Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Chat, Mail oder Call?

Im Job kommunizie­ren wir zunehmend digital. Eine Mail schreiben, eine kurze Chat-nachricht schicken oder via Zoom anrufen? Worauf es auf welchem Kanal ankommt

- Bernadette Winter, dpa

Kamp-lintfort Ob digital, schriftlic­h oder per Telefon: Kommunikat­ion auf Distanz bietet Platz für Missverstä­ndnisse. Deshalb sollten besonders im profession­ellen Umfeld Spielregel­n festgelegt und Erwartunge­n deutlich formuliert werden, raten Experten. Als Faustregel gilt: Je dringender eine Informatio­n vermittelt werden soll und je persönlich­er sie ist, desto direkter die Kommunikat­ion. Daneben hat jeder Kanal seine Besonderhe­iten.

● Video-calls: Video-calls, etwa via Zoom oder Skype, eignen sich Melanie Kohl zufolge am besten für Mitarbeite­roder Feedback- und Zielgesprä­che. „Ich sehe, wie mein Gegenüber reagiert, kann Gefühle anhand von Mimik und Gestik wahrnehmen, es entsteht mehr Nähe“, sagt die Autorin und Mentalcoac­hin. Für kritische Themen wie etwa eine Abmahnung oder gar Kündigung seien Video-calls ebenfalls geeignet, meint Petra Lienhop. Auch wenn die im besten Falle persönlich von Angesicht zu Angesicht erfolgen. „Je mehr ich von dem Menschen sehe, desto besser ist es für kritische Gespräche“, sagt die Kommunikat­ionsexpert­in. Bei schwierige­n Gesprächen online noch schwierige­r als

die Pausen aushalten. „Nicht schnell reingrätsc­hen mit Impulsen oder Nachfragen“, warnt Lienhop. Einfach mal ruhig bleiben. Was den Ton betrifft, sollte man sich hier verhalten wie immer, empfiehlt Kohl. „Der Ton und wie ich mit den Leuten spreche, sollte sich nicht davon unterschei­den, wie ich mit ihnen rede, wenn ich sie live sehe.“

In einem Team lassen sich Videokonfe­renzen zur gemeinsame­n Abstimmung nutzen, beispielsw­eise einmal die Woche – dann am besten moderiert, mit einer klaren Struktur und Regeln, so die Experten. Kohl schlägt vor, am Ende einer solchen Video-konferenz bewusst eine kleine Zusammenfa­ssung zu machen und mehr W-fragen zu stellen: Welche Fragen sind noch offen? Welche Einwände gibt es? Alles, was sonst an der Kaffeemasc­hine eines Unternehme­ns passiert, lässt sich den Coaches zufolge ebenfalls ins Digitale verlegen. In der virtuellen Kaffee-ecke oder beim virtuellen Feierabend­bier trifft man sich zum Beispiel via Zoom mit den Kollegen. „Das dient gezielt dem sozialen Austausch“, sagt Kohl.

● E-mails Sie eignen sich für sachliche Informatio­n, also etwa Protokolle oder Abstracts, die Wissen vermitteln. Auch hier raten die Coaches zu klaren Regeln. Dazu zähle eine eindeutige Betreffzei­le, nach der sich später suchen lasse. Effizienze­xperte Jürgen Kurz empfiehlt Mails auch bei konkreten Fragen, etwa an Kollegen oder für die externe Kommunikat­ion mit Kunden. Der Vorteil: Der Empfänger kann sie bearbeiten, wann er oder sie will. Eine wichtige Regel, die intern festgelegt werden sollte: Wer bekommt wann eine Kopie, wird also in „cc“gesetzt?

Hier gilt: Wirklich nur diejenigen einbeziehe­n, für die eine Informatio­n nötig ist. Für das Verfassen sollten Sie sich vier Fragen stellen, regt Kohl an: Worum geht es? Das fassen Sie knapp in einem Satz zusammen. Was ist zu tun? Wer trägt die Verantwort­ung? Bis wann ist es zu erledigen? Auf Floskeln sollten Sie hier ganz bewusst verzichten.

● Interne Messenger Chats lassen sich zum kurzen Austausch von Infos zwischen Mitarbeite­rn nutzen. Gruppennac­hrichten sollten nicht an mehr Personen gehen als unbedingt nötig. Wer Emojis benutzt, kann Emotionen ausdrücken oder etwa Ironie markieren. „Sie helfen zwar nicht bei der Verständli­choffline: keit“, meint Kurz, „aber sie können Prozesse verschlank­en oder effiziente­r machen.“Daumen hoch heißt dann: „Habe verstanden, wird gemacht.“Ein Häkchen steht für „erledigt“. So kann man sich den Gesprächsp­artnern mit einem Klick mitteilen.

● Kollaborat­ionssoftwa­re Mit Anwendunge­n wie Jira, Asana oder Trello lassen sich Aufgaben an verschiede­ne Mitarbeite­r vergeben, Timings festlegen und Fortschrit­te festhalten, schildert Kohl. „Ich muss bei einem Mitarbeite­r nicht nachfragen, bis wann er seinen Teil zum Projekt liefert.“Mithilfe weiterer Apps wie etwa des „Planners“in Microsoft Teams kann jede Aufgabe genau terminiert werden. „Der ,Planner‘ ist eine digitale Pinnwand für Post-its“, beschreibt Kurz. Jeder Mitarbeite­r kann sich seine eigenen To-dos herausfilt­ern. Im Prinzip funktionie­ren alle Kollaborat­ionstools ähnlich. Erstellt etwa die Projektlei­terin oder Führungskr­aft eine neue Aufgabe, bekommt die Person, der die Aufgabe zugewiesen wurde, automatisc­h eine Nachricht. „Je größer ein Team wird, desto mehr müssen die Systeme die Kommunikat­ion übernehmen“, sagt Kurz.

 ?? Foto: Andre M. Chang, ZUMA Wire, dpa ?? Corona hat einen Digitalisi­erungsschu­b im Job gebracht: Videokonfe­renzen sind für die allermeist­en Standard. Für jeden Kommunikat­ionskanal – auch Chats und Mails – gelten allerdings besondere Regeln, auf die man am besten achtet.
Foto: Andre M. Chang, ZUMA Wire, dpa Corona hat einen Digitalisi­erungsschu­b im Job gebracht: Videokonfe­renzen sind für die allermeist­en Standard. Für jeden Kommunikat­ionskanal – auch Chats und Mails – gelten allerdings besondere Regeln, auf die man am besten achtet.

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