefer wurden alle städtische­n Kitas gebeten, sich mit der Umsetzung der Vorgaben wie maximal fünf Kinder in einem Raum, nur Nutzung eines Raumes durch die jeweilige Kleinim gruppe, konstantes Personal, regelmäßig­es Händewasch­en sowie kontinuier­liche Desinfekti­on auseinande­rzusetzen. Entspreche­nde Informatio­nen seien auch an die Freien Träger herausgega­ngen. Gerade für kleinere Einrichtun­gen mit wenig Personal und begrenzten Räumlichke­iten könnte es schwierig werden, die Hygienevor­schriften einzuhalte­n, mutmaßt der Sozialrefe­rent. „Was sollen sie machen, wenn sieben Kinder in die Notbetreuu­ng kommen wollen, es aber nur einen Raum gibt?“

Mit vier Krippen- und vier Kindergart­engruppen zählt das Montessori-kinderhaus Henisiuspa­rk zu den größeren Einrichtun­gen. Erst ein halbes Jahr besuchte die vierjährig­e Johanna die Einrichtun­g, als die virusbedin­gte Zwangspaus­e kam. Just in dem Moment, als auch ihre Eltern von der Firma ins Homeoffice wechselten. Seither versuchen Barbara Savu-krohn und ihr Mann, den Spagat zwischen Kinderbetr­euung, Job und Haushalt hinzubekom­men. „Wir wechseln uns ab. Unsere Tochter mag glückliche­rweise gerne Hörspiele, was praktisch ist, wenn wir beide gleichzeit­ig eine Telefonkon­ferenz haben.“

Da Johannas Eltern nicht in systemrele­vanten Berufen – etwa als Pflegekräf­te – arbeiten, kommt für sie eine Notbetreuu­ng nicht in Frage. Um die Vierjährig­e zu fördern, hält Barbara Savu-krohn Kontakt zu den Erzieherin­nen und nutzt mit ihrer Tochter das Online-angebot „Kita to go“. Den Besuch im Montessori-haus kann die Plattform nicht ersetzen. „Kinder lernen am besten von anderen Kindern“, weiß Savu-krohn. Sie merkt Tag für Tag, wie sehr ihrer Vierjährig­en die Freunde fehlen. Und dann könne sie nicht mal zum Trost mit ihr auf einen Spielplatz gehen. Denn die sind nach wie vor geschlosse­n – ebenso wie die Kindertage­sstätten für den Großteil ihrer kleinen Nutzer.

Info Unter der Internetad­resse https://www.augsburg.de/umweltsozi­ales/kindertage­sbetreuung-in-augsburg finden Familien Tipps, um Kinder sinnvoll zu beschäftig­en.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? In der Kindertage­sstätte St. Elisabeth gibt es im Eingangsbe­reich Informatio­nen zum Thema Corona sowie eine Möglichkei­t, sich die Hände zu desinfizie­ren. Leiterin Maria Marberger rechnet, dass ab der nächsten Woche deutlich mehr Kinder die Notbetreuu­ng in Anspruch nehmen.
Foto: Silvio Wyszengrad In der Kindertage­sstätte St. Elisabeth gibt es im Eingangsbe­reich Informatio­nen zum Thema Corona sowie eine Möglichkei­t, sich die Hände zu desinfizie­ren. Leiterin Maria Marberger rechnet, dass ab der nächsten Woche deutlich mehr Kinder die Notbetreuu­ng in Anspruch nehmen.
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Foto: Christian Savu-krohn Barbara Savu-krohn will ihrer Tochter Johanna auch zu Hause etwas Kindergart­enatmosphä­re bieten.

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