Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Platzsanierung statt Kleingruppen-training
Bei den Amateurvereinen sorgt die Lockerung der Corona-beschränkungen nicht gerade für Jubelstürme
Für etwas Verwirrung hatte die Nachricht des Bayerischen Fußballverbandes (BFV) bei den Amateurkickern gesorgt. „Es geht wieder los“, lautete die mittlerweile von der Homepage verschwundene Meldung – und suggerierte, dass angesichts der gelockerten Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen infolge der Corona-krise wieder normales Mannschaftstraining möglich sei. Allein schon der erläuternde Text machte dann aber schnell deutlich, dass die Fußballer von der Normalität noch meilenweit entfernt sind, wie auch die Nachfrage bei Vereinsvertretern aus dem Stadtgebiet klar macht.
Erlaubt ist seit Montag – wie bei anderen Freiluftsportarten – ein Training in Kleingruppen mit maximal fünf Personen, ohne Körperkontakt und Einhaltung der Abstandsregeln. Es dürfen zwar bis zu vier Kleingruppen über das ganze Fußballfeld verteilt üben, ein richtiges Mannschaftstraining ist so allerdings nicht möglich.
„Wir setzen uns am Freitag noch zusammen und überlegen, wie wir damit umgehen“, verrät Denis Sumov, Abteilungsleiter beim B-klassisten FC Hochzoll – und stellt dabei gar nicht so sehr das Fußballtraining in den Mittelpunkt. Das ist auf dem Platz ohnehin nur bedingt möglich, der FCH hat die notwendig Spielfeldsanierung zeitlich vorgezogen, da der reguläre Spielbetrieb in allen bayerischen Spielklassen bis 31. August ruht. „Es geht mehr darum, dass wir die Kumpels mal wieder treffen und nicht mehr ganz alleine Sport treiben. Vielleicht können wir ein paar Torschüsse ins Training einbauen“, so Sumov. Wobei er die Vorschriften immer im Auge hat. Die Umkleideräume oder Gemeinschaftsduschen dürfen ebenso wenig genutzt werden wie Gemeinschaftsräume. Und Zuschauer müssen fern bleiben. „Das ist für uns Ehrenamtliche schon ein Riesenaufwand, das alles zu gewährleisten“, so Sumov.
Das sieht auch Adem Gürbüz vom Bayernligisten Türkspor so und schließt im Moment aus, dass seine Fußballer den Trainingsbetrieb in naher Zukunft wieder aufnehmen. „Für den Breitensport sind die Lockerungen sicher in Ordnung“, erklärt der Abteilungsleiter, „den Fußballern bringt das wenig. Außerdem macht es wenig Sinn, wenn wir jetzt ins Training einsteigen und frühestens in dreieinhalb Monaten ein Punktspiel haben. Für uns wird es erst interessant, wenn die Vorgaben weiter gelockert werden – und vielleicht auch die Kabine in der Sportanlage Haunstetten wieder genutzt werden kann.“Bis dahin stehen die Spieler und Trainer Servet Bozdag in ständigem Kontakt und erhalten individuelle Fitnesspläne.
„Das gibt es bei uns nicht“, verrät Johann Oharek, Abteilungsleiter beim Kreisklassisten SV Hammerschmiede, „denn wir sind auf Breitensport ausgerichtet. Unser Trainer Thomas Bock bietet derzeit zwar zweimal in der Woche ein Cyber-training an, doch das ist alles auf freiwilliger Basis.“Eine zeitnahe Rückkehr auf den Platz schließt Oharek aus, was nicht nur sportliche Gründe hat. Wie der FC Hochzoll hat auch der SV Hammerschmiede die Platzsanierung vorgezogen, um den Kickern gute Bedingungen auf dem eigenen Gelände anzubieten, wenn der Ball hoffentlich im Spätsommer wieder richtig rollen kann. „Ein Training in Kleingruppen unter Einhaltung aller Vorschriften ist gerade für uns bei einem kleinen Verein eine große Herausforderung. Du kannst nie zu 100 Prozent sicher sein, dass alles richtig ist.“
Für Kinder und Jugendliche könnte der eingeschränkte Trainingsbetrieb trotzdem eine Option sein, wie Helmut „Bobby“Riedl erklärt. Der Trainer des Bezirksligisten TSV Haunstetten, der in seiner langen Laufbahn auch schon als Assistenzcoach beim damaligen Zweitligisten SSV Reutlingen arbeitete und etwa den TSV Aindling in der alten Bayernliga anleitete, kann sich für den Nachwuchs durchaus sinnvolle Technik- und Koordinationsübungen vorstellen. Für den Erwachsenenbereich ist die Situation anders. „Wir werden das noch mit dem Mannschaftsrat besprechen, ein Training – selbst in Kleingruppen – ist für mich jetzt noch nicht denkbar. Lieber fange ich im Sommer eine Woche früher an und bereite mich sechs Wochen auf die Saisonfortsetzung vor.“Bis dahin können sich die Spieler weitgehend selbst fit halten, spezielle Trainingspläne hat Riedl nicht mehr erarbeitet: „Das habe ich nur zu Beginn gemacht, als noch nicht absehbar war, wie lange die Pause dauert.“
„Ein Training – selbst in Kleingruppen – ist für mich jetzt noch nicht denkbar“
Helmut Riedl, Trainer des TSV Hauntetten