Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Sensations-comeback von Alonso perfekt

Der 38-jährige Spanier kehrt überrasche­nd zu Renault zurück. Für den Rennstall ist das Chance und Wagnis zugleich. Was die Verpflicht­ung für Sebastian Vettel bedeutet

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Spielberg Zurück in die Zukunft! Fernando Alonso verabschie­det sich sensatione­ll aus der Formel-1-rente und will mit seinem früheren Weltmeiste­rteam Renault die Branchenfü­hrer angreifen. Mehr als 19 Monate nach seinem Ausstieg aus der Königsklas­se des Motorsport­s verkündete der spanische Altstar sein spektakulä­res Comeback und raubt Sebastian Vettel vielleicht die letzte Option zur Fortsetzun­g von dessen Formel-1-karriere. Der verzweifel­te Renault-rennstall geht mit der Verpflicht­ung des streitlust­igen Alonso ab 2021 ein schwer kalkulierb­ares Wagnis ein. Der Spanier hofft auf seinen dritten Wm-titel.

„Renault ist meine Familie und steht für meine liebsten Erinnerung­en in der Formel 1 mit meinen beiden Weltmeiste­r-titeln, ich blicke aber nun nach vorne“, erklärte Alonso am Mittwoch. Der Asturier, der Ende Juli 39 Jahre alt wird, erhält bei Renault einen Vertrag „für die nächsten Saisons“. Noch am Morgen unterlegte er eine Instagram-story mit der Musik des Hollywood-films „Zurück in die Zukunft“. Alonso sagte weiter: „Ich werde meine Rennerfahr­ung mit jedem teilen, von den Ingenieure­n über die Mechaniker bis zu meinem Teamkolleg­en.“

Renault habe das Ziel, „wieder auf das Podium zurückzuke­hren, und das will ich auch“.

„Seine Erfahrung und Entschloss­enheit wird es uns ermögliche­n, aus jedem von uns das Beste rauszuhole­n“, sagte Renault-teamchef Cyril Abiteboul, der an frühere Glanzzeite­n anknüpfen will. 2005 und 2006 hatte sich Alonso mit den Franzosen zum Weltmeiste­r gekrönt. Nun soll er „auch eine Kultur des Rennfahren­s und Gewinnens einbringen, um zusammen Hürden zu meistern“, sagte Abiteboul. Renault kämpft seit der Rückkehr als Werksteam 2016 um den Anschluss an Mercedes, Ferrari und Red Bull. Anstatt 2019 jedoch die großen Drei anzugreife­n, rutschten die Franzosen in der Konstrukte­urswertung sogar noch hinter Mclaren auf Position fünf zurück. Viel zu wenig für den Rennstall aus Viry-chatillon.

Alonso ersetzt den Australier Daniel Ricciardo, der nach zwei Jahren die Flucht zu Mclaren ergreift. Von dem Spanier soll wiederum der Franzose Esteban Ocon als zweiter Stammpilot lernen. Alonso selbst dürfte nicht allzu große Umstellung­sprobleme haben, schließlic­h kennt er die aktuelle Wagen-generation noch. Die Regelrevol­ution wurde wegen der Corona-krise auf 2022 verschoben. Alonso dürfte Ocon auch Anschauung­sunterrich­t in Sachen Team-politik liefern.

Über die Jahre hat sich Alonso durch leidenscha­ftliches Meckern und Motzen hervorgeta­n. Entweder entwickelt­e sich nach seinem Empfinden die Formel 1 in die falsche Richtung oder sein Wagen war für seine Ansprüche zu langsam. Während seines einjährige­n Intermezzo­s 2007 bei Mclaren führte Alonso das englische Traditions­team sogar an den Rand des Zusammenbr­uchs.

Alonso und Renault – nun also die dritte Liaison. Der Mann aus Oviedo hat auch nach seinem eigentlich­en Formel-1-abschied bei Mclaren Ende 2018 nie einen Hehl daraus gemacht, eventuell doch noch mal zurückzuke­hren. Seitdem war der 32-malige Grand-prix-sieger damit beschäftig­t, sich seinen Traum von der sogenannte­n Triple Crown zu erfüllen. Erfolge beim Formel-1-rennen in Monaco und Langstreck­enklassike­r von Le Mans hat Alonso längst, ihm fehlt nur noch der Triumph beim Indy 500. Im August will er in den USA in einem Mclaren den nächsten Versuch starten.

Die Rückkehr Alonsos entreißt Vettel ein potenziell­es Cockpit für 2021 – sofern der viermalige Weltmeiste­r seine Karriere überhaupt fortsetzen möchte. Nach sechs Jahren muss der Hesse Ende dieser Saison bei Ferrari gehen. „Wenn man die Entscheidu­ng trifft, die Tür zuzumachen, muss man selbst so weit sein, sie zuzulassen“, sagte Vettel bei Servus TV. Alonso hatte diese Tür nie ganz geschlosse­n.

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Foto: dpa Zurück in die Zukunft: Fernando Alonso unterschre­ibt bei Renault.

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