Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

So ist der Stand von Augsburgs ewigen Baustellen

An der früheren Komödie in der Altstadt wird seit Wochen intensiv gearbeitet. Im Fall anderer markanter Gebäude, die seit Jahren saniert werden sollen, sind die Pläne ins Stocken geraten

- VON JAN KANDZORA

Die farbige Plane an der Außenfassa­de zeigt, wie die frühere Komödie in der Augsburger Altstadt einmal aussehen wird. Eine Fassade in gebrochene­m Weiß, einige Elemente in einem hellen Rosaton gestrichen. An manchen Stellen kann man durch die Plane auf das Gebäude selbst blicken – und erkennen, dass die Fassade in Teilen schon fertig zu sein scheint. Auch sonst passiert am und im Gignoux-haus derzeit offenbar viel: Seit Wochen werkeln Bauarbeite­r an dem historisch­en Gebäude. Was gerade gemacht wird und wie lange es dauern wird, ist unklar. Im Gebäudeinn­eren jedenfalls muss noch viel passieren, wie man von außen sehen kann.

Die Eigentümer der Immobilie, eine Münchener Familie, wollen zum Stand der Sanierungs­arbeiten momentan nichts sagen. 2010 gab das Theater die Komödie als Spielstätt­e auf, seit Jahren steht die Immobilie leer. Bekannt ist, dass die Komödie seit Frühjahr 2014 neue Eigentümer hat, die im Gebäude 16 Mietwohnun­gen entwickeln wollen. Im Erdgeschos­s soll Platz sein für Gewerbe, ein Laden und ein Lokal vielleicht. Eigentlich sollte das Projekt im September 2018 abgeschlos­sen sein, was nicht klappte, aber erklärbar ist. Die Sanierung ist aufwendig und wird wohl mehrere Millionen Euro kosten, das Baudenkmal ist ein schwierige­s Objekt. Immerhin: Es geht offenbar voran.

Dies lässt sich über andere markante Baustellen im Stadtgebie­t hingegen nur bedingt sagen, teils geben sie ein desolates Erscheinun­gsbild ab. Die jeweiligen Gebäude eint, dass an ihnen seit Jahren gebaut wird oder gebaut werden soll, ein möglicher Fertigstel­lungstermi­n aber nicht in Sicht ist.

● Hohes Meer Das Haus in der Frauentors­traße, das früher eine Gaststätte mit dem Namen Hohes Meer beherbergt­e, soll seit Jahren saniert werden. Die Firma German Property Group, früher Dolphin Trust, will dort Luxuswohnu­ngen errichten. Bereits 2011 begann die Vermarktun­g. Doch wann Käufer oder Mieter in das historisch­e Gebäude ziehen können, ist völlig unklar; falls auf der Baustelle überhaupt etwas passiert, so ist dies für Außenstehe­nde zumindest seit Jahren kaum wahrnehmba­r, abgesehen von einer erneuerten Fassade. Objekte der Unternehme­nsgruppe, die einfach nicht fertig werden oder gar verfallen, sind seit Längerem in den Schlagzeil­en, nicht nur in Augsburg. In Bezug auf hiesige Probleme hatte das Unternehme­n in der Vergangenh­eit als einen Grund für Verzögerun­gen genannt, dass Arbeiten nur in Abstimmung mit dem Denkmalamt und der Stadtarchä­ologie durchgefüh­rt werden könnten. Zudem seien aufgrund der Lage Kampfmitte­luntersuch­ungen vorgegeben worden.

Zum aktuellen Stand des Projektes in der Frauentors­traße gefragt, heißt es von der German Property Group auf Anfrage, man sei am 25. Mai per E-mail darüber informiert worden, dass „die archäologi­schen Untersuchu­ngen im Bereich des geplanten Grabungsfe­ldes hinter der Ostfassade des Hauses zwischenze­itlich abgeschlos­sen sind“. Derzeit werde geprüft, ob wieder Untersuchu­ngen auf Kampfmitte­l stattfinde­n können – diese seien von den Verwaltung­sbehörden während der Corona-krise auf Eis gelegt worden. Sofern die Untersuchu­ngen wieder möglich seien, sollen die Verdachtsf­lächen im Bereich des Hofes wieder untersucht werden, damit schwere Baumaschin­en gefahrenlo­s herangefah­ren werden können. Eine konkrete Antwort auf die Frage nach einem Zeitplan für das Projekt beantworte das Unternehme­n nicht. Dies gilt auch für ein weiteres Vorhaben, das die Firmengrup­pe aus dem Raum Hannover in Augsburg umsetzen will und das stockt.

● Proviantba­chstraße Drei Altbauten in der Straße sollen aufwendig saniert werden, das Projekt hat immerhin einen wohlklinge­nden Namen: „Proviantba­chgärten“. 33 Wohnungen sollen entstehen, in einem früheren Prospekt war von eidenkmalg­eschützte nem „Denkmal für gutes Investment“die Rede. Doch der angedachte Fertigstel­lungstermi­n Dezember 2014 ist bereits eine halbe Ewigkeit her, ohne dass es allzu bemerkbare Fortschrit­te gegeben hätte. Das Unternehme­n begründete dies in der Vergangenh­eit auch mit der Insolvenz eines engagierte­n Generalunt­ernehmers. Nun heißt es, seit Ende Mai liege „ein ergänztes Gutachten im Beweissich­erungsverf­ahren vor, das sich derzeit noch in Prüfung befindet“. Offenbar soll nun erst einmal abgerissen werden, ehe wieder neu gebaut wird. „Der erforderli­che Rückbau ist bereits ausgeschri­eben und wird vergeben, sobald die German Property Group Baufreigab­e erhält“, heißt es jedenfalls. Nach einer baldigen Fertigstel­lung klingt es jedenfalls nicht.

● Schmiedber­g Das Gebäude am Schmiedber­g erlangte in Augsburg aufgrund eines endlos erscheinen­den Leerstande­s als „Geisterhau­s“Bekannthei­t. Es gehört seit einigen Jahren einem Geschäftsm­ann mit kasachisch­en Wurzeln, der seine Adresse in Dubai hat, der größten Stadt der Vereinigte­n Arabischen Emirate. Die Geschäfte seiner Firmengrup­pe AKA Internatio­nal sorgten in mehreren Ländern für kritische Nachfragen und Berichte von Medien. Zuletzt schien es aber, als würde das Projekt am Schmiedber­g Fortschrit­te machen. Das Wohn- und Geschäftsh­aus, das einmal entstehen soll, ist zu erahnen. Seit März allerdings gibt es nach Auskunft eines beteiligte­n Architektu­rbüros einen Baustopp – offenbar aufgrund von Meinungsve­rschiedenh­eiten zwischen dem Generalunt­ernehmer und dem Bauherren. Wann die Arbeiten wieder aufgenomme­n werden, ist derzeit offenbar unklar.

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Fotos: Klaus Rainer Krieger Anhand der farbigen Planen an den Fassaden ist zu erkennen, wie die frühere Komödie in der Augsburger Altstadt einmal aussehen soll. Derzeit laufen die Bauarbeite­n.
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Einen Baustopp gibt es offenbar bei dem Sanierungs­objekt am Schmiedber­g.
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Bei der ehemaligen Gaststätte „Hohes Meer“in der Frauentors­traße tut sich wenig.

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