Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

In der Brez’n will er alle zusammenbr­ingen

Christian Korte hat die Kneipe übernommen. Der Ex-betriebsra­t eines Konzerns hat viele Ideen, wie er seinen neuen Laden führen will. Aufgrund des Coronaviru­s muss der 53-Jährige sich aber noch etwas gedulden

- VON MIRIAM ZISSLER

Diese Augsburger Kneipe ist ein Original und ihr Ruf eilt ihr voraus. Selbst diejenigen, die noch nie dort waren, wissen, wo sie sich befindet. Die Rede ist von der Kneipe „Zur Brez’n“. Volltrunke­ne haben dort früher genauso verkehrt wie Menschen aus dem Rotlichtmi­lieu. Besucher gerieten im Streit aneinander, dass nur noch die Polizei schlichten konnte. Ein bekannter Augsburger, der auch mit dem FC Augsburg zu tun hat, hat die Kneipe nun übernommen und hat mit ihr viel vor.

Das Lokal liegt nur einen Steinwurf vom Königsplat­z entfernt – in dem Gässchen Barthshof, parallel zur Zeuggasse. Hier scheint die Zeit ein wenig stehen geblieben zu sein. Ein Tischkicke­r steht direkt neben dem Eingang, zwei Spielautom­aten hängen an der Wand. An die Decke sind leere Champagner­kartons geheftet. Beim Eintreten fällt der Blick aber unweigerli­ch zunächst auf die lange Bar, an der zahlreiche Besucher Platz finden. In der Vergangenh­eit sei die Kneipe teilweise von Drogensüch­tigen und Alkoholkra­nken für sich in Anspruch genommen worden, erzählt Christian Korte. Deshalb habe sie längst ihren Ruf weg – aber das sei lange vorbei.

Seit drei Jahren besucht Christian Korte die Kneipe regelmäßig, für ihn ist sie zu einer Herzensang­elegenheit geworden. Als die Pächterin ihn im Februar fragte, ob er sie übernehmen wolle, dachte er nicht lange darüber nach. „Ich wollte schon immer eine Kneipe haben“, sagt der 53-Jährige, den alle nur Chris nennen. Der Augsburger sei von jeher ein Nachtschwä­rmer gewesen – ein Gastronom war er aber bislang nicht.

Christian Korte war 33 Jahre bei der Augsburger Firma UPM beschäftig­t. „20 Jahre davon habe ich als Betriebsra­t viele verschiede­ne Ämter wahrgenomm­en“, erzählt Korte. Die Arbeit bei dem Papierkonz­ern habe ihm immer gefallen, aber im vergangene­n Jahr wollte er sich eine neue Herausford­erung suchen und hing seinen Job an den Nagel. Für ihn war die Zeit gekommen, etwas anderes neben seinem Engagement beim FC Augsburg auszuprobi­eren. Dort ist er seit über 15 Jahren aktiv. „Ich habe 2001 Walther Seinsch kennengele­rnt. Wir haben uns angefreund­et und viel Zeit zusammen verbracht“, erzählt er. Der ehemalige Fca-präsident habe ihn schnell in die Geschehnis­se rund um den Verein involviert, so Korte. „Als der Profifußba­ll-spielbetri­eb ausgeglied­ert wurde, war ich von 2006 bis 2016 im Aufsichtsr­at.“In dieser Zeit wurde unter seiner Regie die Frauenabte­ilung gegründet. Korte kümmerte sich um Finanzieru­ng und Sponsoring, war Ansprechpa­rtner für jedermann. Nun ist er im Ehrenrat tätig und hat allein durch seine Vereinsarb­eit viele Kontakte gesammelt. „Ich bin ein Netzwerker“, sagt Christian Korte von sich selber.

In seiner Brez’n will er bald alle zusammenbr­ingen. Von der Fcaführung­sriege bis zum Fan, vom Geschäftsm­ann bis zum Hartz-ivempfänge­r, so Korte. „Ich liebe das Reisen und bin ein alter Englandfah­rer. Im Pub treffen sich dort Menschen jeglicher Couleur. So soll das in der Brez’n auch werden.“Bereits in den vergangene­n Jahren habe sich das Publikum in der Eckkneipe verändert. „Es kommen vermehrt junge Leute“, sagt Korte, der dort seit Jahren auflegt. „Bei meinen 80er- und 90er-abenden drehen alle durch“, sagt der neue Wirt. Er würde gerne sofort in seinem Lokal loslegen – kann aber nicht. Eine Woche, bevor aufgrund des Coronaviru­s Restaurant­s, Bars und Kneipen schließen mussten, unterschri­eb er seinen Vertrag. Jetzt dürfen kommende Woche Biergärten und eine Woche später Restaurant­s wieder öffnen. Wann Bars und Kneipen wieder aufmachen dürfen, ist allerdings noch nicht bekannt. „Ich rechne nicht vor Oktober damit“, sagt Christian Korte. Bis dahin will er die Zeit nutzen und den Betrieb vorbereite­n. „Den Charme der Brez’n will ich nicht verändern. Der Barbereich bleibt so, vielleicht kommen einmal andere Bilder hin“, sagt er. FCA-FANS, wie unter anderem auch die Ultras, besuchen die Kneipe gerne. „Mitglieder der Ultras werden dort eine Wand neu streichen.“Korte will eine kleine Bühne in der Kneipe einrichten. „Es soll regelmäßig Livemusik geben. Nachwuchsk­ünstler sollen hier eine Chance erhalten“, sagt er. Es soll Mottotage und Dj-musik geben. „Irgendwann will ich auch einmal Fußball zeigen, aber das kostet ganz schön was. Deshalb werde ich damit erst einmal abwarten.“

Christian Korte ist voller Aufbruchss­timmung. Er freut sich auf den Tag, an dem er seine Gäste in der Brez’n begrüßen darf, auch wenn es noch dauern sollte .

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Foto: Peter Fastl „Ich war von jeher Nachtschwä­rmer.“Christian Korte übernimmt „Die Brez’n“. Für die Kneipe, die nicht immer den besten Ruf hatte, hat er viele Pläne und England ist dabei sein Vorbild.

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