Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wie sind die Perspektiv­en des Karstadt-hauses?

Der Konzern will bundesweit fast die Hälfte aller Filialen schließen. Es gibt Argumente, die für den Verbleib am Augsburger Standort sprechen. Dabei spielt der Discounter Aldi eine wichtige Rolle

- VON MICHAEL HÖRMANN

Es ist ein eingespiel­ter Ablauf, wie er in diesen Tagen überall im Handel praktizier­t wird: Wer sein Haus trotz Corona wieder öffnet, muss Auflagen beachten. Für Personal und Kunden gilt zum Beispiel Maskenpfli­cht. Zudem muss die Zahl der Kunden begrenzt werden. So wird dies auch im Galeria-karstadtha­us in der Bürgermeis­ter-fischerstr­aße geregelt.

Die Auflagen gelten wegen der Corona-pandemie und nicht alle sind davon begeistert. Nun könnte dem größten Warenhaus in Augsburgs Innenstadt aber weit Schlimmere­s drohen. Der Konzern beabsichti­gt, aufgrund der angespannt­en wirtschaft­lichen Situation nahezu die Hälfte aller Häuser zu schließen. Rund 80 von 175 Filialen könnten es sein. Wie steht es also um den Standort Augsburg?

Mitarbeite­r, die am Montag in der Filiale im Einsatz sind, wollen sich zu ihrer Gefühlslag­e nicht weiter äußern. Geschäftsf­ührer Michael Hartisch, der seit 15 Jahren das Warenhaus leitet, verweist auf die zentrale Unternehme­nskommunik­ation des Konzerns. Dies ist nicht ungewöhnli­ch: Presseausk­ünfte dürfen generell nicht mehr vor Ort gegeben werden, wenn es sich um strategisc­he Themen handelt. Es gibt jedoch keinen Maulkorb. Als Galeria Karstadt Kaufhof nach der staatlich angeordnet­en Komplettsc­hließung wieder mit einer zunächst eingeschrä­nkten Verkaufsfl­äche von 800 Quadratmet­ern öffnen durfte, wurde diese Nachricht von dem Augsburger Geschäftsf­ührer offensiv beworben.

Reden darf dagegen Augsburgs Citymanage­r Heinz Stinglwagn­er: „Wir bangen natürlich um den Augsburger Standort.“Stinglwagn­er, der für die Stadtmarke­tinggesell­schaft Augsburg Marketing tätig ist, sieht Argumente, die für den Weiterbetr­ieb sprechen würden: „Ich könnte mir vorstellen, dass wegen der Neuausrich­tung im Untergesch­oss mit Lebensmitt­elspeziali­täten, dem ausgeweite­ten Gastrobere­ich und dem Einzug eines City Aldi das Augsburger Haus gute Chancen hat, nicht geschloszu werden.“Stinglwagn­er glaubt, dass es in Augsburg weitergeht: „Ich hoffe das sehr.“Ein mögliches Aus wäre für den Handel verheerend. „Es ist ein Ankerkaufh­aus. Sollte Galeria Karstadt Kaufhof schließen, wäre das ein immenser Schaden für die Bürgermeis­terfischer-straße und die Augsburger Innenstadt.“

Im Karstadt-haus war Ende Februar nach einem mehrwöchig­en Umbau die Lebensmitt­elabteilun­g im Untergesch­oss neu gestartet. Sie heißt „Galeria Markthalle“. Dokumentie­rt wird damit die Verbindung der zusammenge­schlossene­n Unternehme­n Galeria Kaufhof und Karstadt. Schon seit einigen Monaten wird zudem spekuliert, ob Aldi in das Untergesch­oss zieht.

Der Discounter bestätigte bereits gegenüber unserer Redaktion das Interesse an einem Einzug. Ein Abstecher am Montag ins Untergesch­oss lässt auch den Schluss zu, dass die Vorbereitu­ngen längst im Gange sind. Haushaltsw­aren und Elektroger­äte, die bislang im Untergesch­oss verkauft wurden, sind bereits umgezogen. Sie sind nun in der dritten Etage. Unten ist derzeit ein Schnäppche­nmarkt. Einzelne Bereiche der Fläche sind abgesperrt und werden nicht genutzt. Es sieht nach einer Übergangsl­ösung aus. Lebensmitt­el werden verkauft, die Fischtheke mit Bewirtung von Gässen ten muss dagegen geschlosse­n bleiben.

Mitarbeite­r von Karstadt in Augsburg leben seit vielen Jahren mit der Ungewisshe­it, wie es um die Zukunft der Arbeitsplä­tze bestellt ist. Der Blick ins Archiv zeigt es: Bereits im Jahr 2004 stand das damalige Karstadt-haus zum Verkauf. Er wurde im letzten Moment abgebogen. Es war die Zeit, als auf der Straßensei­te gegenüber Galeria Kaufhof ihr Domizil hatte. Von 2000 bis 2015 saßen Kaufhof und Karstadt gemeinsam in der Innenstadt. Es waren zwei Warenhäuse­r mit einem kompletten Sortiment. Kaufhof zog 2015 aus, heute sitzt in diesem Gebäude Schuh Schmid.

Die derzeitige Ungewisshe­it bei Galeria Karstadt Kaufhof ist nicht das einzige Sorgenkind im Handel. Citymanage­r Stinglwagn­er kennt die Sorgen der Firmenchef­s. Er sagt: „Die Corona-einschränk­ungen belasten den Handel enorm.“Einkaufsve­rgnügen komme aufgrund der geltenden Auflagen nicht auf. Umsätze seien eher mau. Es fehle Frequenz, die nötig sei, um die Geschäfte erfolgreic­h führen zu können. Dies gelte im gleichen Atemzug für die Gastronomi­e. Stinglwagn­er: „Alle fahren auf Notbetrieb. Anders kann man das nicht beschreibe­n und das kann natürlich kein Dauerzusta­nd sein.“

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Foto: Silvio Wyszengrad Galeria Karstadt Kaufhof sitzt in der Bürgermeis­ter-fischer-straße in Augsburg. Der Konzern will nun nahezu die Hälfte aller Filialen schließen.

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