Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Sportler kämpfen um Trainingszeiten
Coronabedingt stehen zu wenige städtische Hallen zur Verfügung. So bekommt der designierte Referent Jürgen Enninger einen Eindruck, was die Augsburger Vereine bewegt
Drei Monate vor seinem eigentlichen Amtsantritt konnte sich der designierte Sportreferent der Stadt Augsburg, Jürgen Enninger, bereits einen aufschlussreichen Eindruck von seinen künftigen Aufgaben verschaffen. Zu Gast in der Sitzung des Augsburger Sportbeirats, dem beratenden Gremium aus Vereins- und Verbandsfunktionären, erhielt er Einblick in deren Gemütslage, die geprägt ist von den Folgen der Corona-pandemie, Sparzwängen und dem Ärger um Belegungszeiten in städtischen Sportanlagen und Schulsporthallen.
Er freue sich sehr auf seine Aufgaben, betonte Enninger, der als Referent nicht nur für den Sportbereich, sondern auch für die Kultur zuständig sein wird, was im Vorfeld zu großen Diskussionen geführt hat. Wohl auch deshalb ging Enninger in seinen Begrüßungsworten und einer kurzen Vorstellung gleich in die Offensive und gestand, dass seine Biografie bis auf Aktivitäten im Schützenverein in Sachen Sport zwar „einige Mängel“aufweise, dass er aber Menschen, die sich selbst organisieren und aktiv werden, schätze und sich auf gute Zusammenarbeit mit den Sportlern freue. SportbeiratsHans-peter Pleitner stellte Enninger wiederum in Aussicht, dass die Sportler in Augsburg ein durchaus „kommunikativer Haufen“seien und man inder laufenden Legislaturperiode schon zusammenfinden werde.
Welches Redebedürfnis vorhanden ist, zeigte sich auch schnell bei der aktuellen Problematik rund um die Belegungszeiten für städtische Sportanlagen. Besonders weil aufgrund der umfangreichen Coronahygien esc hutz konzepte noch zahlreiche Schulturnhallen für die Vereins nutzung geschlossen sind. Manche Vereine, die auf diese Hallen angewiesen sind, können ihren Mitgliedern derzeit überhaupt kein Sportprogramm anbieten. Und es scheint, dass vor September nur mit wenig Besserung zu rechnen ist. „Stand heute gehen wir davon aus, dass im September wieder regulärer Schulunterricht stattfindet und dann auch die Turnhallen wieder uneingeschränkt zur Verfügung stehen “, sagte Petra Keller, Geschäftsführerin im Sport-und Bäder amt. Sie bat die Vereine um Verständnis, dass die Schulleiter die Hallen anderweitig nutzen oder aufgrund zusätzlicher Mehrkosten für die Reinigung oder baulicher Einschränkungen die Sportvereine noch nicht zulassen könnten.
Ebenfalls eine intensive Diskussion um Trainingszeiten stießen die Vertreter der Fußballabteilung des TSV Göggingen an. Das zugelassene Gäste-trio kritisierte die aufwendige Online-buchung einzelner Stunden und die immer stärker beschränkten Trainingszeiten im Karl-mögele-stadion, wo beispielsweise von Oktober bis März gar kein Spielbetrieb möglich war. Zudem würden Gögginger Mannschaften immer wieder von kurzfristigen Platzsperrungen wegen Schonung der Plätze überrascht. Ein geregelter Spielbetrieb sei da schwer zu reavorsitzender lisieren. „Wir haben Sorge, dass der Amateursport unter die Räder kommt“, sagte etwa Abteilungsleiter Karl-heinz Fischaleck mit Blick auf mögliche Kosten für Platzsanierungen und befürchtete Einsparungen zugunsten der Kultur.
Diesen Seitenhieb konterte Bürgermeisterin Martina Wild sofort und stellte klar, dass es keinerlei Grund gebe, die zwei Referatsbereiche gegeneinander auszuspielen. Es handle sich um eine rein organisatorische Verknüpfung, bei der jeder Bereich, Sport wie Kultur, sein Etatrecht und seine Berechtigung behalte. In Sachen Belegungszeiten verwies sie auf den direkten Austausch mit dem Sportamt und bezeichnete die Online-buchung im Vergleich zur Schlüsselgewalt von Vereinen als „gültig und sinnvoll“.
Auch Petra Keller vom Sportamt bestätigte, dass für die Organisation der Belegungszeiten eine gewisse Bürokratie notwendig sei. Rund 150 Segmente (Nutzungsflächen in städtischen Sportanlagen) würden vonseiten des Sportamts halbstündig vergeben. Der Andrang sei groß, die Online-buchung habe sich bewährt. „Wir sind in der Pflicht, die Anlagen für alle Nutzer ordentlich zu halten“, sagte Keller, zeigte sich aber gesprächsbereit, um mit dem TSV Göggingen eine Lösung zu erarbeiten. Auch die Sanierung des Stadions (Heizung und Kabinentrakt) soll über die Wintermonate in zwei weiteren Abschnitten zu Ende gebracht werden.