Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Grenzen sind ab 15. Juni wieder offen

Kontrollen werden weniger. Einreisen darf aber nur, wer einen Grund hat

- VON STEFAN LANGE

Berlin Zwei Monate nach der Einführung umfangreic­her Kontrollen an den deutschen Grenzen hat die Bundesregi­erung erste Lockerunge­n beschlosse­n und strebt zum 15. Juni ein Ende der coronabedi­ngten Ausnahmen an. Auch Urlaub in den Nachbarlän­dern könnte dann möglich sein: „Wir verbinden dies mit der klaren Zielsetzun­g, dass wir dann ab Mitte Juni den freien Reiseverke­hr in Europa wieder wollen“, sagte Bundesinne­nminister Horst Seehofer am Mittwoch in Berlin. Voraussetz­ung sei aber, dass sich das Infektions­geschehen nicht wieder verschlimm­ere. Auch die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) sieht keine Gefahr in der Öffnung von Grenzen zwischen Nachbarsta­aten, wenn die Lage in den Nachbarsta­aten vergleichb­ar sei.

An den Grenzen zu Frankreich, der Schweiz und Österreich wird zwar bis zum 15. Juni weiter kontrollie­rt. Auf die Forderung zahlreiche­r Politiker aus den Grenzregio­nen, die Kontrollen bereits mit dem 15. Mai auslaufen zu lassen, hat Seehofer damit nicht gehört. Aber bereits ab diesem Samstag soll es Lockerunge­n geben. So werden wieder alle Verkehrswe­ge für den Grenzübert­ritt zugelassen. Die Bundespoli­zei wird auch nicht mehr dauerhaft, sondern nur noch stichprobe­nartig kontrollie­ren. Reisende brauchen weiterhin einen „triftigen Einreisegr­und“, es wird aber zusätzlich­e Erleichter­ungen für Reisen aus familiären Gründen geben.

Für die Einreise nach Dänemark wird gerade an einer Lösung gearbeitet. Eine 14-tägige Quarantäne soll es künftig nur noch bei der Einreise aus Drittstaat­en wie den USA oder China geben. Das alles gilt aber nur, wenn die Infektions­zahlen innerhalb des deutschen Richtwerts von 50 Neuinfekti­onen pro 100000 Einwohner binnen sieben Tagen bleiben. Wenn es Verschlech­terungen gebe, sei man bereit, darauf zu reagieren, sagte Seehofer: „Ich wünsche es mir nicht, ich erwarte es nicht, ich will es der Bevölkerun­g nur gesagt haben.“

„Ich könnte im Moment eine völlige Aufhebung der Grenzkontr­ollen nicht verantwort­en“, rechtferti­gte Seehofer die nur teilweisen Lockerunge­n wohl auch in der Ahnung, dass der Druck auf ihn weiter anhalten wird. So sprachen Unionsfrak­tionsvize Andreas Jung (CDU) und sein Parteifreu­nd Felix Schreiner in einer gemeinsame­n Erklärung zwar von einem wichtigen Schritt. Man sei aber noch nicht am Ziel. „Wir werden weiter kämpfen, bis wir eine gemeinsame grenzübers­chreitende Strategie zur Bekämpfung von Corona ohne Grenzbesch­ränkungen erreichen.“

Andere Grenzen innerhalb Europas werden noch langsamer geöffnet. „Derzeit gibt es keine Basis dafür, über eine Grenzöffnu­ng zu Italien nachzudenk­en“, sagte Österreich­s Regierungs­chef Sebastian Kurz (ÖVP). Er verwies auf die immer noch hohen Ansteckung­szahlen mit dem Coronaviru­s im südlichen Nachbarlan­d. Die Bundespoli­zei hat unterdesse­n am Mittwoch bereits fünf wegen der Corona-krise geschlosse­ne Grenzüberg­änge zwischen Österreich und Bayern wieder geöffnet. „An zwei weiteren Kontrollst­ellen haben wir die Öffnungsze­iten verlängert beziehungs­weise bedarfsger­echt angepasst“, sagte der Präsident der Bundespoli­zeidirekti­on München, Karl-heinz Blümel. Elf Grenzüberg­änge seien zudem ab sofort für Land- und Forstwirte wieder passierbar.

Bayern will bei den Quarantäne­regeln nicht auf Bundesinne­nminister Seehofer hören. Der Freistaat möchte vorerst weiterhin Einreisend­e unter Quarantäne stellen. Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) verwies zur Begründung auf Infektions­fälle unter den Mitarbeite­rn von Schlachthö­fen oder Erntehelfe­rn.

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