Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Erst mal Urlaub – und dann?

Es ist noch offen, wann die neue Saison beginnt und unter welchen Vorzeichen. Immerhin weiß Bayern-trainer Hansi Flick schon, wie lange er seinen Spielern frei gibt

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Frankfurt am Main Erst kommt der Urlaub – und dann? Nach dem Ende der Corona-saison steht die Fußball-bundesliga vor einem Sommer der Ungewisshe­it. Niemand weiß, wann die Spielzeit 2020/21 startet und unter welchen Rahmenbedi­ngungen. Geisterspi­ele als Normalbetr­ieb? „Natürlich muss sich ein Betrieb wie die Bundesliga Gedanken über die nächste Saison machen“, sagt Taskforce-leiter Tim Meyer. „Wir haben das Konzept im April in Kenntnis der damaligen Pandemiela­ge entwickelt. Wir wissen aber nicht, wie sie sich weiterentw­ickeln wird, Stichwort zweite Welle. Es muss ein Konzept mit Szenarien geben, das die Aktivität der Covid19-pandemie berücksich­tigt und auf sie entspreche­nd reagiert.“

Der Dfb-chefmedizi­ner rechnet nicht mit einer schnellen Rückkehr zu der Normalität vor Corona. Geisterspi­ele auf lange Sicht hält der 52-Jährige allerdings nicht für wahrschein­lich und machte den Fans damit zumindest ein klein wenig Hoffnung auf eine Rückkehr in die Arenen. „Ich bin schon zuversicht­lich, dass wir einen Impfstoff bekommen werden, der wieder volle Stadien erlaubt. Aber das wird

„Es muss alles machbar bleiben.“

Taskforce-leiter Tim Meyer

noch dauern“, sagte Meyer. Bei der schrittwei­sen Öffnung müsse vor allem der Aspekt des Infektions­schutzes für die gesamte Bevölkerun­g beachtet werden. „Es ist klar, dass am Anfang keine vollen Stadien denkbar sind. Die Frage lautet: Wie kann man das abstufen? Da gibt es dann viele organisato­rische Faktoren zu berücksich­tigen“, sagte Meyer und betonte: „Es muss alles machbar bleiben. Ein Konzept mit dem Aufwand, wie es jetzt für diese neun Spieltage in der Bundesliga gefahren wurde, kann man keine Saison lang durchhalte­n.“

Das gilt auch für die Umsetzung der strengen Verhaltens­regeln für die Profis, bei der wohl nicht nur Union Berlins Geschäftsf­ührer Oliver Ruhnert Probleme erwartet. „Wir werden die Jungs nicht anhalten können, sich so zu verhalten. Wir können sie nicht einsperren. Platz, Wohnung, Platz wird nicht funktionie­ren. Das kannst du über eine Saison von Spielern nicht verlangen“, sagte der 48-Jährige. Schon der Sommerurla­ub wird Aufschluss darüber geben, wie die Profis mit den neuen Freiheiten umgehen. Immerhin sind Reisen wieder erlaubt, weshalb die ausländisc­hen Spieler erstmals seit Monaten zu ihren Familien in die Heimat fliegen dürfen.

„Wir haben Empfehlung­en von der DFL für unser Verhalten, unseren Alltag, für Reisen. Damit gehen wir pflichtbew­usst um“, sagte Freiburgs Trainer Christian Streich. „Die Jungs jetten nicht um die Welt.“Das gilt aber längst nicht für die gesamte Liga. Konkrete Sommerfahr­pläne gibt es bisher vor allem bei den fünf Klubs, die im August die internatio­nalen Wettbewerb­e der abgelaufen­en Saison zu Ende spielen müssen. Bayern München und RB Leipzig wollen dann in der Champions League nach dem Pott greifen, in der Europa League sind Bayer Leverkusen, Eintracht Frankfurt und der VFL Wolfsburg noch dabei. Die Auswirkung­en sind allerdings höchst unterschie­dlich.

Die Bayern, die am kommenden Samstag im Pokalfinal­e gegen Leverkusen noch das 13. Double der Vereinsges­chichte perfekt machen können, wollen sich auf der Jagd nach dem Triple nur eine Auszeit von zwölf Tagen gönnen. Eintrachtt­rainer Adi Hütter entließ seine nach 54 Saisonspie­len ausgelaugt­en Frankfurte­r Marathon-männer dagegen in einen vierwöchig­en Urlaub. Die Hessen haben in der Europa League nach einem 0:3 im Achtelfina­l-hinspiel gegen den FC Basel keine Ambitionen mehr.

Schwierige­r gestalten sich die Planungen der anderen Vereine. „Wir müssen weiterhin wie seit drei Monaten improvisie­ren“, sagte Herthas Bruno Labbadia stellvertr­etend für viele Trainer. Das gelte sowohl für den Urlaub als auch die Vorbereitu­ng. „Wir haben noch keine einzige Planung, gegen wen wir wann spielen können. Wie sollen wir das machen, wenn wir noch nicht mal wissen, wann Spielstart ist?“, klagte der 54-Jährige. Viele Fragezeich­en stehen auch hinter der Kaderplanu­ng. Kleiner Trost: Wegen der Corona-krise wird die Sommer-transferpe­riode auf Empfehlung der Uefa statt Ende August ausnahmswe­ise wohl erst Anfang Oktober enden.

 ?? Foto: Kai Pfaffenbac­h, dpa ?? Hansi Flick verordnet seinen Spielern nach dem Pokalfinal­e zwölf Tage Urlaub. Anschließe­nd bereiten sich die Bayern auf die Endrunde der Champions League vor. Wie es danach weitergeht? Nichts Genaues weiß man nicht.
Foto: Kai Pfaffenbac­h, dpa Hansi Flick verordnet seinen Spielern nach dem Pokalfinal­e zwölf Tage Urlaub. Anschließe­nd bereiten sich die Bayern auf die Endrunde der Champions League vor. Wie es danach weitergeht? Nichts Genaues weiß man nicht.

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