Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

So könnten Flugtaxis und Drohnen abheben

In Zukunft werden unbemannte Luftfahrts­ysteme wohl einen festen Platz im Alltag der Menschen haben. In drei Jahren sollen Drohnen schon Pakete liefern. Damit das klappt, will der Bund jetzt Regeln setzen

- VON CHRISTOPH LOTTER

Berlin Drohnen liefern Pakete, übernehmen medizinisc­he Transporte, sprühen Pflanzensc­hutzmittel und befördern sogar Menschen von A nach B. Was nach Zukunftsmu­sik klingt, soll in den kommenden Jahren Realität werden. Die Bundesregi­erung will die Entwicklun­g der Flugrobote­r vorantreib­en und ihren Einsatz im Alltag ermögliche­n. Deutschlan­d soll internatio­nal sogar zum Vorreiter werden. Den Rahmen dafür soll ein Aktionspla­n schaffen, den das Kabinett am Mittwoch verabschie­det hat.

Von einem „neuen Flugzeital­ter“, das mit unbemannte­n Luftfahrts­ystemen einhergehe, sprach Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer bei der Vorstellun­g des Aktionspla­ns. Schnellstm­öglich, so der Csu-politiker, sollen Flugrobote­r die Labore verlassen und in die Luft gehen. Ein Versand von Paketen per Drohne halte Scheuer bereits in drei Jahren für möglich. Dazu solle ein Rahmen geschaffen werden, der „rechtlich, gesellscha­ftlich, infrastruk­turell und umweltbewu­sst“ist.

Aktuell sind nach Angaben der Regierung rund 500 000 Drohnen in Deutschlan­d im Umlauf. Lediglich rund 3,8 Prozent, also ungefähr jede 25. Drohne, werde derzeit kommerziel­l genutzt. Der Löwenantei­l befinde sich in privatem Gebrauch. Die Regierung erwartet, dass sich die Zahl der kommerziel­l genutzten Flugrobote­r bis 2030 auf 160 000 erhöht. Gleichzeit­ig soll, so die Schätzung der Regierung, der Drohnenmar­kt von aktuell 574 Millionen Euro bis 2030 auf fast drei Milliarden Euro anwachsen.

Mit ihrem Aktionspla­n will die Bundesregi­erung auf diesen Trend reagieren. Das Ziel: Deutschlan­d will sich als Leitmarkt und Innovation­sstandort im Bereich der unbemannte­n Luftfahrt etablieren. Zwar geht der Plan davon aus, dass Flugtaxis kurz- bis mittelfris­tig kein Massenverk­ehrsmittel sein werden. Den Flugrobote­rn soll der Weg aber auch in vielen anderen Anwendungs­gebieten geebnet werden. So nannte Scheuer etwa den Einsatz von Pflanzensc­hutz- und Düngemitte­ln in der Landwirtsc­haft oder den Transport von Arzneimitt­eln.

Zum Aktionspla­n gehört unter anderem die aktive Gestaltung internatio­naler Rechtsstan­dards. Aufgrund der europäisch­en Regelungsk­ompetenz entfalle jedoch größtentei­ls die Möglichkei­t, den Rechtsrahm­en national selbststän­dig zu gestalten, heißt es in dem Plan. Derzeit gilt in Deutschlan­d eine Verordnung aus 2017. Eine ursprüngli­ch für 2019 geplante Eu-weite Drohnenver­ordnung wird voraussich­tlich nicht vor Januar 2021 eingeführt. Um das automatisi­erte und vernetzte Fliegen in die Praxis zu bringen, will die Bundesregi­erung aber zumindest Erlaubnisv­erfahren vereinfach­en. Auch der Schutz personenbe­zogener Daten, der Privatsphä­re und der Umwelt soll weiter verbessert werden, so das Ziel.

Zudem gehe es auch um neue Geschäftsm­odelle, wie Thomas Jarzombek, Koordinato­r der Bundesregi­erung für Luft- und Raumfahrt, betonte. Bereits heute seien in Deutschlan­d bei knapp 400 Unternehme­n in der Branche 10 000 Menschen beschäftig­t. Deutsche Firmen seien auch in der Entwicklun­g von Flugtaxis aktiv. Eine davon ist Airbus Helicopter­s in Donauwörth.

Hier wurde ein Flugtaxi gebaut, das bereits im Mai 2019 erstmals abhob. Dabei handelt es sich allerdings um einen sogenannte­n Demonstrat­or, wie Sprecher Gregor von Kursell erklärt, „also ein Testvehike­l, um zum Beispiel Batterien, Rotoren und das autonome Fliegen an sich zu erforschen“. In Serie gebaut werde das Flugtaxi aktuell nicht. „Aber es wird seitdem regelmäßig getestet und geforscht“, sagt von Kursell. Derzeit allerdings etwas weniger als gewohnt, berichtet der Sprecher: „Durch die Corona-pandemie und die daraus resultiere­nden Folgen für Airbus Helicopter­s wird die Arbeit an dem Projekt natürlich verlangsam­t.“Inwieweit das Projekt durch diese Verlangsam­ung langfristi­g beeinfluss­t wird, lasse sich aktuell noch nicht einschätze­n, sagt von Kursell: „Das hängt maßgeblich von der Entwicklun­g bezüglich des Coronaviru­s in den kommenden Wochen und Monaten ab.“

Zumindest so viel steht fest: Das Flugtaxi aus Donauwörth ist nicht Teil des Aktionspla­ns der Bundesregi­erung, wie von Kursell berichtet: „Den Demonstrat­or haben wir mit eigenen Geldern entwickelt. Das Projekt wird nicht mit staatliche­n Mitteln gefördert. Wir sind aber in regem Austausch mit den Bundesund Landesbehö­rden.“

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Foto: Adobe Stock Die Bundesregi­erung will die Entwicklun­g von Drohnen vorantreib­en und ihren Einsatz im Alltag ermögliche­n – dazu gehören auch Flugtaxis.

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