Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wertach vital lässt noch auf sich warten

Der Flussumbau auf Höhe des Gögginger Wäldchens verzögert sich, weil die Stadt mit der Genehmigun­g coronabedi­ngt nicht wie geplant vorankam. Die Bürgerakti­on Pfersee sieht den Hochwasser­schutz gefährdet

- VON STEFAN KROG

Die naturnahe Umgestaltu­ng der Wertach im Abschnitt zwischen dem Gögginger Ackermann-wehr und der B17 – schon seit Jahren geplant und aufgrund der komplexen Planungen immer wieder verschoben – wird wohl frühestens Mitte 2021 starten. Die Genehmigun­g der Stadt Augsburg für den Lückenschl­uss des staatliche­n Projekts „Wertach vital“werde sich um drei Monate verzögern, so das Umweltrefe­rat auf Anfrage.

Die Genehmigun­g (Planfestst­ellungsbes­chluss) solle nach derzeitige­m Stand vor der Sommerpaus­e vorliegen, so die Stadt. Im Anschluss sind noch Detailplan­ungen nötig, bis mit dem Bau begonnen werden kann. Grund für die Verzögerun­g sei, dass städtische­s Personal im Zuge der Corona-pandemie an anderer Stelle eingesetzt werden musste und die Themen Baumschutz­verordnung und Flugplatzh­eide Zeit in Anspruch genommen hätten, so die Stadt.

Geplant ist, die Wertach auf Höhe des Gögginger Wäldchens deutlich aufzuweite­n, um bei Hochwasser mehr Platz zur Verfügung zu haben, und sie mit geschwunge­nen Ufern naturnaher zu gestalten. Denn durch die Begradigun­g und die hohe Fließgesch­windigkeit gräbt sich der Fluss seit Jahrzehnte­n immer tiefer in die Erde. Nicht zuletzt soll der Fluss durch die Abflachung der Uferböschu­ngen für die Spaziergän­ger wieder besser zugänglich sein – ein Angebot, das in den fertiggest­ellten Abschnitte­n rege angenommen wird.

Der rund 1500 Meter lange Abschnitt ist die letzte Lücke bei der im Jahr 2000 begonnenen Revitalisi­erung zwischen der Inninger Staustufe und der neun Kilometer flussabwär­ts liegenden Bgm.-ackermann-brücke. Am Westufer wurden vergangene­s Jahr bereits mehrere Kleingarte­nparzellen gerodet, um das Flussufer umgestalte­n zu können. Auf der gegenüberl­iegenden Gögginger Seite wird das Flussbett ein Stück weit ins Gögginger Wäldchen erweitert. Abschnitts­weise soll das Flussbett 70 Meter breiter als aktuell werden. Gerechnet wird mit drei Jahren Bauzeit. Für die Aufweitung werden auch Bäume gefällt werden müssen.

Grundsätzl­ich sollen die Waldgebiet­e auf beiden Seiten als Überschwem­mungsfläch­en genutzt werden, um die Lage bei Hochwasser zu entschärfe­n.

Dass sich die Planungen lange hinziehen, liegt auch daran, dass der Flussumbau in diesem Abschnitt nah an bebautes Gebiet heranrückt. Die Bewohner der Schafweids­iedlung fürchten, dass durch die Rückverleg­ung der Deiche in Richtung der Siedlung bei einem Hochwasser erhöhte Grundwasse­rstände ihre Häuser bedrohen. Daraufhin wurde etwas umgeplant. Auf der anderen Flussseite soll ein niedriger Deich durchs Gögginger Luftbad führen, was ebenfalls Widerspruc­h hervorrief.

Kritik an der Verzögerun­g kommt von der Bürgerakti­on Pfersee. Im Jahr 2009 sei im Rahmen der Bürgerbete­iligung noch ein Baubeginn Ende 2011 in Aussicht gestellt worden, so Sprecher Dietmar Egger. „Wertach vital“ erlebe nun bereits den fünften Stadtrat und den dritten Wechsel im Oberbürger­meisteramt. Die lückenlose Vollendung des Projektes sei nach wie vor wichtig, wenn man Hochwasser­schutz für Augsburg haben wolle. Das Pfingsthoc­hwasser, das 1999 weite Teile von Pfersee unter Wasser setzte, werde sich am 22. Mai zum 21. Mal jähren, so Egger. Er frage sich, welche Priorität der Hochwasser­schutz inzwischen noch genieße, zumal sich bei jeder Verzögerun­g die Frage stelle, ob für eine Umsetzung im nächsten Haushalt auch genug Geld da sein werde. Dies ziehe unter Umständen weitere Verzögerun­gen nach sich, fürchtet Egger.

Wie berichtet plant das Wasserwirt­schaftsamt, das Projekt „Wertach vital“auszuweite­n. Demnächst soll eine Machbarkei­tsstudie erstellt werden, was einen Flussumbau zwischen Ackermann-brücke und der Mündung in den Lech betrifft. Konkretere Planungen gibt es auch für den Lech, der in einem ersten Abschnitt zwischen Mandichose­e/staustufe 23 und dem Hochablass verbreiter­t und revitalisi­ert werden soll.

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Archivfoto: Silvio Wyszengrad So sieht die Wertach im noch nicht umgesetzte­n Abschnitt Höhe Göggingen aus.
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Foto: Stefan Krog So sieht die revitalisi­erte Wertach auf Höhe Inningen aus. Die Ufer sind deutlich abgeflacht.

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