Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Flagge zeigen

Auch Stoff kann Lärm verursache­n

- VON MARGIT HUFNAGEL

Es ist ein Sprichwort, das wie gemacht ist für diese ganz besonderen Zeiten: „Willst du ein Leben lang glücklich sein, dann leg einen Garten an.“Der eigenen Hände Arbeit wird dort reich belohnt. Mit den Blumen blüht die Seele auf. Fast schon meditative­n Charakter hat das Unkrautjät­en – dieser immerwähre­nde Kampf Gut gegen Bös. Doch wie so oft im Leben liegen Glück und Unglück ganz dicht beieinande­r. Denn Garten bedeutet auch Anarchie. Läuse, Wurzelfäul­e und andere Plagen zerren an den Nerven des Gärtners – und dann ist da ja noch der Nachbar. Zu laut, zu unordentli­ch, zu grillbegei­stert. Gründe, sich zu streiten gibt es so viele wie Nacktschne­cken an einem verregnete­n Wochenende. Ein Streitfall ganz besonderer Güte ist der Fahnenmast. Vor allem Kleingärtn­er markieren damit gerne ihr Revier und zeigen Flagge: fürs Bundesland, den Fußballver­ein oder andere Vorlieben. Unwiderspr­ochen bleibt das nicht immer. Neulich etwa wehte in einem Garten in Mülheim an der Ruhr eine Reichskrie­gsflagge, die zwar nicht verboten ist, aber als Nazi-symbol gewertet wurde. Der Kleingärtn­er-kreisverba­nd wusste sich zu helfen und änderte kurzerhand die stadtweit gültige „Garten- und Bauordnung“für Kleingärte­n: Seitdem sind in ganz Mülheim keine Fahnenmast­en mehr erlaubt. Der Gärtner weiß: Radikale Lösungen sind nicht immer schlecht. Auch Gerd Flocke, Vorsitzend­er eines Kleingarte­nvereins im Essener Stadtteil Altendorf, kennt die Tücken. Denn: Fahnen wirken nicht nur optisch, sondern auch akustisch – auch Stoff macht Krach. Flocke berichtet von einem Fall am Niederrhei­n, wo sich Nachbarn eines Doppelhaus­es wegen der Geräuschen­twicklung einer Fahne „total entzweit“hätten. „Die Fahne knatterte und flatterte.“

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