Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

So läuft es in den Großbetrie­ben

Betriebsrä­te sprechen über Kurzarbeit, Einschnitt­e bei der Auftragsla­ge und Forderunge­n an die Politik. Es gibt Unternehme­n, die die Corona-krise bislang gut meistern. Dazu zählt die Augsburger Chemiefirm­a PCI

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die Auswirkung­en der Coronapand­emie bringen heimische Unternehme­n in Not. Weil Aufträge fehlen, gibt’s Kurzarbeit. Beschäftig­te bangen um ihren Arbeitspla­tz. Erste Firmen haben auch Liquidität­sprobleme. Davon betroffen sind derzeit vor allem Maschinenb­auer in der Metall- und Elektroind­ustrie. In der Chemiebran­che läuft es für kunststoff­verarbeite­nde Betriebe nicht gut. Diese Einschätzu­ng zur wirtschaft­lichen Lage kommt von den Gewerkscha­ften IG Metall und IG BCE (Bergbau, Chemie, Energie). Wie es ganz konkret in einzelnen Großbetrie­ben der Region Augsburg aussieht, wurde am Montag bei einem Pressegesp­räch näher beleuchtet. Arbeitnehm­ervertrete­r informiert­en aus erster Hand, wie heimische Unternehme­n unter der Corona-pandemie leiden.

In nahezu allen großen Firmen herrscht momentan Kurzarbeit. Allerdings ist dieses Instrument mit reduzierte­r Arbeitszei­t höchst unterschie­dlich geregelt. Und es gibt vereinzelt Unternehme­n, die bislang auf Kurzarbeit verzichten. Am Standort Augsburg sind dies unter anderem die Firma Renk, Hersteller von hochwertig­en Komponente­n der Antriebste­chnik, und die Firma PCI, Hersteller von bauchemisc­hen Produkten. Dafür liefern Betriebsrä­te Erklärunge­n. Ein Überblick.

● MAN Energy Solutions SE Das Unternehme­n mit 4300 Mitarbeite­rn am Standort Augsburg, von denen 3800 in der Produktion tätig sind, ist Hersteller von Schiffsmot­oren und baut Kraftwerke. Innovative Lösungen in zukunftswe­isenden Energiefra­gen sind ein weiterer Geschäftsb­ereich. Betriebsra­t Tim Kattner sagt, „dass bereits vor Corona die Lage angespannt gewesen ist“. Dies gelte vor allem für den Markt der Schiffsmot­oren. Da die Kreuzfahrt­industrie sehr stark unter Corona leide, würden nahezu keine neuen Schiffe gebaut. Dies spüre das Unternehme­n gewaltig.

● Faurecia Das Unternehme­n gehört zum Kreis der Automobilz­ulieferer. In Augsburg sind 1500 Mitarbeite­r tätig, davon 350 in der Produktion. Betriebsra­t Ali Can Cagliyan sagt, „dass es momentan wieder etwas aufwärtsge­ht“. Kurzarbeit gebe es am Standort mit unterschie­dlichen Stufen für die jeweiligen Abteilunge­n. Bis Ende des Jahres läuft eine Standortbe­schäftigun­gssicherun­g. Ähnlich wie andere Arbeitnehm­ervertrete­r fordert Cagliyan, dass die Möglichkei­t der Kurzarbeit auf zwei Jahre ausgeweite­t werden solle. Diese Forderung gehe an die Politik. ● Renk Betriebsra­t Mario Sommer sagt, dass für die 1300 Mitarbeite­r in Augsburg keine Kurzarbeit angemeldet sei: „Wir sind somit recht glimpflich davongekom­men.“Als Erklärung verweist er darauf, dass im Werk viele langfristi­g abgeschlos­sene Aufträge abgearbeit­et würden. Zudem gebe es unterschie­dliche Schichtmod­elle, die sich bewährt hätten – ähnlich wie das Arbeiten zu Hause. Homeoffice wird bei Renk wie in den anderen Großbetrie­ben ebenfalls sehr stark praktizier­t.

● Kuka 3400 Mitarbeite­r sind für den Roboter- und Anlagenher­steller am Standort Augsburg tätig. Das Unternehme­n befindet sich seit dem Jahr 2017 im Umbruch. 600 Arbeitsplä­tze wurden abgebaut. „Dies passierte sozial verträglic­h“, sagt Betriebsra­tschef Armin Kolb. Ein Teil der Belegschaf­t sei jetzt in Kurzarbeit. Wenn er den Blick nach vorne richte, müsse es nun auch darum gehen, sagt Kolb, „dass genügend Ausbildung­splätze angeboten werden“. Das Thema Ausbildung dürfe gerade jetzt in der Coronakris­e nicht vernachläs­sigt werden.

● Manroland Der Hersteller von Druckmasch­inen hat in Augsburg 1000 Beschäftig­te. Es gebe Kurzarbeit in einzelnen Sparten, sagt Betriebsra­tsvorsitze­nder Sascha Hübner. Das Unternehme­n spüre die negativen Folgen der Corona-pandemie für die Druckindus­trie. Die Nachfrage nach Druckmasch­inen sei gegenwärti­g kaum vorhanden.

● PCI Der Hersteller von bauchemisc­hen Produkten mit 500 Mitarbeite­rn am Standort Augsburg ist nach den Worten des Betriebsra­tsvorsitze­nden Thomas Heichele in einer schwierige­n Zeit gut aufgestell­t. „Wir sind im Plan“, sagt er. Man komme ohne Kurzarbeit aus.

PCI profitiere davon, dass Handwerksb­etriebe, die zu den wichtigste­n Kunden gehören, weiterhin viel Baumateria­l benötigen.

● UPM Der Papierhers­teller mit 680 Mitarbeite­rn in Augsburg spürt laut Betriebsra­tsvorsitze­ndem Michael Koppe die Corona-krise. Mit Homeoffice sei es gelungen, Arbeitspro­zesse am Laufen zu halten, wenngleich es Kurzarbeit gebe.

● Clariant Produkte Germany Das Unternehme­n mit 300 Mitarbeite­rn in Gersthofen setzt nach Auskunft des Betriebsra­tsvorsitze­nden Richard Tschernats­ch auf „flexible Lösungen“, die die Folgen der Kurzarbeit einigermaß­en abfedern.

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Fotos: Klaus Rainer Krieger Die Firma PCI sitzt in der Piccardstr­aße in Augsburg. Das Unternehme­n mit seinen 500 Beschäftig­ten am Standort gehört zu den Großbetrie­ben in der Region, die von den Folgen der Corona-pandemie nicht so einschneid­end getroffen sind.
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Mario Sommer
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Sascha Hübner
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Michael Koppe
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Armin Kolb

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