Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Notbetrieb in der Formel 1
Start am Sonntag in Spielberg
Spielberg Knapp vier Monate nach dem geplatzten Saisonauftakt in Australien startet die Formel 1 in ihre Notsaison. Mit Geisterrennen, einem reduzierten Kalender und einem Hygienekonzept will die Vollgasbranche ihr wirtschaftliches Überleben sichern und im Coronajahr 2020 doch noch einen Weltmeister ermitteln. „Wie lange das so weitergeht? Wir wissen es nicht, aber für den Rest des Jahres wird das die neue Norm sein“, sagte Formel-1-sportchef Ross Brawn vor dem Grand Prix von Österreich am Wochenende.
Welche Einschränkungen sieht der Notbetrieb der Formel 1 vor?
Die Zuschauer bleiben vorerst ausgesperrt. Nur rund 3000 Menschen dürfen an die Strecke. Neben dem verknappten Personal der zehn Teams und ihrer Zulieferer sind das Offizielle, Streckenposten und wenige Medienvertreter sowie die Mitwirkenden der Rahmenserien. Der Zugang zum Fahrerlager ist streng limitiert. Es wird keine Motorhomes geben, die Vip-bereiche bleiben geschlossen. Unter strengen Hygieneregeln arbeiten die Rennställe in sogenannten eigenen „Blasen“und sollen möglichst keinen Kontakt untereinander haben.
Wie viele Rennen wird es dieses Jahr noch geben?
Die Formel-1-bosse streben mindestens 15 Grands Prix an. Damit wären wohl die Vertragspflichten erfüllt und der Großteil der TV- und Sponsorengelder würde fließen. Fest terminiert sind aber bislang nur die ersten acht Wm-läufe in Europa. Auf zwei Gastspiele in Spielberg folgen Rennen in Budapest, zweimal Silverstone, Barcelona, Spa und Monza. Als fast sicher gilt, dass danach auf der Ferrari-hausstrecke in Mugello gefahren wird. Auch Reisen nach Sotschi und Shanghai sind wahrscheinlich. Der Abschluss ist im Dezember in Bahrain und Abu Dhabi geplant.
Welche Auswirkungen hatte die Zwangspause für die Fahrer?
Sieben Monate sind seit dem Saisonfinale 2019 vergangen. Dazwischen gab es nur die Testfahrten in Barcelona im Februar. Den Piloten blieb seither fast nur virtuelles Training im Simulator, einige versuchten sich in digitalen Motorsport-serien. Mit einigen Testkilometern in alten Autos durften die Fahrer zuletzt die neuen Corona-abläufe probieren.
Was bedeutet der Neubeginn für die Rennställe?
Die fehlenden Einnahmen durch die Rennpause schmerzten vor allem die privaten Teams wie Williams oder Mclaren. Viele Rennställe gingen in Kurzarbeit, die Fabriken wurden wochenlang geschlossen. Unter dem finanziellen Druck wurde die fürs nächste Jahr geplante Budgetgrenze noch einmal deutlich gesenkt, die kleineren Teams sollen künftig einen höheren Anteil vom Preisgeld erhalten.
Wo ist die Formel 1 für die Fans zu sehen?
Es wird die Abschiedssaison für RTL in der Formel 1. Nach 30 Jahren und vielen Quoten-erfolgen steigt der Privatsender am Saisonende aus. Zu teuer seien die Rechte geworden, erklärten die Rtl-bosse – und das Interesse der Zuschauer ist eben nicht mehr so groß wie auf dem Höhepunkt der Ära Michael Schumacher.