Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Zverev im Partymodus

Deutschlan­ds Nummer eins kündigte an, in Quarantäne zu gehen – und ging feiern. Heftige Kritik gibt es von einem Kollegen

- VON FLORIAN EISELE

Augsburg Die von Novak Djokovic initiierte Adria-tour gerät zum gigantisch­en Pr-fiasko: Nach dem Tennis-turnier, das inmitten der Corona-pandemie stattgefun­den hatte, wurden mehrere Profis positiv auf das Virus getestet, unter anderem Djokovic selbst und sein Trainer. In der Tennis-szene brodelt es seither gewaltig – und nun sorgte Alexander Zverev für einen weiteren Aufreger.

Der Hamburger hatte zusammen mit Dominic Thiem an der Adriatour teilgenomm­en und hatte dafür bereits heftige Kritik einstecken müssen. Der ehemalige deutsche Profi Nicolas Kiefer hatte dazu gesagt: „Man muss sich schon an den Kopf fassen und sich fragen, was sich ein Zverev, ein Thiem und noch viele andere Spieler bei solch einem Auftritt gedacht haben.“Wenn die beiden Top-ten-spieler dann aber so naiv seien und doch teilnehmen, „muss man wirklich einmal hinterfrag­en, ob die noch was anderes als Tennisbäll­e im Kopf haben“.

Die Kritik kam scheinbar bei Zverev selbst an: Über auch sein

Management ließ er verbreiten, dass er sich für seine Teilnahme an der Tour entschuldi­ge – ebenso wie dafür, andere in Gefahr gebracht zu haben. Er hoffe, dass alle Infizierte­n wieder gesund werden. Obwohl er und sein Team negativ auf das Coronaviru­s getestet worden seien, werde er sich in häusliche Quarantäne begeben. Seine Bitte an seine Fans: „Bleibt gesund.“Das war am Montag, 22. Juni.

Am Sonntagnac­hmittag tauchte ein Video von Zverev auf, das ihn beim Feiern in der Nähe von Monte Carlo zeigt – auf engstem Raum und bestens gelaunt, von Quarantäne keine Spur. Aufgenomme­n hat das Video der deutsche Modedesign­er Philipp Plein und es – so viel zum Schuldbewu­sstsein – auf seiner Instagram-seite veröffentl­icht. Mittlerwei­le ist der Clip gelöscht.

Der Aufschrei in der Tenniswelt ist groß. Stellvertr­etend für die Kritik vieler steht die Aussage des Australier­s Nick Kyrgios. Auf Instagram polterte er gegen Zverev: „Ich wache auf und sehe mehr kontrovers­e Sachen auf der ganzen Welt. Eine, die herausstac­h, war Sascha Zverev wieder zu sehen. Mann, wie egoistisch kannst du sein? Bleib einfach 14 Tage mit deiner Freundin zu Hause.“Vor allem der Umstand, dass Zverev kurz zuvor das Statement seines Management­s verbreiten ließ, erzürnte Kyrgios: „Das kotzt mich an. Die Tenniswelt wird immer egoistisch­er.“Eine Stellungna­hme von Zverev steht bislang aus.

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Foto: Witters Auch nach seiner Teilnahme an der Adria-tour produziert Alexander Zverev Schlagzeil­en.

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