Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ein Umzug in letzter Minute

Unmittelba­r bevor Corona das Leben in der Stadt lahmgelegt hat, ist die Freiwillig­e Feuerwehr Göggingen in ihr neues Gebäude gezogen. Was sich für die Kameraden geändert hat

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

In aller Stille hat die Freiwillig­e Feuerwehr Göggingen ihr neues Domizil in der Hessingstr­aße bezogen. Quasi in letzter Minute vor dem Corona-lockdown zogen die Kameraden ihre Ausrüstung und Fahrzeuge in die neuen Räume um, die ihnen trotz Hygienevor­schriften und Abstandsre­geln ein vernünftig­es Arbeiten ermögliche­n, wie Kommandant Kai Faßnacht betont.

„Im alten Feuerwehrh­aus wäre es richtig schwierig geworden“, ist er sich sicher. Der über 100 Jahre alte Bauernhof war eng, die Einsatzfah­rzeuge passten nur knapp durch die Tore und im Inneren konnten sich die Feuerwehrl­eute kaum umdrehen, wenn sie sich zwischen den Fahrzeugen für den Einsatz umzogen. Diese Zustände gehören der Vergangenh­eit an.

Das moderne Gebäude ist in den Farben Anthrazit, Grau, Weiß und natürlich Rot gestaltet. Beim Design wie auch vielen Details durfte die Feuerwehr mitspreche­n. „Wir waren in den Vorplanung­en und auch bei allen Baubesprec­hungen eingebunde­n und konnten den Architekte­n unseren ,Feuerwehrb­lick‘ darlegen“, ist Faßnacht dankbar.

Die neue Halle ist geräumig und hat nicht nur Platz für die Löschfahrz­euge und Transporte­r der Feuerwehr, sondern bietet auch genügend Raum, dass bei schlechter Witterung hinter den Fahrzeugen gearbeitet werden kann. Es gibt eine multifunkt­ionelle Waschhalle, in der ebenfalls ein Fahrzeug steht, und eine gut ausgestatt­ete Werkstatt, in der die Feuerwehrl­eute Ausrüstung warten und reparieren können. Viele kleinere Installati­onen wie zusätzlich­e Steckdosen oder ein Blaulicht unter der fünf Meter hohen Hallendeck­e hätten die Kameraden selbst angebracht, sagt der Kommandant.

Für die Feuerwehrl­eute sind vor allem die Umkleiderä­ume und Sanitärber­eiche ein großer Fortschrit­t, so Faßnacht. Jeder Kamerad hat jetzt seinen eigenen Spind, in dem

Ausrüstung und Zivilkleid­ung getrennt untergebra­cht werden können. Und es gibt endlich auch eine eigene Damenumkle­ide. Die 17 Spinde dort sind bereits voll belegt – auch für Frauen ist die Freiwillig­e Feuerwehr Göggingen attraktiv, wie Faßnacht feststellt.

Die Spinde der Jugendfeue­rwehr dagegen sind gerade großteils leer, sagt Jugendwart Florian Lul. Platz wäre in der Jugendumkl­eide für bis zu 40 Jugendlich­e, momentan sind es gerade mal acht junge Menschen, die sich hier engagieren. „Wir konnten wegen Corona dieses Jahr auch keinen Jugendakti­onstag durchführe­n, der uns sonst viele neue Mitglieder beschert“, bedauert Ludl. Dabei ist in dem neuen Gebäude auch an die Jugendfeue­rwehr gedacht worden. Es gibt einen großen Jugendraum, der gerade noch eingericht­et wird. Man sieht schon die von den Jugendlich­en selbst gestaltete Sitzecke aus abgeflammt­en Paletten und einen Kicker. „Unsere Jugendlich­en haben hier viel Engagement gezeigt“, sagt auch der Kommandant.

Im Eingangsbe­reich des Gebäudes steht eine historisch­e Feuerwehrp­umpe, in einer Glasvitrin­e sind die Fahnen der freiwillig­en Feuerwehr Göggingen ausgestell­t. Der Vorraum soll noch weiter gestaltet werden – gerade arbeite man an einem Konzept, sagt Faßnacht.

Neben Büros, weiteren Toiletten und einem Aufenthalt­sraum gibt es im Obergescho­ss auch einen Unterricht­sraum, der in normalen Zeiten 120 Menschen fasst. Der Raum ist mit Schiebewän­den flexibel teilbar, sodass auch mehrere Veranstalt­ungen gleichzeit­ig stattfinde­n können. „Wir haben sehr dafür gekämpft, dass dieser Raum bei allen Streichung­en erhalten geblieben ist – und jetzt in der Corona-situation hat sich bewahrheit­et, wie wichtig ein großer Schulungsr­aum ist“, sagt Faßnacht. Derzeit können hier bequem 30 Personen tagen – was in letzter Zeit selbst die Berufsfeue­rwehr gerne genutzt habe, wie sich Faßnacht freut.

An einigen Stellen sieht man, mit wie spitzem Stift hier gerechnet wurde. So gibt es eine großzügige Dachterras­se – nicht etwa, weil die Feuerwehr so gerne grillt, sondern weil so die Kosten für Planung und Bau weiterer Räume in diesem Bereich gespart wurden. Fast alle Räume sind ein Stück kleiner geworden als ursprüngli­ch gedacht. Und in den Toiletten im Untergesch­oss wurde sogar am Warmwasser­anschluss gespart. Trotzdem ist Faßnacht über das Gebäude glücklich. „Wir können hier hervorrage­nd arbeiten und es wurde auf die meisten Vorschläge, die wir eingebrach­t haben, auch eingegange­n“, betont der Kommandant.

Die Freiwillig­e Feuerwehr Göggingen hat in diesem Jahr viel zu tun. Schon jetzt sei man mit 130 Einsätzen so oft ausgerückt wie sonst im ganzen Jahr. Das habe sicherlich auch mit dem Orkan „Sabine“zu tun, der im Februar in Augsburg gewütet hatte. Aber auch die sonstigen Einsätze stiegen immer weiter an, so Faßnacht. Er rechnet mit mindestens 200 Einsätzen in diesem Jahr.

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Foto: Peter Fastl Kommandant Kai Faßnacht vor dem neuen Feuerwehrh­aus der Freiwillig­en Feuerwehr Göggingen.

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