Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Virtuose Vogeltöne
Eine Reise durch ein wundervolles musikalisches Europa verschiedener Epochen wurde den gut hundert Besuchern in „30 Minuten“geboten. Das Duo Augusta spielte Stücke des 16. bis 19. Jahrhunderts. Isabella Selder, die wieder heimgekehrt nach Studien in Weimar, Barcelona und Salzburg das „Gitarrenstudio Friedberg“gründete, und ihre ebenfalls erfolgreich musikalisch ausgebildete Augsburger Flöten-partnerin Carina Frey, als Virtuosin und Pädagogin tätig, zauberten unterschiedlichste Stimmungen in die Akustik von evangelisch St. Ulrich.
Die Hamburger Sonate von Carl Philipp Emmanuel Bach gab der Flötistin Gelegenheit, einen Kanon aus Melodie und fein modellierten kapriziösen Verzierungsketten zu realisieren, präzise grundiert von der Gitarre. Solistisch tauchte dann Isabella Selder ein in die visionär versunkene Klangwelt der Renaissance mit „Canción Emperador“des Spaniers Luis de Narváez – ein echtes Kultstück für die Gitarre.
Die Auswahl der Variationen „Les Folies d’espagne“des Barockmeisters Marin Marais vereinte das Duo in einer Folge ausdrucksstarker Miniaturen, die gravitätisch, sehnsuchtsvoll strömten, oder mit motorisch eleganten Wendungen und Intervallsprüngen gefiel. Was Georg Philipp Telemann in der 2. Fantasie der solistischen Flöte an virtuos blitzenden, skurrilen Natur- und Vogeltönen, geschliffenen Thermensplittern und exzessiven Ausdrucksvarianten in die Notenzeilen schrieb, wurde von Carina Frey souverän zelebriert. „Tambourin“, ein toll treibender, mit fröhlichem Raffinement versehener „Rausschmeißer“des Franzosen François Gossec (1734– 1829), war ein köstliches Finale. Es musste vom virtuosen Duo wiederholt werden. Manfred Engelhardt