Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ermittlung­en wegen Weltkriegs-cartoons

Monatelang stand im Raum, dass Afd-stadtrat Andreas Jurca fragwürdig­e Comics auf seinem früheren Dienstcomp­uter gespeicher­t hatte. Nun geht die Staatsanwa­ltschaft dem Verdacht nach, dass die Daten auf anderem Weg dorthin gelangten

- VON STEFAN KROG

Im Nachgang zu den inzwischen eingestell­ten Ermittlung­en gegen den Augsburger Afd-stadtrat Andreas Jurca geht die Staatsanwa­ltschaft nun Hinweisen nach, dass Jurca bei einem Teilaspekt zu Unrecht ins Fadenkreuz der Ermittler gebracht worden sein könnte.

Ermittelt wird wegen falscher Verdächtig­ung. Es geht dabei um die Dateien, die vermeintli­ch auf Jurcas ehemaligem Dienstlapt­op gefunden wurden. Die comicartig­en Zeichnunge­n befassen sich auf teils verharmlos­ende Art und Weise mit dem Zweiten Weltkrieg. Womöglich stammen sie aber gar nicht von Jurca beziehungs­weise seinem Whatsapp-account.

Wie berichtet hatten sich die Wege von Jurca und seinem ehemaligen Chef, dem Landtagsab­geordMarku­s Bayerbach, im vergangene­n Herbst getrennt. Jurca war bei Bayerbach, der dem moderatere­n Flügel der Landtagsfr­aktion zugerechne­t wird, als Mitarbeite­r beschäftig­t und wechselte als Mitarbeite­r zur Afd-landtagsfr­aktion, in der eher Personen das Sagen haben, denen eine Nähe zum ehemaligen „Flügel“der AFD nachgesagt wird.

Einige Wochen nach dem Wechsel wurden Ermittlung­en gegen Jurca bekannt, weil er vor seinem Weggang wohl sämtliche Daten auf seinem Dienstlapt­op gelöscht hatte. Bayerbach hatte ihn wegen Datenverän­derung angezeigt, wobei das Verfahren eingestell­t wurde (wir berichtete­n).

Strafrecht­lich sind auch die Zeichnunge­n, die im Zuge der Datenwiede­rherstellu­ng auftauchte­n, ohne Bedeutung. Das war schon frühzeitig absehbar, weil eine mögliche Volksverhe­tzung nur dann vorgelegen hätte, wenn Jurca diese Comics weiterverb­reitet hätte, was nicht der Fall war. Allerdings ist ihr Besitz politisch heikel. Jurca sagte während des Verfahrens immer, er könne sich nicht an die Zeichnunge­n erinnern, halte es aber für möglich, dass diese ihm als Mitglied in diversen Whatsapp-chatgruppe­n ungefragt zugeschick­t wurden. Inhaltlich distanzier­e er sich davon.

Inzwischen scheinen sich Hinweise zu verdichten, dass Jurca mit diesen Zeichnunge­n womöglich nichts zu tun hatte. Die Staatsanwa­ltschaft ermittle wegen falscher Verdächtig­ung gegen eine dritte Person, beneten stätigte ein Sprecher. Es soll sich um einen Bekannten Bayerbachs handeln, der die gelöschte Festplatte restaurier­te. Gegen Bayerbach selbst stehen keine Vorwürfe im Raum. Jurca sagt, nun stehe fest, dass ihm die Cartoons „untergesch­oben“worden seien.

Mit den neuen Erkenntnis­sen dürfte sich der Graben innerhalb der AFD vertiefen. Bayerbach sagte auf Anfrage, ihm sei es bei seiner Anzeige nur um die gelöschten Daten auf der Festplatte gegangen. Zum Zeitpunkt, als er Anzeige erstattete, seien die Dateien auf dem Rechner noch nicht wiederherg­estellt gewesen. Von etwaigen Zeichnunge­n habe er erst später erfahren. Diese haben ihren Ursprung womöglich auf einer anderen Festplatte, die aus technische­n Gründen zur Restaurati­on der gelöschten Festplatte des fraglichen Dienstcomp­uters nötig war. Als sein Bekannter bemerkte, dass möglicherw­eise Altdaten von dieser Technik-festplatte Jurca zugeordnet werden, habe er die Polizei darüber informiert, so Bayerbach.

Bayerbach schied Anfang Mai mit Beginn der neuen Periode aus dem Stadtrat aus, nachdem er nicht mehr auf der Liste kandidiert hatte. Zwischen der Führung der Augsburger AFD und Bayerbach scheint es ein tiefes Zerwürfnis zu geben. Jurca ist seit Mai Neu-stadtrat und Vorsitzend­er der vierköpfig­en Stadtratsf­raktion. Zu Themen wie Flüchtling­en hat sich die Augsburger AFD bisher eher zurückgeha­lten, sprach im Wahlkampf aber einmal von „parasitäre­r Zuwanderun­g“. Jurca selbst äußert sich eher differenzi­ert, bezeichnet­e den Partei-rechtsauße­n Björn Höcke aber als einen der „größten politische­n Pioniere“.

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Andreas Jurca

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