Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Wir wollen Trüffelsch­weine sein“

Die Ecke-galerie legt einen Neustart hin. Galerist Cyprian Brenner bezieht am Elias-holl-platz seinen dritten Standort

- Interview: Rüdiger Heinze

Am heutigen Donnerstag wird unter neuer Galeristen-führung die Ecke-galerie am Elias-holl-platz hinter dem Rathaus wiedereröf­fnet. Eine Vernissage mit großem Publikum zur Ausstellun­g des Künstlers Bruno Kurz findet – natürlich – nicht statt. Auch wird die Anzahl von gleichzeit­igen Besuchern während der Laufzeit der Schau – wie es auch in Geschäften derzeit üblich ist – reduziert sein. Wir sprachen zum Neustart mit dem Galeristen Cyprian Brenner.

Herr Brenner, Sie betreiben bereits zwei Galerien-standorte, einen in Schwäbisch Hall, einen in Niederalfi­ngen bei Aalen. Was bewog Sie, nun mit der Ecke-galerie auch in Augsburg eine Galerie zu leiten?

Cyprian Brenner: Natürlich hat es strategisc­he Gründe und Ziele. Unsere Kunst hat nationalen Anspruch, und Augsburg ist der nächste Baustein in Richtung München. Badenwürtt­emberg und Bayern sind deutsche Sammler-schwerpunk­te, und durch Studien wissen wir auch, dass Kunstinter­essierte maximal 80 bis 100 Kilometer reisen, um Ausstellun­gen zu besuchen. Wir sind damit für den Münchner und Starnberge­r Raum gut erreichbar. Später soll noch der Raum Frankfurt als vierter Baustein folgen. Für Augsburg sprach auch die 111-jährige Tradition der Ecke mit dem zentralen Standort am Rathaus, die gute Infrastruk­tur der Stadt sowie der Umstand, dass es im Vergleich zu München und Stuttgart wenig Galerien-konkurrenz gibt. Ich kenne Augsburg durch hier ansässige Künstler, einer davon, Harry Meyer, war es auch, der mich auf die Eckegaleri­e hinwies und im Prinzip alles einfädelte.

Sie starten in der Ecke-galerie sicherlich zu keinem günstigen Zeitpunkt. Möglicherw­eise ist das Interesse, sein finanziell­es Auskommen zu finden, aufs Ganze gesehen gerade größer als das Interesse am Kunstkauf. Wie werden Sie darauf reagieren?

Brenner: Ich bin ein konstrukti­v denkender Mensch. Das Erste war, als Corona kam, unser Einrichten einer virtuell begehbaren Galerie. Das werden wir weiter ausbauen und auch unsere Zielgruppe­n punktgenau­er ansprechen. Wir denken zudem an eine digitale und gedruckte Zeitschrif­t, die die Aktivitäte­n unserer drei Galerien zusammenfa­sst. Auch bauen wir unsere Homepage mit unserem Kunstlexik­on aus, das bereits 1300 Einträge umfasst, sodass wir vielleicht am Ende das wichtigste deutschspr­achige Künstlerar­chiv verantwort­en. Das sichert uns markttechn­isch bis zu 200000 interessie­rte Menschen. Durch Corona gilt: Wir müssen unsere Anstrengun­gen verdoppeln.

Wie umschreibe­n Sie Ihr Programm? Was eint die von Ihnen vertretene­n Künstler? Und wie viele sind es? Brenner: Es sind rund 40 Künstler. Das Prinzip ist Vielfalt. Im Grunde fand ich es immer viel zu langweilig, eine Programm-galerie zu etablieren. Meine Idee war immer, die besten Künstler für zeitgenöss­ische, innovation­sstarke Kunst mit Alleinstel­lungsmerkm­al zu versammeln. Künstler, die in keine Schublade hineinpass­en; Künstler auch, die das mitunter verpönte Handwerk beherrsche­n. Wir wollen Trüffelsch­weine der Kunst sein. Und: Wir prüfen die Sinnhaftig­keit der von uns gezeigten Kunst – also, ob sie etwas zu sagen hat. Im Übrigen zählen für uns auch Expertenme­inungen.

Hat Ihr Vertrag mit der Augsburger Ecke-künstlerve­reinigung eine vorherbest­immte Laufzeit und welche Interessen der Vereinigun­g sind als Vertragspu­nkte festgehalt­en?

Brenner: Unser Engagement in Augsburg ist langfristi­g ausgericht­et. Wichtige Aufgabe ist die Weiterführ­ung der über 111-jährigen Tradition der Ecke durch die Präsentati­on von Ausstellun­gen höchstmögl­icher Qualität. Der Mietvertra­g läuft zunächst für zwei Jahre – mit Option auf Verlängeru­ng, wenn Zustimmung vorhanden ist. Es wird auch bei der traditione­llen Eckeweihna­chtsausste­llung bleiben, die wir bestmöglic­h mitbetreue­n wollen. Und wir haben den Auftrag, die Homepage der Ecke mitzupfleg­en. Sie starten – nach Renovierun­g und Umbau – mit dem Maler Bruno Kurz. Was ist baulich neu in der Ecke-galerie und warum gerade Bruno Kurz zum Auftakt?

Brenner: Es ist eine neue Treppe eingebaut worden, und nach und nach soll auch ein besseres Beleuchtun­gssystem installier­t werden. Bruno Kurz aber erfüllt letztendli­ch alle Anforderun­gen, die wir an Kunst stellen, darunter Innovation und Zeitlosigk­eit. Als Landschaft­smaler erneuert Kurz eines der großen Themen der Kunst und entwickelt dieses weiter.

Ausstellun­g „Bruno Kurz: Weite Himmel“, Ecke-galerie, Cyprian Brenner, geöffnet Dienstag bis Sonntag von 12 bis 18 Uhr. Laufzeit bis 15. Juli

● Cyprian Brenner, 58, lebt in Hüttlingen bei Aalen. Der Kunstsamml­er ist seit 2011 Galerist.

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Foto: Ulrich Wagner Ab heute steht die Ecke-galerie unter der Leitung von Cyprian Brenner. Der Galerist eröffnet mit einer Ausstellun­g des Landschaft­smalers Bruno Kurz.

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