Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Es hat sich ausgerollt
Warum der Segway nicht mehr produziert wird
Mit dem Blick in die Zukunft hat sich bekanntlich schon so mancher schwergetan. Das gilt nicht zuletzt für das Thema Mobilität. Viel zitiert wurde in diesem Zusammenhang etwa Kaiser Wilhelm II. Der Preuße gab sich sehr überzeugt, dass das Automobil nur eine vorübergehende Erscheinung sein könne. Und sich keineswegs gegen das Pferd durchsetzen werde. Aber man würde Wilhelm natürlich auch schweres Unrecht antun, wenn man ihn als einen der ganz großen deutschen Denker bezeichnete.
Runde 100 Jahre später wurde für den gerade erfundenen Segway ebenfalls ein überzeugter Blick in die Zukunft geworfen. Der Stehroller sollte den Personentransport, das Leben in den Städten revolutionieren, ja gar das Auto ablösen. Prophezeite zumindest – völlig überraschenderweise – sein Erfinder Dean Kamen.
Doch dann häuften sich die Missgeschicke. Als der frühere Uspräsident George W. Bush sich 2003 als Trendsetter erweisen wollte, verlor er beim Anfahren mit dem wackelnden Segway das Gleichgewicht und fiel vorne über. Und der britische Multimillionär Jimi Heselden, der 2009 die damals schon recht erfolglose
Segway-herstellerfirma gekauft hatte, stürzte tragischerweise später ausgerechnet mit einem Segway über eine Klippe in den Tod. 2015 schließlich übernahm das chinesische Start-up Ninebot die Herstellerfirma. Und stellt nun Mitte Juli die Produktion wegen mangelnder Nachfrage ein. Aber, ehrlich: Wen wundert es? Viele eingefleischte Fahrradfahrer etwa haben schon immer gewusst, dass ein Segway einfach nur überflüssiger Unfug ist. Und verschwinden wird. Wie es bald wohl dem E-scooter ergeht?