Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Almdiplom in der Steiermark

Milch kommt nicht von der lila Kuh

- VON BRIGITTE GEISELHART

Einen Tag auf der Alm verbringen: Das klingt erst einmal entspannt. Wer aber ein authentisc­hes Erlebnis möchte, darf nicht die Beine hochlegen, sondern muss anpacken. Dass Hand anlegen auch Spaß machen kann, zeigt sich in der Steiermark. Dort können Urlauber das „Ennstaler Almdiplom“erwerben.

Zu den Tätigkeite­n gehören Krapfen backen, Holzschnei­den und das Melken einer Kuh – wenngleich auch keiner echten. Und was soll das Ganze? „Jede Menge Spaß soll natürlich im Vordergrun­d stehen“, sagt Mathias Schattleit­ner vom Schladming-dachstein Tourismusm­arketing. „Uns geht’s aber auch darum, den Teilnehmer­n unsere Kultur näherzubri­ngen und ein wenig Wissen zu vermitteln, gerade in einem Zeitalter, in dem immer mehr Leute glauben, Milch käme von der lila Kuh oder Heumilch werde aus Heu gemacht.“Los geht das Programm rund um das Schloss Großsölk – ein Haus, das bereits im 14. Jahrhunder­t erbaut wurde und einige Zeit dem Jesuitenor­den gehörte. Das Schloss ist Sitz des örtlichen Naturparkh­auses und zeigt die Sonderauss­tellung „Das Gold der Almen“.

Was es mit besagtem Gold auf sich hat, weiß Reinhard „Reini“Maier. Er ist Almbauer, pensionier­ter Schornstei­nfegermeis­ter und preist die Vorzüge des Steirerkas an, eines regionalen Käses, dessen Ursprung auf den Almen des steirische­n Ennstals liegt. „Mir san per Du“, so grüßt Reini seine Gäste und stellt klar, dass er seine Mundart pflegen und sich nicht mit Hochdeutsc­h abmühen wird.

Reimen und Holz schneiden

Dann heißt es Schluss mit der Theorie und ab in die Praxis. Die Zauneralm im Kleinsölkt­al auf knapp 1100 Metern ist nur über eine kleine Mautstraße zu erreichen. Almführer Hans Zach wartet schon. Zunächst werden alle Teilnehmer mit einer grünen Schürze und einem Almhut ausgestatt­et. Dann gilt es, schriftlic­h Fragen zu Themen vom Vormittag zu beantworte­n. Wer dann in der Lage ist, spontan ein „Gstanzl“– eine Art lustiger Vierzeiler in Reimform– zu dichten, sammelt beim Almführer die ersten Pluspunkte.

Beim Holzschnei­den eines Baumstamme­s auf einem Holzbock mit einer traditione­llen Bügelsäge ist weniger Muskelkraf­t, sondern eher die richtige Technik gefragt. Dass das Melken einer Kuh nicht am lebendigen Objekt, sondern an einer weniger störrische­n „Gummiliese­l“geübt wird, leuchtet ein – das Druckprinz­ip zwischen Daumen und Zeigefinge­r bleibt in jedem Fall das gleiche.

In der Küche der Almhütte gibt Sennerin Martina Ebenschwei­ger ihre Tipps fürs fachgerech­te Auswellen des Krapfentei­gs, der anschließe­nd frittiert und danach mit Steirerkäs­e oder auch mit Honig bestrichen und eingerollt wird. Ein paar launige Stunden gehen schnell vorbei. Selbstvers­tändlich haben alle Teilnehmer die Diplomprüf­ung mit guten Noten geschafft.

Almdiplom:

Normalprei­s für Erwachsene 32 Euro (ohne Mautgebühr zum Schwarzens­ee), für Kinder bis 14 Jahre 10 Euro. Dauer: 5 Stunden, Termin nach Vereinbaru­ng im Naturparkb­üro.

» Weitere Infos im Internet www.soelktaele­r.at

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Foto: Karl-josef Hildenbran­d/tmn Vor einer Tour in den Bergen sollten Wanderer ihre Kondition realistisc­h einschätze­n – und Länge und Schwierigk­eit der Route entspreche­nd auswählen.
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Foto: Naturpark Sölktäler/tmn Das Melken einer Kuh wird nicht am lebendigen Objekt geübt.
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Sennerin Martina Ebenschwei­ger gibt fachgerech­te Auswellen des Krapfentei­gs. Tipps fürs

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