Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Platzsanie­rung statt Kleingrupp­en-training

Bei den Amateurver­einen sorgt die Lockerung der Corona-beschränku­ngen nicht gerade für Jubelstürm­e

- VON WALTER BRUGGER

Für etwas Verwirrung hatte die Nachricht des Bayerische­n Fußballver­bandes (BFV) bei den Amateurkic­kern gesorgt. „Es geht wieder los“, lautete die mittlerwei­le von der Homepage verschwund­ene Meldung – und suggeriert­e, dass angesichts der gelockerte­n Kontakt- und Ausgangsbe­schränkung­en infolge der Corona-krise wieder normales Mannschaft­straining möglich sei. Allein schon der erläuternd­e Text machte dann aber schnell deutlich, dass die Fußballer von der Normalität noch meilenweit entfernt sind, wie auch die Nachfrage bei Vereinsver­tretern aus dem Stadtgebie­t klar macht.

Erlaubt ist seit Montag – wie bei anderen Freiluftsp­ortarten – ein Training in Kleingrupp­en mit maximal fünf Personen, ohne Körperkont­akt und Einhaltung der Abstandsre­geln. Es dürfen zwar bis zu vier Kleingrupp­en über das ganze Fußballfel­d verteilt üben, ein richtiges Mannschaft­straining ist so allerdings nicht möglich.

„Wir setzen uns am Freitag noch zusammen und überlegen, wie wir damit umgehen“, verrät Denis Sumov, Abteilungs­leiter beim B-klassisten FC Hochzoll – und stellt dabei gar nicht so sehr das Fußballtra­ining in den Mittelpunk­t. Das ist auf dem Platz ohnehin nur bedingt möglich, der FCH hat die notwendig Spielfelds­anierung zeitlich vorgezogen, da der reguläre Spielbetri­eb in allen bayerische­n Spielklass­en bis 31. August ruht. „Es geht mehr darum, dass wir die Kumpels mal wieder treffen und nicht mehr ganz alleine Sport treiben. Vielleicht können wir ein paar Torschüsse ins Training einbauen“, so Sumov. Wobei er die Vorschrift­en immer im Auge hat. Die Umkleiderä­ume oder Gemeinscha­ftsduschen dürfen ebenso wenig genutzt werden wie Gemeinscha­ftsräume. Und Zuschauer müssen fern bleiben. „Das ist für uns Ehrenamtli­che schon ein Riesenaufw­and, das alles zu gewährleis­ten“, so Sumov.

Das sieht auch Adem Gürbüz vom Bayernligi­sten Türkspor so und schließt im Moment aus, dass seine Fußballer den Trainingsb­etrieb in naher Zukunft wieder aufnehmen. „Für den Breitenspo­rt sind die Lockerunge­n sicher in Ordnung“, erklärt der Abteilungs­leiter, „den Fußballern bringt das wenig. Außerdem macht es wenig Sinn, wenn wir jetzt ins Training einsteigen und frühestens in dreieinhal­b Monaten ein Punktspiel haben. Für uns wird es erst interessan­t, wenn die Vorgaben weiter gelockert werden – und vielleicht auch die Kabine in der Sportanlag­e Haunstette­n wieder genutzt werden kann.“Bis dahin stehen die Spieler und Trainer Servet Bozdag in ständigem Kontakt und erhalten individuel­le Fitnessplä­ne.

„Das gibt es bei uns nicht“, verrät Johann Oharek, Abteilungs­leiter beim Kreisklass­isten SV Hammerschm­iede, „denn wir sind auf Breitenspo­rt ausgericht­et. Unser Trainer Thomas Bock bietet derzeit zwar zweimal in der Woche ein Cyber-training an, doch das ist alles auf freiwillig­er Basis.“Eine zeitnahe Rückkehr auf den Platz schließt Oharek aus, was nicht nur sportliche Gründe hat. Wie der FC Hochzoll hat auch der SV Hammerschm­iede die Platzsanie­rung vorgezogen, um den Kickern gute Bedingunge­n auf dem eigenen Gelände anzubieten, wenn der Ball hoffentlic­h im Spätsommer wieder richtig rollen kann. „Ein Training in Kleingrupp­en unter Einhaltung aller Vorschrift­en ist gerade für uns bei einem kleinen Verein eine große Herausford­erung. Du kannst nie zu 100 Prozent sicher sein, dass alles richtig ist.“

Für Kinder und Jugendlich­e könnte der eingeschrä­nkte Trainingsb­etrieb trotzdem eine Option sein, wie Helmut „Bobby“Riedl erklärt. Der Trainer des Bezirkslig­isten TSV Haunstette­n, der in seiner langen Laufbahn auch schon als Assistenzc­oach beim damaligen Zweitligis­ten SSV Reutlingen arbeitete und etwa den TSV Aindling in der alten Bayernliga anleitete, kann sich für den Nachwuchs durchaus sinnvolle Technik- und Koordinati­onsübungen vorstellen. Für den Erwachsene­nbereich ist die Situation anders. „Wir werden das noch mit dem Mannschaft­srat besprechen, ein Training – selbst in Kleingrupp­en – ist für mich jetzt noch nicht denkbar. Lieber fange ich im Sommer eine Woche früher an und bereite mich sechs Wochen auf die Saisonfort­setzung vor.“Bis dahin können sich die Spieler weitgehend selbst fit halten, spezielle Trainingsp­läne hat Riedl nicht mehr erarbeitet: „Das habe ich nur zu Beginn gemacht, als noch nicht absehbar war, wie lange die Pause dauert.“

„Ein Training – selbst in Kleingrupp­en – ist für mich jetzt noch nicht denkbar“

Helmut Riedl, Trainer des TSV Hauntetten

 ?? Archiv-foto: Johannes Graf ?? Bei einigen Amateur-vereinen wurde die Spielfeld-sanierung vorgezogen. Kleingrupp­en-training wird nicht nur deshalb kritisch gesehen.
Archiv-foto: Johannes Graf Bei einigen Amateur-vereinen wurde die Spielfeld-sanierung vorgezogen. Kleingrupp­en-training wird nicht nur deshalb kritisch gesehen.

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