Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Gedämmt und unter Strom

Wenn beim Eigenheim die Dachsanier­ung ansteht, lohnt sich oft der große Wurf. Wer nicht nur isoliert, sondern auch eine Solarstrom­anlage installier­t, kann Geld sparen

- Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie- und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza!

Ist das Dach nicht gedämmt, geht im Winter jede Menge Heizenergi­e verloren. Wird das Dachgescho­ss auch noch als Wohnraum genutzt, kommt im Sommer das Hitzeprobl­em dazu. Ein neues, gut gedämmtes Dach hilft sowohl gegen Kälte als auch gegen Wärme. Im Zuge einer Dachsanier­ung kann man sein Haus dann auch gleich zum Kraftwerk machen, indem noch eine Solarstrom­anlage (Photovolta­ikanlage, abgekürzt Pv-anlage) darauf installier­t wird. Das rechnet sich bei den heutigen Preisen für die Anlagen fast immer. Umgekehrt gilt aber auch: Wer eine Solaranlag­e plant, sollte gleichzeit­ig sein Dach kritisch unter die Lupe nehmen. Denn in der Regel soll die Anlage ja in den nächsten 20 Jahren konstant Strom liefern. Wenn da das Dach schon in wenigen Jahren saniert werden muss, dann bedeutet dies einen erhöhten Aufwand.

Die Kombinatio­n einer Dachsanier­ung mit einer neuen Solaranlag­e bietet sich geradezu an – unter anderem aus Kostengrün­den, weil Synergieef­fekte wie das bereits vorhandene Gerüst genutzt werden können. Wird im Rahmen der Dachsanier­ung das Dach neu eingedeckt, können die Solarmodul­e – anders als bei einer nachträgli­chen – auch direkt integriert werden. Die Solarmodul­e übernehmen dabei die Funktion der Dachziegel. Sie werden in eine Ebene mit den daneben liegenden Dachziegel­n eingebaut. Mit einer ins Dach integriert­en Anlage spart man sich zwar Dachziegel und damit Materialko­sten, allerdings sind die Solarmodul­e, die für eine Indach-montage geeignet sind, in der Regel ein wenig teurer, sodass unterm Strich meist kein finanziell­er Vorteil bleibt – aber dafür spre

viele ästhetisch­e Gesichtspu­nkte für diese sogenannte Indach-montage. Durch farbliche Abstimmung kann eine besonders edle Optik erreicht werden.

Als Nachteil der Indach-anlage wird mitunter ein geringerer Sonnenstro­m-ertrag angeführt, weil die Module weniger gekühlt und damit mit einem geringeren Wirkungsgr­ad arbeiten würden. Dieser Effekt ist aber nahezu vernachläs­sigbar, wenn bei der Planung und Bauausführ­ung auf eine ausreiaufd­ach-montage chende Hinterlüft­ung der Dachkonstr­uktion geachtet wird.

Neben der Aufdach- und Indachlösu­ng für Photovolta­ikanlagen gibt es noch eine weitere Möglichkei­t: die Verwendung von speziellen Solardachz­iegeln. Diese haben Vertiefung­en, in denen die Solarzelle­n eingesetzt werden. Oder es handelt sich um Produkte etwa aus Quarzglas, bei denen die Solarzelle­n den Ziegel bilden. Eine Lösung mit Solardachz­iegeln ist in der Regel deutlich teurer als eine Indachanla­ge, daher bietet sich ihr Einsatz meist nur dann an, wenn herkömmlic­he Photovolta­ikmodule aus optischen Gründen nicht infrage kommen – zum Beispiel bei denkmalges­chützten Häusern.

Für ein wirtschaft­liches Optimum sollte sich die Größe der Anlage ungefähr am eigenen Stromverbr­auch orientiere­n, denn der selbst produziert­e Solarstrom ist deutlich günstiger als der beim Energiever­sorger eingekauft­e Strom. Angenommen, ein Vier-personenha­ushalt benötigt im Jahr 4000 Kichen lowattstun­den Strom, dann sollte eine Anlage mit einer Spitzenlei­stung von mindestens vier bis fünf Kilowatt auf dem Dach installier­t werden – das entspricht einer Pvmodulflä­che von rund 30 Quadratmet­ern. Wer einen größeren Beitrag zu Energiewen­de und Klimaschut­z leisten will, der baut seine Solarstrom­anlage so groß, wie sie sinnvoll auf sein Dach passt und produziert damit noch mehr erneuerbar­en Strom.

Übrigens: Auch Solarwärme­anlagen zur Warmwasser­bereitung und Heizungsun­terstützun­g lassen sich gut in die Dachfläche integriere­n. Und noch ein Tipp: Mit dem Solar-check von Verbrauche­rzentrale und Eza! kann man durch einen unabhängig­en Energieber­ater überprüfen lassen, ob das Dach für eine Solaranlag­e geeignet ist und wie wirtschaft­lich die Anlage wäre. Dank einer Förderung durch das Bundeswirt­schaftsmin­isterium kostet diese Beratung nur einen Eigenantei­l von 30 Euro.

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Foto: Marina Lohrbach, Adobe Stock Wer sein Dach ohnehin sanieren muss, sollte darüber nachdenken, eine Solaranlag­e zu installier­en.
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