Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Todesangst auf der Kirchenkuppel
Angst, ganz abgesehen davon, dass oft feindliche Bomberverbände die Stadt in Richtung München überflogen und man nicht sicher war, ob sie auch die eigene Stadt bombardieren werden, waren hier doch auch Flugzeug-messerschmittwerke stationiert. Die wurden dann auch noch kurz vor Kriegsende durch einen Bombenangriff zerstört. Das habe ich auch auf meinem Beobachtungsposten miterlebt. Die anschließenden Brände waren furchtbar. Das hat mich wieder in meiner Angst bestätigt, wie nahe wir doch immer dem Tode sind, und wie schrecklich es ist, in einem Schutzkeller, der oftmals nur eine Waschküche war, verschüttet zu werden. Deshalb erinnere ich mich noch besonders an die für uns damals erlösende Tatsache, dass die Amerikaner am 27. April die Stadt ohne Kampfhandlung eingenommen haben. Auch das war damals keinesfalls sicher, denn einige Hitlerjungen waren von der Propaganda überzeugt, „wir gewinnen den Krieg noch“, und schossen vor der Stadt mit der Panzerfaust einen amerikanischen Panzer ab. Keiner von den 16-, 17jährigen Buben hat das überlebt …
Ja und dann hatten wir den ganzen Tag Hunger. Bei rationierten Lebensmitteln bestimmten die Zuteilungsmarken die Tagesration. Für unsere Familie, vier Personen zum Beispiel, war vorgesehen: zusammen fünf Scheiben Brot. Aber nur einfaches Brot, keine Semmeln, Knäckebrot etc. In dieser Höhe gab es auch andere Lebensmittel (Fleisch, Butter, Zucker). Zum Beispiel Schokolade war uns fremd, die bekamen wir erst von amerikanischen Soldaten, die wir manchmal zögernd angebettelt hatten.
Und bald nach Kriegsende wurde eine Ausgangssperre für die Abend- und Nachtzeit verhängt, die ganz strikt einzuhalten war. Es gab keine Polizei, die gebeten hat, nach Hause zu gehen, sondern die Militärpolizei hat sofort scharf geschossen. Einen Freund von mir hatte es erwischt, als er beim Aufklauben eines Apfels in seinem Garten war. Ja, so schlimm waren die damaligen Verhältnisse.