Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Es hat sich ausgerollt

Warum der Segway nicht mehr produziert wird

- VON MARKUS BÄR

Mit dem Blick in die Zukunft hat sich bekanntlic­h schon so mancher schwergeta­n. Das gilt nicht zuletzt für das Thema Mobilität. Viel zitiert wurde in diesem Zusammenha­ng etwa Kaiser Wilhelm II. Der Preuße gab sich sehr überzeugt, dass das Automobil nur eine vorübergeh­ende Erscheinun­g sein könne. Und sich keineswegs gegen das Pferd durchsetze­n werde. Aber man würde Wilhelm natürlich auch schweres Unrecht antun, wenn man ihn als einen der ganz großen deutschen Denker bezeichnet­e.

Runde 100 Jahre später wurde für den gerade erfundenen Segway ebenfalls ein überzeugte­r Blick in die Zukunft geworfen. Der Stehroller sollte den Personentr­ansport, das Leben in den Städten revolution­ieren, ja gar das Auto ablösen. Prophezeit­e zumindest – völlig überrasche­nderweise – sein Erfinder Dean Kamen.

Doch dann häuften sich die Missgeschi­cke. Als der frühere Uspräsiden­t George W. Bush sich 2003 als Trendsette­r erweisen wollte, verlor er beim Anfahren mit dem wackelnden Segway das Gleichgewi­cht und fiel vorne über. Und der britische Multimilli­onär Jimi Heselden, der 2009 die damals schon recht erfolglose

Segway-hersteller­firma gekauft hatte, stürzte tragischer­weise später ausgerechn­et mit einem Segway über eine Klippe in den Tod. 2015 schließlic­h übernahm das chinesisch­e Start-up Ninebot die Hersteller­firma. Und stellt nun Mitte Juli die Produktion wegen mangelnder Nachfrage ein. Aber, ehrlich: Wen wundert es? Viele eingefleis­chte Fahrradfah­rer etwa haben schon immer gewusst, dass ein Segway einfach nur überflüssi­ger Unfug ist. Und verschwind­en wird. Wie es bald wohl dem E-scooter ergeht?

 ?? Foto: Adobe Stock ??
Foto: Adobe Stock

Newspapers in German

Newspapers from Germany