Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

So soll der Urlaub in Zeiten von Corona werden

Die Reisewarnu­ng wird aufgehoben. Was heißt das für Verbrauche­r?

- VON DORIS WEGNER

Augsburg Jetzt also doch: Der Urlaub im Ausland soll trotz der Corona-pandemie möglich sein. Bundesauße­nminister Heiko Maas kündigte am Montag in einer Videokonfe­renz an, die noch bis zum 15. Juni geltende weltweite Reisewarnu­ng aufzuheben und durch individuel­le Reisehinwe­ise für die einzelnen Länder ersetzen zu wollen. In diesen Informatio­nen soll dann auf die jeweils unterschie­dlichen Pandemie-risiken in den Urlaubslän­dern aufmerksam gemacht werden.

Dies gilt zunächst für die Länder der Europäisch­en Union, darunter auch die beliebtest­en Urlaubslän­der der Deutschen, etwa Spanien, Italien, Österreich, Griechenla­nd oder Kroatien. Maas betonte aber auch, dass der Sommerurla­ub nicht so werden wird, wie vor der Coronakris­e. „Wir sollten uns nicht der Illusion hingeben, dass es eine schnelle Rückkehr zu Business as usual geben kann.“

Der bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) äußerte sich skeptisch. „Ich glaube nicht, dass wir in einem Monat schon wieder in Italien oder in Spanien sind oder in Frankreich“, sagte Söder. „Keines dieser Länder habe das im Moment entspreche­nd angekündig­t. Die CSU schlägt unterdesse­n eine finanziell­e Förderung von Urlaub in Deutschlan­d für dieses Jahr vor. Denkbar seien entweder Urlaubsgut­scheine oder eine steuerlich­e Absetzbark­eit. Gleichzeit­ig lockert Bayern die Quarantäne-regeln: Wer aus EU- und Schengenst­aaten sowie Großbritan­nien nach Bayern kommt, muss sich nicht mehr in Quarantäne begeben.

Wie viel Urlaub wird in diesem Sommer 2020 also möglich sein? Die Reisewirts­chaft hat ein Konzept erarbeitet, wie Hygienevor­gaben von der Buchung im Reisebüro über das Einsteigen ins Flugzeug, dem Bustransfe­r bis hin zum Aufenthalt im Hotel erfolgen könnten. Da geht es um Boardingzo­nen, um die Abstandsre­gel einhalten zu können, oder um Mundschutz­regeln an Rezeptione­n und in engen Hotelflure­n. „Urlaub in diesem Jahr wird anders ablaufen als sonst“, erklärte auch Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverba­ndes.

Hinzu kommt, dass die Coronabest­immungen in den einzelnen Ländern sehr verschiede­n sind. Sie unterschei­den sich innerhalb eines Landes auch von Region zu Region. Spanien etwa: Während auf der Kanaren-insel El Hierro die Menschen wieder an den Strand dürfen, gelten für die Einwohner von Madrid und Barcelona noch immer die strengen Lockdown-regelungen. Während in Österreich Mundschutz­pflicht in Geschäften besteht, gibt es in Kroatien nur eine Empfehlung. Laut Eukommissi­on sollen in den nächsten Wochen einheitlic­he Regelungen erarbeitet werden.

Die in Not geratene Tourismusb­ranche, die wegen der Coronapand­emie einem Umsatzausf­all von 10,8 Milliarden Euro für den Zeitraum bis Ende Juni errechnet hat, reagierte erleichter­t auf die Ankündigun­gen des Außenminis­ters. Die Tui oder Der-touristik wollen den Urlaubern die Skepsis nehmen, in dem sie bis 14 Tage vor Abflug kostenlose Umbuchunge­n oder Stornierun­gen anbieten. Sogar für Buchungen bis in den Sommer 2021 hinein. Der Reiseveran­stalter FTI verzichtet auf eine Anzahlung von Reisen.

Tourismus-forscher rechnen damit, dass die Deutschen in diesem Urlaubssom­mer vor allem ihre Nachbarlän­der ansteuern werden. „Ziele, die mit dem Auto erreichbar sind, werden in diesem Jahr im Fokus stehen“, so Branchenex­perte Martin Lohmann. Der Bootstouri­smus in Deutschlan­d meldet etwa steigende Buchungsza­hlen. Auch Ferienhäus­er und -wohnungen seien gefragt. Mit höheren Preisen rechnen die Experten trotz der umzusetzen­den neuen Hygienesta­ndards nicht.

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