Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Zieht die Corona-demo auf den Plärrer um?

Bei den Corona-protesten am vergangene­n Samstag haben sich viele nicht an Abstands- und Hygienereg­eln gehalten. OB Eva Weber kritisiert das Verhalten als „unverantwo­rtlich“. Polizei und Stadt wollen reagieren

- VON JÖRG HEINZLE

Der Protest soll weitergehe­n, auch in Augsburg. Die Gegner der Corona-beschränku­ngen wollen auch an diesem Samstag wieder in der Stadt protestier­en. Allerdings ist noch offen, wie der Protest genau aussehen wird. Nach der Demonstrat­ion vom vergangene­n Samstag hatte es Diskussion­en um das Verhalten der rund 500 Teilnehmer gegeben. Denn viele hatten die derzeit vorgeschri­ebenen Abstands- und Hygienereg­eln, die eine Verbreitun­g des Coronaviru­s bremsen sollen, nicht eingehalte­n. Nach Informatio­nen unserer Redaktion soll die nächste Demonstrat­ion deshalb nicht mehr auf dem Rathauspla­tz stattfinde­n. Und die neue Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) übt Kritik an der Form der Corona-proteste.

Im städtische­n Ordnungsre­ferat hält man den Rathauspla­tz nach den Erfahrunge­n vom Wochenende offensicht­lich für ungeeignet für die Anti-corona-proteste. Geht es nach der Stadt, so sollen sich die Kritiker auf dem weitläufig­en Plärrergel­ände versammeln. Bei der Stadt müssen geplante Demonstrat­ionen vorab angemeldet werden, die Stadt legt dann auch die Auflagen fest. Auf dem Plärrergel­ände könnten die Abstandsre­geln deutlich besser eingehalte­n werden, heißt es. Auch bei der Polizei würde man einen Ortswechse­l begrüßen.

Unter den Demonstran­ten selbst ist die Stimmung, was einen Umzug auf den Plärrer angeht, offensicht­lich gemischt. In einer Chatgruppe, in der sich Kritiker der Corona-politik aus der Region austausche­n, gibt es unterschie­dliche Meinungen. Einige wollen den Protest lieber in die Stadtmitte tragen und planen eine Art gemeinsame­n „Spaziergan­g“, der am Rathauspla­tz vorbei führen soll. Eine Kundgebung auf dem Plärrergel­ände wäre wohl deutlich weniger öffentlich­keitswirks­am als vor dem Rathaus. Andere appelliere­n, man solle sich an die Regeln halten, auf Abstand achten und damit guten Willen zeigen – und das ginge am Plärrer nun mal deutlich besser.

Unter den Protestier­enden gibt es, das zeigen die Chats, auch die Sorge, dass die Augsburger Polizei dieses Mal härter gegen Verstöße vorgehen könnte. Am vergangene­n Samstag hatten die Beamten nicht eingegriff­en und die Demonstrat­i

trotz der Verstöße gegen die Corona-regeln, weiterlauf­en lassen. Nun hat Bayerns Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) aber angekündig­t, dass die Polizei strenger gegen Verstöße vorgehen will. Ein Sprecher der Augsburger Polizei bestätigt auf Anfrage, dass man sich nach dieser Vorgabe richten werde. Auch die Polizeiprä­senz soll bei der Demonstrat­ion deutlich größer ausfallen. Der Sprecher betont aber auch, es gehe der Polizei nicht darum, Proteste zu verhindern. Bei der Stadt heißt es, noch sei es zu früh, um Details zum Vorgehen bei der nächsten Demonstrat­ion nennen zu können. Derzeit Abstimmung dazu.

Oberbürger­meisterin Eva Weber hat indes deutlich Stellung bezogen und die Form der Anti-corona-proteste kritisiert. Im sozialen Netzwerk Facebook veröffentl­ichte sie ein Foto der Kundgebung auf dem Rathauspla­tz, dass die teils dicht beieinande­r stehenden Teilnehmer zeigt. Dazu schreibt sie: „Wer die Schwachen und Alten gefährdet, wer die Presse angreift, wer Andersdenk­ende als Lügner beschimpft, der ist nicht für Demokratie.“Die Leistungen der vergangene­n Wochen seien „eine Gemeinscha­ftsleison,

laufe noch

die tung“der Gesellscha­ft gewesen, insbesonde­re der Pflegekräf­te und Ärzte. Sie warnt auch: „Die dadurch erbrachten Erfolge jetzt aufs Spiel zu setzen, indem bewusst Abstandsre­geln missachtet und Verschwöru­ngstheorie­n verbreitet werden, ist schlichtwe­g leichtsinn­ig und unverantwo­rtlich.“

Für ihr Statement bekommt Eva Weber viel Zustimmung, aber auch Kritik. Ein Facebook-nutzer etwa kommentier­t ihren Beitrag so: „Für alle Menschen, die ihre Gesundheit aufs Spiel gesetzt haben, um anderen Menschen zu helfen, das öffentlich­e Leben und somit unser System aufrecht zu erhalten, sind solche Aktionen ein Schlag ins Gesicht.“Ein anderer Kommentar dazu lautet: „Wenn ich es nicht gesehen hätte, könnte ich mir diese Ignoranz nicht vorstellen.“Gegenwind gibt es für die Oberbürger­meisterin aber auch. Ein Nutzer etwa schreibt: „Was wir jetzt ertragen müssen, da war die DDR ja harmlos. Leute, wie lange wollt ihr das noch dulden?“Und ein anderer meint: „Wenn ihr Angst habt, bleibt zu Hause und heult da vor euch hin. Es muss wieder ein normales Leben möglich sein ohne diesen Zauber, den die Regierung uns aufdrücken will.“

 ?? Fotos: Peter Fastl ?? Rund 500 Menschen haben am vergangene­n Samstag auf dem Rathauspla­tz gegen Beschränku­ngen in der Corona-krise protestier­t – sie kamen aus unterschie­dlichen politische­n Lagern. Der Protest soll auch in Augsburg weitergehe­n.
Fotos: Peter Fastl Rund 500 Menschen haben am vergangene­n Samstag auf dem Rathauspla­tz gegen Beschränku­ngen in der Corona-krise protestier­t – sie kamen aus unterschie­dlichen politische­n Lagern. Der Protest soll auch in Augsburg weitergehe­n.

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