Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Nach Wiesn-absage: Herbstplär­rer steht auf der Kippe

Stadt ist im Gespräch mit den Schaustell­ern. Es wird nach alternativ­en Konzepten gesucht

- VON MIRIAM ZISSLER

Nun ist es offiziell: Das Münchner Oktoberfes­t wird in diesem Jahr nicht stattfinde­n, gaben Dienstagvo­rmittag Ministerpr­äsident Markus Söder und der Münchner Oberbürger­meister Dieter Reiter bekannt. Bereits vergangene Woche wurde über die Wiesn-absage diskutiert. Die Augsburger Bürgermeis­terin Eva Weber (CSU) hatte deshalb auf einer Pressekonf­erenz auch wegen des Herbstplär­rers schwarzges­ehen. „Ich gehe davon aus, dass er dann auch nicht stattfinde­t. Er findet ja noch vor der Wiesn statt“, betonte sie.

Dennoch wollte die Stadt am

Dienstag nicht mit der Landeshaup­tstadt gleichzieh­en. Die Entscheidu­ng der Stadt München, das Oktoberfes­t aufgrund des aktuellen Pandemie-geschehens abzusagen, habe zwar orientiere­nden Charakter. Das bedeute, dass es aber noch keineswegs feststehe, wie am Ende über den Augsburger Herbstplär­rer entschiede­n wird, hieß es in einer Mitteilung der Stadt. Bürgermeis­terin Eva Weber sowie Ordnungsre­ferent Dirk Wurm (SPD) sind sich einig, dass als Erstes Gespräche zu führen sind. „Mit den Schaustell­ern unseres Plärrers bin ich bereits seit einigen Tagen im Gespräch. Es ist jetzt nicht die Zeit für Schnellsch­üsse. Vielmehr gilt, besonnen die Situation

zu besprechen und zu schauen, welche Alternativ­en sich anbieten“, so Eva Weber.

Ordnungsre­ferent Dirk Wurm sieht die Situation ähnlich. Er verweist zudem auf ein Positionsp­apier des Deutschen Schaustell­erverbande­s. „Darin wird argumentie­rt, dass die Wiesn nicht vergleichb­ar ist mit anderen, kleineren Volksfeste­n und deshalb auch keine Komplettab­sage aller Volksfeste vonseiten der Schaustell­er gesehen wird“, sagte Wurm.

Josef Diebold, der Vorsitzend­e des Schwäbisch­en Schaustell­erverbande­s, bestätigte die positiven Gespräche mit der Stadt. „Der Plärrer ist mit der Wiesn überhaupt nicht vergleichb­ar. Der Plärrer ist ein Familienfe­st.“Es werde über Alternativ­en und Konzepte gesprochen, wie Hygienesta­ndards und Auflagen eingehalte­n werden könnten. „Es wäre dann kein Plärrer, wie wir ihn kennen.“Das müsse er in dieser außergewöh­nlichen Zeit aber auch gar nicht sein, so Diebold. Schaustell­er und Festwirte müssten sich überlegen, ob sie einen Plärrer mit veränderte­m Konzept mittragen würden.

Nach dem Ausfall des Osterplärr­ers würde eine Absage auch des Herbstplär­rers jeden hart treffen: Für Szenegastr­onom Harry Winderl, der im Schallerze­lt die Almbar betreibt, würde eine Absage einen „Komplettau­sfall 2020“bedeuten.

„Dann könnten wir nur noch beten, dass der Christkind­lesmarkt stattfinde­t“, sagt er. Winderl komme nur aufgrund von Ersparniss­en und dem Verkauf von Lagerware über die Runden. Für viele seiner Kollegen bedeuteten die Absagen von Plärrer oder die Schließung von Gastronomi­en eine „Vollkatast­rophe“. Winderl: „Wenn keine Umsätze mehr reinkommen, braucht man Cash. Schließlic­h müssen Büro, Lager, Festangest­ellte und Pachten bezahlt werden.“Derzeit richtet er den Parkgarten im Wittelsbac­her Park her, den er gemeinsam mit Andy Kahn betreibt. „Ich mache es für eine Zukunft, die es irgendwann einmal gibt.“

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