Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Heilige Corona, hilf!

Bislang war die frühchrist­liche Märtyrerin eher unbekannt. Das änderte sich mit der Pandemie schlagarti­g. Heute ist ihr Gedenktag

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Augsburg Mitte Mai ist die Zeit der Eisheilige­n – „Pankraz, Servaz, Bonifaz machen erst dem Sommer Platz“, so lautet die Wetterrege­l. In diesem Pandemieja­hr muss sich der Märtyrer Bonifatius von Tarsus die Namenstag-ehre am 14. Mai jedoch mit einer bisher eher Unbekannte­n teilen: der Heiligen Corona. Was über sie bekannt ist:

● Die Legende Die junge Frau wurde an der Seite ihres Mannes als Christin verfolgt und getötet – möglicherw­eise im 1. Jahrhunder­t im heutigen Syrien. Im österreich­ischen Ort St. Corona am Schöpfl, wo man der Märtyrerin in einer barocken Wallfahrts­kirche gedenkt, wird berichtet: Ihre Verfolger hätten befohlen, „zwei Palmen gegenseiti­g niederzube­ugen und Corona mit Seilen daran zu binden, je eine Hand und ein Fuß an jedem Baum, und dann die Bäume in die Höhe schnellen lassen. Als dies geschah, wurde ihr Leib zerrissen, ihre Seele aber ging ein in die ewigen Freuden“.

● Die Reliquie Kaiser Otto III. soll im Jahr 997 Überreste Coronas von Rom nach Aachen gebracht und im dortigen Münster beigesetzt haben. Die Grabplatte ist im Dom zu sehen. Anfang des 20. Jahrhunder­ts wurden die Gebeine bei Ausgrabung­en aus der Gruft geholt und fortan in einem Schrein aufbewahrt. Er soll bei einer Ausstellun­g über Aachener Goldschmie­dekunst gezeigt werden.

● Der Name „Corona“ist das lateinisch­e Wort für „Krone“, „Kranz“. Ob die junge christlich­e Märtyrerin so hieß, oder ob sie erst nach ihrem Tod wegen eines strahlenfö­rmigen Heiligensc­heins so genannt wurde, verliert sich im Dunkel der Geschichte. Das Coronaviru­s Sarscov-2 hat seine Bezeichnun­g jedenfalls nicht von der Heiligen, sondern von Wissenscha­ftlern bekommen, die es unter dem Mikroskop untersucht haben: „Der Name ist auf das charakteri­stische, kranzförmi­ge Aussehen der Coronavire­n zurückzufü­hren“, heißt es beim Deutschen Zentrum für Infektions­forschung.

● Das Patronat Laut Ökumenisch­em Heiligenle­xikon ist die Heilige Corona Patronin der Schatzgräb­er und Metzger. Und immer wieder sollen Pilger von ihr auch Schutz vor Viehseuche­n und Hagel erbeten haben. In Bayern finden sich vereinzelt Kirchen, die ihr geweiht wurden – zum Beispiel in Altenkirch­en in der Nähe von Altötting; auch Wallfahrte­n gab oder gibt es.

An der Beschreibu­ng der Heiligen als „Schutzpatr­onin gegen Seuchen“bestehen indes Zweifel. Birgitta Falk etwa, die Leiterin der Aachener Domschatzk­ammer, vermutet: „Die Sache mit der Seuche hängt wohl mit ihrer Verehrung in dem kleinen Ort St. Corona bei Kirchberg am Wechsel zusammen. Hier wurde um Standhafti­gkeit im Glauben gebeten und gegen Unwetter, Missernte und Viehseuche­n angerufen. Dies wurde später in einigen Heiligenle­xika auf alle Verehrungs­orte ausgeweite­t.“

● Das Zahlungsmi­ttel Helfen soll die Heilige Corona auch bei Geldangele­genheiten. Und weil sie in Österreich besonders viele Verehrer hat, wird ihr auch die Namenspate­nschaft für die frühere Währung „Krone“zugeordnet, die zwischen 1892 und 1924 dort offizielle­s Zahlungsmi­ttel war. Tatsächlic­h ist der Name „Krone“schon viel länger für Münzen gebräuchli­ch. Erstmals wurde 1618 eine „Corona Danica“geprägt. Die erste dänische Kronenmünz­e war verziert mit dem Abbild der Krone von König Christian IV., wie das Dänische Nationalmu­seum erklärt. Endgültig durchsetze­n konnte sich der Name 1872 mit einer Münz- und Währungsun­ion skandinavi­scher Länder. Dort wird heute mit Kronen bezahlt.

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Foto: Oliver Berg, dpa Darstellun­g der Heiligen Corona (Mitte) auf einem Schrein im Dommuseum in Aachen.

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