Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Von Augsburg nach Gotham City

Javicia Leslie spielt als erste Schwarze die Rolle der „Batwoman“. Es sind aber nicht die Hautfarbe oder die schwäbisch­en Wurzeln, die sie zur Superheldi­n machen

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Superhelde­n haben massive Muskeln, monumental­e Macht und sie sind meist maskulin. Dieses antike Muster ist natürlich längst überholt, die Heldinnen und Helden sind heute viel breiter aufgestell­t. Javicia Leslie hat nun allerdings ganz neue Maßstäbe im Superhelde­n-universum gesetzt. Die in Augsburg geborene Schauspiel­erin schlüpft als erste Schwarze in die Rolle der „Batwoman“. Entscheide­nd für ihre Verpflicht­ung waren aber vermutlich weder ihre schwäbisch­en Wurzeln noch ihre Hautfarbe, sondern etwas ganz anderes.

Trotzdem: „An alle kleinen schwarzen Mädchen, die davon träumen, eines Tages eine Superheldi­n zu sein ... Es geht!“, schrieb Leslie zu ihrer neuen Rolle auf Instagram. Dass das geht, hatte sie selbst wohl schon früh erkannt. Bereits in jungen Jahren war für die heute 33-Jährige klar: Eine Karriere als Schauspiel­erin soll es sein. Dem nicht unbedingt abträglich war der Umstand, dass sie mit ihrer Familie noch im Kindesalte­r von Augsburg, wo ihr Vater als Soldat stationier­t war, in die USA ging. Dort begann sie mit Auftritten in Talentshow­s und Theaterstü­cken früh, an ihrer Karriere zu basteln. Nach dem Studium an der historisch­en Hampton Universitä­t – hier studieren nur Schwarze – setzte Leslie alles auf eine Karte, ließ Freunde und Familie in Maryland hinter sich und zog nach Los Angeles. Dort gelang ihr der Durchbruch. In kleineren Tv-rollen sammelte sie ihre ersten Erfahrunge­n, bevor sie es unter anderem mit einer Rolle in der Us-comedyseri­e „God friended me“auf die große Bühne schaffte. Schon vor ihrer Ernennung zur „Batwoman“war Leslie also ein aufsteigen­der Stern am Hollywoodh­immel. Das wäre ihr in Augsburg wohl kaum so schnell gelungen. Die schwäbisch­e Bodenständ­igkeit hat sie sich aber erhalten. Wenn Javicia nicht arbeitet, verbringt sie ihre Freizeit mit ihrem Hund Judah und versucht, durch ihre Leidenscha­ft für Fitness und vegane Ernährung fit zu bleiben, heißt es etwa frei übersetzt auf ihrer Webseite. Diese Fitness dürfte sie künftig auch als erste schwarze „Batwoman“

brauchen. Die Heldin in der gleichnami­gen amerikanis­chen Tvserie ist nämlich das weibliche Pendant zu „Batman“– einem muskelbepa­ckten Milliardär, der die Stadt Gotham City vor dem Bösen beschützt. Allerdings mit einem entscheide­nden Unterschie­d: Die Hauptfigur in „Batwoman“ist lesbisch. Denn die Gerechtigk­eit für lesbische, schwule, bisexuelle, transgende­r und queere Menschen spielt nach Auskunft der Produzente­n eine zentrale Rolle in der Serie. Bisher wurde „Batwoman“deshalb von der genderflui­den weißen Australier­in Ruby Rose gespielt. Die verkündete im Mai aber überrasche­nd ihren Ausstieg. Mit Javicia Leslie ist nun wohl die perfekte Nachfolger­in gefunden. Denn die 33-Jährige ist nicht nur die erste schwarze „Batwoman“– sie ist auch bisexuell. Christoph Lotter

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Foto: Imago

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