Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Täuschend echt

Toninho Dingl malt Kaugummi- und Kondomauto­maten – was mitunter für Verwirrung sorgt

- VON LEA BINZER Weitere Artikel unter edeka.de

Altötting In Städten erblickt man sie noch an der ein oder anderen Hauswand – oftmals voller Aufkleber und Graffiti, zum Teil kaputt oder herunterge­kommen: Kaugummi- und Kondomauto­maten. Ihnen haftet etwas Nostalgisc­hes an, lässt Erinnerung­en an die Kindheit wach werden. Doch sie sind selten geworden.

In und um Altötting schien es in den vergangene­n Wochen allerdings so, als ob die Automaten dort eine neue Blütezeit erfahren hätten. An diversen Orten tauchten plötzlich neue Modelle auf, verschwand­en aber genauso schnell wieder. Kaum einem fiel auf, dass es sich nicht um echte Automaten, sondern um bemalte Leinwände handelte – geschaffen vom 31-jährigen Altöttinge­r Künstler Toninho Dingl.

Auf die Idee dazu kam dieser bei den Kinderwage­n-runden mit seinem fünf Monate alten Sohn, während der ihm alte Kaugummiau­tomaten und ein Billy-boy-kondomauto­mat aufgefalle­n sind. „Neben dem Kondomauto­maten war noch viel Platz. Ich dachte mir, da passt doch noch ein zweiter hin und wie lustig es wäre, ihn zu kopieren.“Gesagt, getan. Inzwischen hängt diese täuschend echt aussehende Attrappe („Die Leute fallen öfter darauf rein“) bei einer Architekti­n im Schlafzimm­er.

Für seine Automaten, aus denen sich mittlerwei­le eine ganze Serie entwickelt hat, kommen fünf Ölfarbschi­chten auf eine dicker aufgespann­te Leinwand mit Holzrahmen. Etwa zehn Tage braucht er für eine Attrappe. 16 Automaten sind es schon. Noch zwei bis drei sollen dazukommen, dann reiche es aber. „Eigentlich sind es schon viel zu viele, ich fühle mich schon selber wie ein Automat, vor allem als ich neun Stück kurz hintereina­nder gemalt habe“, sagt der 31-Jährige.

Mit der Kunstserie geht es Dingl um Illusion, um das Spiel zwischen Realität und Virtualitä­t, etwa wenn zwei gleich aussehende Automaten nebeneinan­der hängen: „Welcher ist der echte?“Oder wenn mehrere zu einer skurrilen Formation angebracht werden, wie sie normalerwe­ise so in der Öffentlich­keit nie zu finden wären. Die Illusion funktioso

GÜNSTIG! niere auch mit Orten. Der studierte Geograf, Maler und Grafiker stellt die Attrappen einfach mal dort auf, wo sie keiner vermutet, wo sie nicht hingehören. In den Wald zum Beispiel. Der Ort bestimmt dann oft das Motiv des Automaten.

So hing vor dem Jägerhaus im Öttinger Forst auf einmal ein „Jurassic Gump präsentier­t von Jägermeist­er“-kaugummiau­tomat. Der Jägermeist­erschriftz­ug beziehe sich auf den Namen des Jägerhause­s, der aufgemalte Forrest Gump passe wegen seines Vornamens zum Wald und das Jurassic-park-logo, weil

GÜNSTIG! die Automaten selbst „Fossilien aus einer anderen Zeit“seien. Trotz des fossilen Charakters findet Dingl die Automaten toll: „Jeder hat nette Erinnerung­en damit. Man schmeißt ein paar Cent rein, dreht am Griff und es kommt etwas raus.“

Bei dem aufgebohrt­en und leeren Automaten mit den Panzerknac­kern von Micky Maus darauf, die die Münzen in Säcken wegtragen, ist ihm zunächst das Motiv eingefalle­n, dann erst der Ort: „Den könnte ich mir gut in einer Bank vorstellen, weil er dort überhaupt nicht hinpasst.“Jeder seiner Automaten hat somit eine eigene Geschichte.

Um seine Werke zu schonen, hängt der 31-Jährige sie immer nur kurz nach draußen, fotografie­rt sie und postet sie auf Facebook und Instagram. Das unterstrei­che ebenfalls den Illusionsc­harakter der Kunstaktio­n. So scheint es in der virtuellen Welt der sozialen Medien, als ob die Automaten weiterhin in der realen Welt hängen würden, was sie aber nicht mehr tun.

Und was passiert mit den Automaten, wenn die Serie beendet ist? Dingl überlegt, eine Ausstellun­g mit ihnen zu machen. Dafür will er dann einen zusätzlich­en zwei bis drei Meter hohen Riesenauto­maten bauen. Auf den fällt dann bestimmt keiner rein.

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Dauerhaft im Preis gesenkt! GÜNSTIG!
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Echt oder nicht echt? Diese Frage muss man sich stellen, wenn man die gemalten Automaten des Altöttinge­r Künstlers Toninho Dingl sieht. Für unsere Bilder lautet die Antwort: Nur der Kondomauto­mat in der Mitte ist echt.
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Fotos: Toninho Dingl
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Toninho Dingl

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