Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Tage zum Vergessen

- VON ANDREAS FREI anf@augsburger-allgemeine.de

Nur mal angenommen, der eine oder andere könnte schon jetzt auf die Idee kommen, 2020 in den Giftschran­k mit der Aufschrift „Jahre zum Vergessen“zu stellen. Zumindest in seinem Gedächtnis eine Art Bad Bank zu installier­en, in die man Problemjah­re wie dieses einfach auslagert – in der Hoffnung, sich irgendwann tatsächlic­h nicht mehr daran zu erinnern. Für viele wäre das ein Segen. Und dafür muss man nicht Fußball-fan des 1. FC Nürnberg sein.

Nun nähren die Ereignisse der vergangene­n Tage den Verdacht, dass die Idee des Vergessens schon erstaunlic­h viele Anhänger gefunden hat – auch wenn die reinigende Kraft in den meisten Fällen ausgeblieb­en sein dürfte. Da war der Mann aus der Nähe von Freiburg, der mit seiner Frau in einem Gasthof in Neu-ulm speiste, hernach ins Auto stieg, ausparkte und samt ihrer Handtasche und ihres Handys die Heimreise antrat. Zurück blieb die verdattert­e Gattin. Ihr Mann hatte sie schlichtwe­g vergessen.

Zwei Tage später meldete ein Mann aus dem Landkreis Aschaffenb­urg sein Taxi als gestohlen – dabei hatte er nur vergessen, dass er das Auto gar nicht vor seinem Haus, sondern ganz woanders abgestellt hatte. Das fiel ihm aber erst ein, als die Polizei schon eine Fahndung eingeleite­t und die Bevölkerun­g um Mithilfe gebeten hatte.

Und noch am selben Tag steuerte ein Mann mit seinem Fahrzeug eine Tankstelle im Spessart an, tankte, reinigte die Scheiben, während seine Frau bezahlte, und fuhr dann schon mal ein paar Meter vor, um für den Hintermann Platz zu machen. Blöd, dass die Zapfpistol­e noch im Tank steckte. Den Schaden kann man sich ausmalen.

Nun liegt die Idee nahe, dass Autofahren vergesslic­h macht. Und wer wäre schuld? 2020 natürlich.

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