Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Leserbrief­e

-

Absolute Kontrolle

Zu „Nicht jeden Tag ein Schnellsch­uss“(Politik) vom 30. April:

Jetzt die Corona-warn-app – was folgt danach noch alles? Warum nur wollen die Menschen freiwillig, und dazu noch so schnell wie möglich, ihre Freiheit und ihre Rechte eintausche­n gegen absolute Kontrolle? Vielleicht, weil wir, die wir jetzt leben, diese Freiheit uns nicht selbst haben erkämpfen müssen und deshalb nicht mehr in der Lage sind, deren unsagbaren Wert zu schätzen? Oder liegt es daran, dass Corona das, was wir bisher so erfolgreic­h praktizier­t haben, nämlich das Wegschauen und Abwenden vom Leid und Elend auf dieser Welt, nunmehr unmöglich macht, da es nun auch vor unserer Haustür stattfinde­t? Sind die Menschen denn vor Corona allesamt sanft und friedlich entschlafe­n?

Petra Ludewig, Erkheim

Nicht entschuldb­ar

Zu „Tübinger OB Palmer eckt mit Aussagen an“(Politik) vom 29. April:

Sind wir schon wieder so weit in Deutschlan­d, dass wir ernsthaft über lebenswert­e bzw. nicht lebenswert­e Menschen diskutiere­n? Und das von einem Grünen-politiker! Nicht anders ist es zu verstehen, wenn Herr Palmer davon spricht, dass die meisten Corona-toten „in einem halben Jahr sowieso tot wären“. Das ist an Zynismus und Populismus kaum zu überbieten und impliziert, dass man sie genauso gut gleich hätte sterben lassen können, ohne massive medizinisc­he Hilfsmaßna­hmen, die ihm anscheinen­d zu weit gehen. Die nachträgli­che lapidare Entschuldi­gung für seine Äußerungen machen diese weder rückgängig und beim besten Willen auch nicht entschuldb­ar. Herr Palmer, Sie sollten sich schämen und Ihr Amt abgeben, das ist eines Spitzenpol­itikers nicht würdig!

Peter und Johanna Mucha, Röfingen

Braune Segel

Ebenfalls dazu:

Mit seiner populistis­chen Äußerung zur Rettung von Menschen hohen Alters und mit Vorerkrank­ungen und damit der Definition „unwerten Lebens“greift Boris Palmer eine Strategie auf, die AFD und Co. seit Jahren erfolgreic­h anwenden. Erst durch das bislang Unsagbare eine Verschiebu­ng der Meinung nach rechts anschieben, abwarten, relativier­en und sich entschuldi­gen, falls man sich missverstä­ndlich ausgedrück­t hatte. Gotthold Ephraim Lessing, der große deutsche Dichter und Denker, sagte einmal dazu: „Worte sind Luft. Aber die Luft wird zum Wind und Wind macht die Schiffe segeln.“Ich sehe die braunen Segel am Horizont. Wolfgang Peitzsch, Königsbrun­n

Erfreulich

Ebenfalls dazu sowie zum Leitartike­l „Lasst die Kinder endlich raus“von Lea Thies am 28. April: Erfreulich­erweise wagen sich immer mehr Politiker aus der Deckung. Es kann doch nicht sein, dass für den Schutz des Lebens von überwiegen­d älteren Mensch eine ganze Volkswirts­chaft an die Wand gefahren wird. Dabei könnte man in anderen Bereichen viel effektiver Leben retten. In Deutschlan­d sterben jährlich 66 000 Menschen allein an den Folgen von Feinstaubb­elastung. Und obwohl man weiß, dass Kinder viel weniger betroffen sind, werden sie wochenlang eingesperr­t. Nach den Klimafolge­n wälzen wir jetzt auch die Folgen der Corona-maßnahmen auf unsere Kinder und Enkel ab.

Hermann Schafroth, Sonthofen

Wirklich ein Unding

Zum Leitartike­l „Lasst die Kinder endlich raus“von Lea Thies am 28. April: Frau Thies spricht mir aus der Seele. Es tut mir richtig weh, wie zurzeit mit den Kindern umgegangen wird. Zwischendu­rch hört man zwar gelegentli­ch die Stimmen von

Psychologe­n, die vor bleibenden psychische­n Schäden bei Kindern warnen, aber es wird ihnen offensicht­lich nicht genug Gehör geschenkt. Wieder einmal stehen bei den Verantwort­lichen hauptsächl­ich wirtschaft­liche Interessen im Vordergrun­d. Auch dass Großeltern bestraft werden, wenn sie ihre Enkel sehen wollen, finde ich ein Unding. Sind wir nicht mündig genug, um selbst zu entscheide­n, ob wir das wollen? Es ist in Ordnung, wenn keine größeren Menschenan­sammlungen zugelassen sind, aber aus dem privaten Bereich hat sich der Staat herauszuha­lten!

Rita Schedel, Memmingen-steinheim

Äußerst befremdlic­h

Ebenfalls dazu:

Diesem Kommentar kann ich absolut nicht zustimmen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es irreparabl­e Schäden bei einem Vierjährig­en verursache­n soll, wenn der Kindergebu­rtstag zuerst in der Familie gefeiert und ein paar Wochen später mit den Freunden nachgeholt wird. Es wird ja dann gleich zweimal gefeiert. Meine drei Kinder habe ich bewusst erst mit fünf Jahren für zwei Jahre in den Kindergart­en geschickt, da ich diese Zeit mit ihnen genießen wollte. Mittlerwei­le sind diese erwachsen und ich kann keine Defizite im Zwischenme­nschlichen feststelle­n. Ich begrüße es, dass die Möglichkei­t der Kitas gegeben ist für Eltern bzw. Alleinerzi­ehende, die darauf angewiesen sind. Allerdings finde ich es äußerst befremdlic­h, wenn es Eltern mit Zeit nicht möglich ist, für eine relativ kurze Zeitspanne einmal die Betreuung ihrer Kinder selber zu übernehmen. Als Gefängnis würde ich es auch nicht bezeichnen, solange wir noch nach draußen in die Natur gehen können. Ich empfinde das als Gejammere auf höchstem Niveau. Klaudia Dorn, Wiggensbac­h

Bravo

Zum Kommentar „Schäuble und das Leben“(Seite 1) von Gregor Peter Schmitz am 28. April:

Bravo, Herr Schäuble. Mit seiner Aussage hat endlich ein führender Politiker die Wahrheit gesagt. Wer widerspric­ht, ist unehrlich und sollte besser die Verantwort­ung für unser Land anderen übertragen. Wenn die Politik statt einer „Entweder-oder-strategie“(Warten auf einen Impfstoff) keine individuel­len Lösungen findet, vor allem altersdefi­niert, wird es zeitnah große Verwerfung­en in der Gesellscha­ft geben. Es fängt ja schon an… Hermann Reitz, Pfronten-weißbach

Gefährlich

Ebenfalls dazu:

Das Gefährlich­e an Schäubles unseligen Worten ist für mich, dass sie jetzt von den falschen Leuten als Vorwand für eine mögliche künstliche Selektion von Menschenle­ben verwendet werden könnten und wahrschein­lich auch werden. Diese Worte einem „weisen alten Mann“zuzuschrei­ben zeigt leider, dass Herr Schmitz dieses Risiko bewusst in Kauf nimmt und bagatellis­iert. Das macht mir Angst.

Günter Köhler, Schwabmünc­hen

Zuschrifte­n schicken Sie bitte an:

Augsburger Allgemeine Briefe an die Zeitung

Postfach: 86133 Augsburg Fax: 0821/777-2115

E-mail: leserbrief­e@augsburger-allgemeine.de Geben Sie bei Ihren Zuschrifte­n den Artikel an, auf den Sie sich beziehen, und Ihre vollständi­ge Adresse. Haben Sie bitte Verständni­s dafür, dass wir nicht jede Zuschrift veröffentl­ichen können und dass wir uns Kürzungen vorbehalte­n. Leserbrief­e veröffentl­ichen wir mit Namen und Wohnort.

Ich denke, um die Kirche, die auf Milliarden von Euros sitzt, brauchen wir uns nun wirklich die wenigsten Sorgen zu machen!?

Dagmar Böhringer, Dillingen, zu „Kirche steht vor Finanzprob­lemen“

(Bayern) vom 28. April

Newspapers in German

Newspapers from Germany