Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Mercedes setzt ein Zeichen
Für die neue Saison wird der Silberpfeil schwarz lackiert. Der Weltmeisterrennstall will damit gegen Rassismus ankämpfen. Vor allem Lewis Hamilton ist da ein Vorreiter
Augsburg Lewis Hamilton hat das Ganze ins Rollen gebracht. Durch ein Gespräch mit Teamchef Toto Wolff. Ende Mai fand das statt, darin ging es auch um die Proteste gegen Rassismus in den USA. Hamilton ist das ein ganz wichtiges Thema, Mercedes als Konzern und als Team in der Formel 1 auch. Fahrer und Teamchef brachten schließlich die Idee auf, die Lackierung des Autos für die neue Formel-1-saison zu ändern. Die Silberpfeile werden schwarz, nachdem auch der Vorstand zugestimmt hatte.
„Die Silberpfeile werden in der gesamten Saison 2020 in Schwarz antreten, um unser klares Engagement für mehr Vielfalt in unserem Team und unserem Sport zu demonstrieren“, sagte Wolff. Auch Overalls der Fahrer und die Helme werden von der Farbe schwarz dominiert. Es ist ein Zeichen im Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung. „Die richtigen Überzeugungen und die richtige Geisteshaltung sind nicht genug, wenn wir stumm bleiben. Wir möchten daher unsere Stimme und unsere weltweite Plattform nutzen, um uns für Respekt und Gleichberechtigung einzusetzen“, so Wolff weiter. Hamilton betonte: „Ich habe in meinem Leben selbst Rassismus erlebt und gesehen, wie meine Familie und meine Freunde Rassismus ausgesetzt waren. Deshalb kommt mein Aufruf zu Veränderungen von Herzen.“Mercedes wird zudem bis zum Saisonende ein Vielfalts- und Integritätsprogramm ins Leben rufen. Dazu gehören Bildungsinitiativen, um junge Menschen aus unterrepräsentierten Gruppen, die eine Karriere in der Formel 1 anstreben, zu ermutigen und zu unterstützen. Denn nur drei Prozent der Belegschaft bei Mercedes gehören einer ethnischen Minderheit an, nur zwölf Prozent der Angestellten sind Frauen. „In der Welt der Formel 1 kommt es auf Leistung an, aber sie besitzt dennoch viele Hürden für Menschen, deren Herkunft traditionell keinen Teil in unserem Sport gespielt hat. Wir wissen, dass unsere Teams stärker sind, wenn sie unsere Gesellschaft besser repräsentieren“, sagte Valtteri Bottas, der finnische Teamkollege von Hamilton.
Es ist ein Wandel bei Mercedes, der perfekt in die Zeit passt. Auch die Corona-krise wirbelt das Weltmeisterteam und die komplette Formel 1 durcheinander. Am Wochenende beginnt die WM im österreichischen Spielberg. Viel wird aber nicht an die Formel 1 erinnern, wie sie bisher bekannt war. Trotz der veränderten Rahmenbedingungen und der fehlenden Zuschauer steht allerdings beinahe unumstößlich das fest, was die Königsklasse schon seit einigen Jahren verfolgt: Mercedes wird wieder in der Favoritenrolle sein. Das mag langweilig klingen, aber selbst eine Corona-zwangspause wird nichts an den Kräfteverhältnissen verändert haben. Zumal Hamilton ganz heiß darauf ist, seinen siebten Wm-titel einzufahren und damit mit Rekordweltmeister Michael Schumacher gleichzuziehen. Als schärfste Konkurrenten werden wenig überraschend Ferrari und Red Bull genannt. Wobei bei den Italienern die Frage sein wird, wie sich Sebastian Vettel und die Scuderia nach dem bekannt gewordenen Ende ihre Beziehung präsentieren werden. Frei von allen Verpflichtungen oder gehemmt? Für Vettel jedenfalls ist es die letzte Chance auf den ganz großen Durchbruch mit den Italienern, vielleicht sogar seine letzte Chance überhaupt in der Formel 1.
Die Zukunft des Heppenheimers ist weiter ungewiss, was die Fortführung seiner Karriere betrifft. Noch immer scheint ein Wechsel zu Mercedes nicht ganz vom Tisch. Er wüsste aber auch, dass er für diesen Fall wohl auf Lewis Hamilton als Teamkollege treffen würde. Spannungen dürfte dabei nicht ausbleiben. Bei Red Bull liegen die Hoffnungen auf Max Verstappen. Der schnelle Holländer hat wenig Hemmungen auf der Strecke und schon mehrfach bewiesen, dass er die Klasse zum Weltmeister hat. Zumindest wenn das Auto passt.