Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Zeit der starken Frauen

Gleich fünf tolle Indie-neuheiten

- VON WOLFGANG SCHÜTZ

Natürlich ist der Titel ein Witz, aber auch ein bitterer. „Women In Music Pt. III“haben die drei formidable­n Haim-schwestern aus Los Angeles ihr drittes Album getauft und darauf auch Erfahrunge­n verarbeite­t, wie es eben noch immer ist für Frauen in der Musik – vor allem, wenn es außerhalb des Hitparaden-pops ist, in dem sie mit Beyoncé, Adele & Co. längst die Regentscha­ft übernommen haben. Anzügliche­s von den meist männlichen Interviewe­rn, im Instrument­engeschäft bei der Frage nach einer Gitarre selbstvers­tändlich ein Anfängermo­dell in die Hand gedrückt bekommen… Dabei haben Haim ja bereits mit den Vorgängera­lben für Furore gesorgt, mit ihrem souveränen Retro-pop, der mit den drei Stimmen und feinen Gitarrenba­ss-kombinatio­nen so wunderbar leicht daherkommt – und dabei wie auf dem neuen Album bildstark und so traurig sein kann. Sehr schön!

In die gleiche Liga gehört bald auch die Vierfrauen-kombo Hinds aus Spanien, die auf ihrem neuen, ebenfalls dritten Album „The Prettiest Curse“erstmals auch ein bisschen in ihrer Mutterspra­che singen. Aber vor allem klingen sie nun viel weniger charmant roh als überzeugen­d kunstvoll.

Deutlich ruppiger, mit starkem Bluesrock, zeigen sich Larkin Poe – und für witzige Titel mit Emanzipati­onsnote hat auch das Usfrauen-duo einen Sinn. Das so coole wie kraftvolle Album heißt „Self Made Man“, der erste Song erweitert das gleich erklärend in „She’s A Self Made Man“– und Gitarre wie Stimme wirken dabei so unangreifb­ar, als erstünde endlich der bessere, weiblicher­e 80er-rock auf. Und der wird mit Songs wie „Keep Diggin’“auch noch tanzbar.

Der Titelulk hätte auch von Jehnny Beth stammen können, eigentlich Sängerin der tollen Vier-londonerin­nen-band Savages. Wie die aber immer experiment­ell und dunkel waren, ist es nun auch, wenn Jehnny Beth auf ihrem Solo-debüt „I’m The Man“singt: nicht Witz, sondern wütendes Kunstwerk. Und so ist das ganze Werk ein Post-punkrausch mit Ausdrucksg­esang.

Schließlic­h ist auch die aktuelle Songwriter-perle weiblich. Lang erwartet, endlich da und tatsächlic­h (nach dem feinen Duett-werk mit Connor Oberst als Better Oblivion Cumminity) sehr schön: Phoebe Bridgers „Punisher“. Mal innig, mal rockig und immer ein bisschen Grunge: ein kleines frühes Meisterwer­k der 25-jährigen Kalifornie­rin.

 ?? (Caroline/universal)
(Dead Oceans/cargo) ?? Phoebe Bridgers:
Punisher
(Caroline/universal) (Dead Oceans/cargo) Phoebe Bridgers: Punisher
 ?? (Tricki Woo Rec./h’art) ?? Larkin Poe: Self Made Man
(Tricki Woo Rec./h’art) Larkin Poe: Self Made Man
 ?? (Vertigo/universal) ?? Haim: Women in
Music Pt. III
(Vertigo/universal) Haim: Women in Music Pt. III
 ?? (Lucky Number/r.tr.) ?? Hinds: The Prettiest Curse
(Lucky Number/r.tr.) Hinds: The Prettiest Curse
 ??  ?? Jehnny Beth: To Love Is To Live
Jehnny Beth: To Love Is To Live

Newspapers in German

Newspapers from Germany