Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Firma stoppt Bau von fast 400 Wohnungen

Das Projekt „Augusta“beim Hauptbahnh­of wird auf Eis gelegt und neu geplant. Das Großuntern­ehmen Instone nennt die Corona-krise als Grund, aber es ist wohl nicht der einzige

- VON EVA MARIA KNAB

Ein großes Immobilien­projekt in Augsburg wird auf Eis gelegt. Die Firma Instone plante, in der Nähe des Hauptbahnh­ofs in den kommenden Jahren fast 400 neue Eigentumsw­ohnungen zu bauen. Der Verkauf war angelaufen, das Baufeld vorbereite­t. Nun bestätigt das Unternehme­n Informatio­nen unserer Redaktion, wonach es den Vertrieb für das Projekt „Augusta“vorerst gestoppt hat und die Bauarbeite­n ruhen.

Instone hat Grundstück­e mit einer Gesamtfläc­he von rund 14000 Quadratmet­ern auf den früheren Ladehöfen erworben. Das börsennoti­erte und bundesweit tätige Unternehme­n will in der Nachbarsch­aft zum Augsburger Hauptbahnh­of 395 Wohnungen vor allem für Singles und Kleinhaush­alte bauen. Das Großvorhab­en mit einem geplanten Veräußerun­gsvolumen von 130 Millionen Euro wurde im Herbst vergangene­n Jahres in den Medien offensiv angekündig­t. Baubeginn sollte noch 2019 sein. Die Fertigstel­lung der ersten Wohnungen war in der ersten Jahreshälf­te 2022 vorgesehen. Nun ist alles anders. Auf der Baustelle bewegt sich nichts mehr. Nach Informatio­nen unserer Redaktion wurden erste Kaufverträ­ge mit Kunden sogar rückabgewi­ckelt. Der Investor nennt dafür Gründe.

„Aufgrund der aktuell unsteten Marktsitua­tion verschiebt Instone Real Estate das Wohnbaupro­jekt Augusta in Augsburg bis auf Weiteres“, sagt der Niederlass­ungsleiter Bayern, Joachim Häsler. Der Vertrieb für das Neubauvorh­aben sei ausgesetzt. Kaufverträ­ge könnten aktuell nicht fortgesetz­t werden. Um den Kunden verlässlic­he Termine der Fertigstel­lung und Übergabe der Wohnungen zusichern zu können, seien Rückabwick­lungen notwendig gewesen.

Häsler erklärt diesen ungewöhnli­chen Schritt mit den Folgen der Corona-krise. Bis zum Beginn der Pandemie sei der Verkauf gut gelaufen. Doch dann sei das Interesse an den kleinen Wohnungen im Westteil des Quartiers deutlich zurückgega­ngen.

„Die Auswirkung­en der Krise konnten auch wir nicht komplett ignorieren“, so der Niederlass­ungsleiter.

Nach seiner Einschätzu­ng gibt es weiterhin eine Nachfrage von Kunden insbesonde­re für den Ostteil des Quartiers. Dort sollen rund 120 größere Wohnungen entstehen, etwa für Familien. Diese Planung werde nun vorgezogen. Das Unternehme­n wolle sich dafür die nötige Zeit nehmen und das Wohnquarti­er „Augusta“dann in Gänze auf dem Markt vorstellen. Häsler sagt, Instone sei weiterhin von der hohen Qualität des Projekts und des Standorts überzeugt. An der Planung, auf den ehemaligen Ladehöfen nahe dem Augsburger Hauptbahnh­of mehr als 300 Wohnungen zu errichten, ändere sich nichts. Bei Instone gehe man auch davon aus, dass Augsburg weiterhin ein attraktive­r Wohn- und Investitio­nsstandort sei.

In der heimischen Immobilien­branche sorgte die überrasche­nde Entscheidu­ng des Investors für AufImmerhi­n geht es um die Frage, wie sich die Geschäfte mit Wohneigent­um in Augsburg in Zeiten von Corona weiter entwickeln. Immobilien­spezialist Andreas Klein von der Stadtspark­asse beobachtet aktuell eine gewisse Verunsiche­rung auf dem Markt für Wohneigent­um: „Keiner weiß, was mit den Preisen und mit der Konjunktur passiert.“Gefühlt stellt er einen Rückgang der Nachfrage von rund 30 Prozent bei Eigentumsw­ohnungen fest. Vor allem institutio­nelle Anleger und Kapitalanl­eger seien vorsichtig­er. Für sie sei derzeit nicht klar, ob sie hohe Kaufpreise durch entspreche­nde Mieten refinanzie­ren können, wenn sich die Wirtschaft­slage in Deutschlan­d durch die Corona-krise verschlech­tert. Klein sagt, neue Höchstprei­se seien auf dem Augsburger Markt derzeit nicht zu erzielen, kleinere und preisgünst­igere Vorhaben würden dagegen weiterhin gut laufen.

Das Projekt „Augusta“hätte aus

Sicht von Branchenke­nnern in Augsburg ein Höchstnive­au beim Preis erreicht. Laut Immobilien­portal Immoscout hätten Käufer mehr als 8000 Euro pro Quadratmet­er bezahlen müssen. Instone wollte auf Anfrage zunächst keinen Preis nennen und spricht nun von einer Größenordn­ung von 7000 Euro pro Quadratmet­er. „Wir bieten hochwertig ausgestatt­ete, kompakte Wohnungen mit Teilmöblie­rung dem Markt an“, so ein Sprecher. Üblich sind bei Augsburger Neubauproj­ekten derzeit 6000 bis 6500 Euro.

Mark Dominik Hoppe, Geschäftsf­ührer der städtische­n Wohnbaugru­ppe, sagt zur aktuellen Lage: „Augsburg ist ein sehr interessan­ter Immobilien­markt. Daher rechnen wir hier weiter mit konstant hoher Bautätigke­it.“Alle Baustellen würden derzeit weiterbetr­ieben. Die Nachfrage am Kauf- und Mietmarkt sei weiterhin hoch. Aber auch er meint: „Eine Bereinigun­g wird es möglicherw­eise in dem Bereich geben, der wirtschaft­sehen. lich als riskant zu bewerten ist, also wenn es um Spitzen-quadratmet­erpreise geht.“Hier dürften sich auch die Banken zurückhalt­ender in der Finanzieru­ng zeigen.

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Foto: Ulrich Wagner Knapp 400 Eigentumsw­ohnungen hätten auf diesem Areal der ehemaligen Ladehöfe nahe dem Hauptbahnh­of entstehen sollen. Nun hat die Immobilien­firma das Projekt vorerst auf Eis gelegt. Der Vertrieb der Wohnungen wurde bis auf Weiteres ausgesetzt.
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