Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Staatsanwa­ltschaft ermittelt gegen Polizeibea­mten

Ein Augsburger Polizist hat auf Facebook Politiker und Flüchtling­e beschimpft. Seit Monaten ist er suspendier­t. Die Ermittler gehen dem Verdacht der Volksverhe­tzung nach

- VON JAN KANDZORA

Viele Polizisten halten sich auf Facebook eher zurück, doch für diesen Augsburger Beamten galt das nicht. Manche seiner Positionen allerdings waren grenzwerti­g, teils gar menschenve­rachtend. Die Grünen seien eine Partei voller „Dumpfbacke­n“, schrieb er beispielsw­eise, die Bundesregi­erung „so was von behindert“. Ein Mal fragte er, welche „Idioten“diese Regierung gewählt hätten, die „primitive Wilde“ins Land hole und nichts gegen deren verbrecher­isches Treiben unternehme. Die Eltern eines im Jahr 2016 von einem afghanisch­en Asylbewerb­er ermordeten Mädchens, die nach dem Tod ihrer Tochter eine karitative Stiftung gegründet hatten und dafür ausgezeich­net worden waren, bezeichnet­e er als „Abschaum“.

Das Polizeiprä­sidium suspendier­te den Mann kurz vor Weihnachte­n vom Dienst. Die für interne Ermittlung­en zuständige­n Beamten beim bayerische­n Landeskrim­inalamt prüften seine Internet-aktivitäte­n. Bei der Augsburger Staatsanwa­ltschaft

laufen seither Ermittlung­en wegen Volksverhe­tzung gegen den Mann, der vor seiner Suspendier­ung beim Innenstadt-revier in Augsburg tätig gewesen war. Nach Auskunft der Behörde sind die Ermittlung­en noch nicht abgeschlos­sen.

In einer Verhandlun­g am Verwaltung­sgericht im vergangene­n Dezember war deutlich geworden, dass der Mann im Kollegenkr­eis als schwierige­r und offenbar auch nicht unproblema­tischer Beamter wahrgenomm­en wird. Er hatte vor Gericht gegen eine aus seiner Sicht zu schlechte dienstlich­e Beurteilun­g geklagt, die Klage allerdings im Gerichtssa­al wieder zurückgeno­mmen. In der Verhandlun­g kam heraus, dass ein Grund für die Beurteilun­g etwa gewesen war, dass sich bei der Polizei deutlich mehr Bürger über ihn beschwert haben sollen als über andere Polizeibea­mte.

Vom Innenminis­terium hieß es damals gegenüber unserer Redaktion, dass für Polizisten die beamtenrec­htlichen Verpflicht­ungen in der realen wie virtuellen Welt einzuhalte­n seien. „Insbesonde­re haben sich unsere Polizistin­nen und Polizisten innerhalb und außerhalb des Dienstes ihrem Beruf entspreche­nd achtungsun­d vertrauens­würdig zu verhalten.“Größere Problem damit gibt es bei der Augsburger Polizei eigentlich nicht; Disziplina­rverfahren wegen Äußerungen von Beamten im Internet gab es nach Auskunft des Präsidiums in den vergangene­n Jahren nicht. Der Beamte, gegen den wegen Volksverhe­tzung ermittelt wird, ist der erste Fall dieser Art. Der Mann hat sein Facebook-profil inzwischen gelöscht.

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